Nachdem die durchwachsen aufgenommene Comic-Verfilmung „Suicide Squad“ letzten Sommer überaus (andere würden stattdessen „überraschend“ schreiben :-P) erfolgreich lief (immerhin der zehnterfolgreichster Film (Link) 2016), war es natürlich zu erwarten dass dies von weiteren Publikationen rund um die Anti-Helden der Task Force X begleitet werden würde. So ist nun auch die sechsteiligen Mini-Serie „Suicide Squad Most Wanted: Deadshot and Katana“ (Link) auf dem deutschen Markt erschienen. Die Comics wurden sozusagen halbiert, jeder der beiden Namensgeber bekam dabei seinen eigenen Sammelband. In dieser Rezension geht es dabei um die neue Origin-Story von Floyd Lawton a.k.a. Deadshot, welcher sich mit seiner Vergangenheit und einem Konkurrenz-Deadshot herumschlagen muss. Klingt etwas an den Haaren herbeigezogen, aber macht der Comic trotzdem Spaß? Profikiller Deadshot, mit bürgerlichem Namen Floyd Lawton, ist mittlerweile in Haft und kommt nur noch ab und zu mal raus, wenn er als Mitglied der Task Force X für die skrupellose Amanda Waller wieder einen selbstmörderischen Auftrag ausführen soll. Wie es sich für einen echten Schwerverbrecher gehört, hatte Floyd eine schlimme Kindheit mit noch schlimmeren Schicksalsschlag: Als Gangster in der Nachbarwohnung rumballerten, flogen die Kugeln durch die dünnen Wände und töteten auch noch seine Familie... Eine zu Tränen rührende Geschichte – Welche leider komplett erlogen ist! Als Floyd nun erfährt, dass sein bösartiger Vater im Sterben liegt (denn auch ohne schießwütige Gangster hatte er eine schlimme Kindheit, warum genau soll aber nicht gespoilert werden ;-)), verlässt er während eines Einsatzes sein Team um sich seiner Vergangenheit zu stellen. Seine Vorgesetzte Amanda Waller reagiert auf diese Pflichtverletzung nicht gerade zimperlich und schickt ihm seine Ex-KollegInnen auf den Hals. Ein brutaler Kampf in Floyds Elternhaus beginnt... Damit ist gerade mal die Hälfte der aus sechs Heften bestehenden Mini-Serie rum, die eigentlich auch an diesem Punkt hätte gut enden können. Doch das kreative Duo aus Starautor Biran Buccellato und dem in Deutschland lebenden Zeichner Viktor Bogdanovic setzt in der zweiten Hälfte nochmal eins drauf: Deadshot wird durch genau den ehemaligen Mithäftling ersetzt, dem er damals seine Kindheitsgeschichte gestohlen hat. Dieser neue Deadshot dreht aber schon beim ersten Einsatz durch, setzt sich von der Task Force X ab (nicht ohne dabei ordentlich Schaden am "Suicide Squad" anzurichten, versteht sich ;-)) und fordert den „originalen“ Deadshot Floyd zu einem tödlichen Duell. Das liest sich jetzt in der kurzen Zusammenfassung zugegebenermaßen alles ein wenig an den Haaren herbeigezogen, doch möchte ich meinen Lesern versichern dass die Geschichte von „Suicide Squad: Deadshot“ hochgradig spannend, überaus atmosphärisch und in ihrer Superschurken-Welt sogar logisch ist :-) Floyd schafft es im Handlungsverlauf, obwohl er ein skrupelloser Auftragsmörder ist, die Empathie und das Interesse des Lesers zu gewinnen, wenn man seine Handlungen auch nicht gutheißt. Der zweite Hauptcharakter des Comics ist Will Evans (der blaue „Konkurrenz-Deadshot“), welcher nicht ganz so tiefgehend, aber interessant charakterisiert wird und somit durchaus nachvollziehbar handelt – Ich gebe zu, ich wusste am Ende nicht ganz, wem ich eigentlich im großen Finale die Daumen drücken sollte :-D Die Story fokussiert sich stark auf diese beiden Hauptcharaktere, dabei natürlich primär auf den „echten“ Deadshot Floyd. Amanda Waller treibt die Geschichte mit ihren Handlungen voran, aber außer immer wieder „Du bist mein Werkzeug“ zu wiederholen kommt von ihr eigentlich nicht viel, sie ist damit aber immerhin die einzige echte Nebendarstellerin in der Handlung. Die anderen „Suicide Squad“-Mitglieder sind nicht mehr als Statisten, sie bleiben recht blass im Hintergrund, lediglich Publikumsliebling Harley Quinn bekommt ein paar individuelle Momente. Von den Zeichnungen her bietet „Suicide Squad: Deadshot“ gehobenen Durchschnitt mit detailreichen Zeichnungen und einer dreckig-düsteren Kolorierung. Da gibt es nix zu meckern, ebenso wenig wie bei der Druckqualität vom „Panini Verlag“ (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte). Der Preis von 16,99 € für 140 Seiten im Softcover ist da durchaus angemessen. Das auf 333 Exemplare limitierte Hardcover (Link) kostet 29 €. Fazit: „Suicide Squad: Deadshot“ (Link) ist zuvorderst ein atmosphärisch dichter Sammelband mit einer interessanten Geschichte. Dabei zeichnet sich diese Mini-Serie aber dadurch aus, dass sie es schafft, das erzählerische Niveau und die Spannung konstant auf dem gleichen hohen Level zu halten. Für erwachsene Leser, die sich für Comics rund um das „Suicide Squad“ interessieren, eine eindeutige Kaufempfehlung :-D
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