Es ist ziemlich genau ein Jahr her, dass ich mit „Kaisersturz“ den ersten Teil von Felix Münters „Imperium von Westrin“-Trilogie rezensierte. Eigentlich bin ich ja kein Fantasy-Leser, aber mit letztendlich 84 % überraschte mich der Autor überaus positiv. Bei dem im Frühjahr erschienenen Mittelteil „Exil“ legte Felix nochmal eine Schippe Lesespaß drauf und erreicht somit 86 %, außerdem steigerte sich meine Vorfreude auf das Trilogie-Finale immens. Nun also ist es da :-) Und ich frag mich natürlich, wird es noch besser oder werden meine hohen Erwartungen enttäuscht?
Eine kurze Rekapitulation der vorherigen Bände: Das im ersten Band „Kaisersturz“ gefallene „Imperium von Westrin“ ist ein an das antike Rom erinnerndes Fantasy-Reich, welches nach vielen Jahrhunderten der Dominanz durch einen gemeinsamen Feldzug mehrerer kleinerer, umliegender Nachbarstaaten und nordischer Clans im Handstreich erobert wurde. Während eine kaisertreue Heldentruppe zwar nicht mehr den zu allem Übel auch noch verratenen Kaiser, aber immerhin noch dessen beide Zwillingskinder retten kann, zerfleischen sich die einstmals verbündeten Eroberer gegenseitig... „Exil“ macht einen Zeitsprung von zehn Jahren: Die im neutralen Seekönigreich versteckt lebenden Kaiserzwillinge Arcadius und Passara werden im zweiten Teil enttarnt, was dem mittlerweile durch Verrat und Intrigen zum beinahe kontinentalen Alleinherrscher aufgestiegenen Fercino-König Atanasio natürlich gar nicht passt. So begleitet der Leser im überaus gelungenen Trilogie-Mittelteil beide Seiten dabei, wie sie sich auf die unausweichliche Entscheidungsschlacht um die Zukunft des Kontinents im nun endlich erschienenen drittel Band „Schicksal“ vorbereiten. Und – so viel sei ohne Spoiler verraten – diese Endschlacht wird kommen! Allerdings ganz anders, als sich dies die Romanfiguren und auch die Leser gedacht haben...
„Schicksal“ knüpft genau dort an, wo „Exil“ aufgehört hatte: Arcadius, der jugendliche Kaiser ohne Reich, hat sich mit dem Seekönigreich und den von König Atanasio betrogenen Al-Asmari verbündet, um eine Invasion zur Rückeroberung des Kontinents zu beginnen. Gleichzeitig startet der mittlerweile von den meisten nördlichen Clans als Hochkönig akzeptierte Fearghas seinen eigenen Rachefeldzug und auch Athanatoi Origen beginnt mit seinem wiederentdeckten Orden dasselbe. Der von Feinden eingekreiste König Atanasio hätte also allen Grund zur Sorge, doch konzentriert er sich lieber weiterhin auf die Eroberung der letzten verbliebenen unabhängigen Regionen des Kontinents, um sich dann in aller Ruhe den Kaiserzwillingen widmen zu können. Dabei setzt er seine Hoffnung auf den Blutmagier Niccolo, welcher aber, wie schon in den vorherigen Teilen, seine ganz eigenen Eroberungspläne verfolgt...
Felix Münter kann in diesem finalen Band ganz klar von der großen Riege an Handlungsfiguren profitieren, welche er in den vorherigen beiden Bänden bis in die kleinste Nebenrolle teils sehr umfangreich eingeführt hatte. Dafür werden im Verhältnis zu den Vorgängern recht wenige neue Personen eingeführt, was der Übersichtlichkeit durchaus zugute kommt. Schön ist, dass dabei nahezu allen Prota- und Antagonisten – wobei, eigentlich sind fast alle Charaktere der Romanreihe Antagonisten, da selbst die „Helden“ eher dunkelgrau anstatt weiß sind – eine wichtige Funktion in der Gesamthandlung zukommt, was zeigt, wie sehr sich der Autor von vornherein Gedanken über den Metaplot gemacht haben muss. Dabei sind die meisten Personen allerdings charakterlich schon fertig entwickelt und bekommen kaum neuen Facetten hinzu, außerdem werden einige Haupt- zu Nebenrollen degradiert (allerdings auch umgekehrt ;-)).
Aber die Etablierung von Figuren ist ja auch eher die Aufgabe von Auftakt und Mittelteil, im großen Finalband geht es natürlich darum all die aufgeworfenen Handlungsstränge zu einem vernünftigen Ende zu bringen :-) Und es sei vollkommen spoilerfrei gesagt: Felix schafft dies überaus befriedigend! Dabei scheut er sich letztendlich, und das ist jetzt sowohl ein großer Spoiler als auch ein kleiner Kritikpunkt, jedoch – wie schon im Vorgänger – die Brutalität und Tödlichkeit seines Romanuniversums auf die Protagonisten anzuwenden. Zugegeben, nach all der Meuchelei gerade im zweiten Teil, hatte ich schon den einen oder anderen dramatischen Heldentod erwartet :-P Aber hierbei erfüllt der Autor die Erwartungen des Lesers nicht, ebenso nicht wie beim Ende des Buches. Denn die erwartete Endschlacht – tatsächlich etwas, worauf ich mich drei Bände lang gefreut habe – fällt in mehrfacher Hinsicht aus und wird stattdessen durch ein zwar mindestens genau so blutiges, aber fast schon intimes Finale mehrerer wichtiger Hauptfiguren ersetzt. Eine interessante Idee, welche die konsequente Umsetzung von Felix Münters Versprechen, keine klassischen Fantasy-Klischees zu bedienen, aufzeigt. Noch zwei Kapitel vor Schluss hatte ich absolut keine Ahnung, wie die Handlung aufgelöst werden sollte.
Epische Schlachten beziehungsweise gerade am Anfang eher Guerilla-Scharmützel gibt es allerdings schon, auch wenn diese bis auf wenige Ausnahme eher kurz und fast schon nebenbei abgehandelt werden. Was ein wenig schade ist, da der Autor – nach der bereits wirklich guten Seeschlacht des zweiten Teils – endlich das richtige Timing und den richtigen Detailgrad gefunden hat, um die Kämpfe plastisch und nachvollziehbar zu beschreiben. Generell findet er dabei auch den passenden Grad an Gewalttätigkeit, welche nicht verharmlosend oder verherrlichend wirkt, allerdings mindestens ein bis zwei Stufen unter dem Level vom Ende des Mittelteils liegt. Die Qualität seiner Schreiberei bleibt dabei auf gewohnt hohem Niveau; die Texte lesen sich flüssig, aber tatsächlich haben mir dieses Mal gar ein wenig die typischen sprachlichen Spielereien gefehlt – Immerhin, einmal wird ein Verräter dem Schwert übergeben und einmal eine Stadt den Flammen überantwortet ;-) Auch das Lektorat hat gut gearbeitet, sodass ich den Preis von 14,95 € für ein fast 500 Seiten dickes Taschenbuch (welches allerdings noch nicht erschienen ist) beziehungsweise aktuell 2,49 € für das eBook (welches mir der Autor dankenswerterweise zur Verfügung gestellt hat) als absolut gerechtfertigt ansehe.
Fazit: Genau so muss eine Trilogie enden! Die Handlung ist durchweg spannend und vor allem unvorhersehbar, die Orte und Figuren werden durch den bildhaften Schreibstil leicht vorstellbar zum Leben erweckt. Der abschließende Band „Schicksal“ (Link) hat es sogar noch ein wenig besser als die beiden Vorgänger geschafft mich in seinen Bann zu ziehen, und bekommt daher mit 88 % beziehungsweise 4,4 / 5 die beste Wertung der gesamten Reihe. So habe ich ein lachendes (toller Roman) als auch ein weinendes Auge (Trilogie abgeschlossen). Mittlerweile fühle ich mich in Westrin heimisch und freue mich daher umso mehr, dass Felix Münter (Link) schon drei weitere SpinOff-Romane (Link) angekündigt hat!