Als ich nun vorgestern auf der „DreieichCon“ war und so am Stand der „Redaktion Phantastik“ (Link) rumlungerte, um die neusten Infos zur „Wolsung“-Übersetzung zu ergattern, wurde mir von den sympathischen Verlegerinnen Sylvia und Ulrike das „Private Eye“-Abenteuer „Der Schrecken von Randall Castle“ mit den Worten empfohlen, es sei besonders gut für mich geeignet. Da war mein Interesse an der Neuauflage eines echten Klassikers (Nummer 2 der Abenteuerreihe, mittlerweile sind wir ja schon bei Nummer 10 angekommen) geweckt und ich war natürlich auch gespannt, ob mich die beiden Damen wirklich schon so gut kennen ;-) Dieser ursprünglich 2005 erschienene Abenteuerband (das ist so lange her, dass dort drin noch die 3. Auflage des Regelwerks beworben wird – mittlerweile sind wir ganz aktuell bei Auflage 5!) enthält zwei spannende, leicht mysteriöse Detektiv-Fälle: Da ist erstens der namensgebende Kriminalfall „Der Schrecken von Randall Castle“, bei welchem die Ermittler eigentlich nur als Aufpasser in ein einsames Schloss auf einer sturmumtosten Insel geschickt werden: Lord Howard ist gestorben, die ganze miteinander verfeindete Verwandtschaft ist nun zur Testamentseröffnung geladen. Die Stimmung ist untereinander und auch den Ermittlern gegenüber feindselig, wandelt sich jedoch rasch in Panik als die ersten Erben ermordet werden – Während durch die alten Schlossmauern gruselige Dudelsack-Musik erschallt! Da die Insel, bis auf die Erben sowie einige wenige Bedienstete, verlassen ist, muss sich der Mörder also unter den Erben befinden... Das mit 40 Seiten recht umfangreiche Abenteuer bietet mehr als ausreichend Material für den Spielleiter: Die wertelosen NSCs sind gut charakterisiert, es gibt detaillierte Beschreibungen der Handlungsorte und der Hintergrundgeschichte. Die als reiner Detektiv-Plot angelegte Handlung (knallige Action gibt es „Private Eye“-typisch nicht) ist spannend und logisch, höchstens der Einstieg wirkt ein klein wenig zurechtgebogen. Sobald man aber auf der Insel festsitzt und das erste Mal die Dudelsack-Musik erklingt (Profi-Tipp von Sylvia: Zur Spielrunde eine entsprechende CD etc. abspielen :-)), ist man aber mitten drin im Abenteuer. Umfangreich wird dem Spielleiter der ideale Ablauf des Kriminalfalls beschrieben, aber da der Handlungsort ja doch eher begrenzt ist (Schloss plus einsamer Insel drumherum) kann man sich doch auch als SL-Anfänger an dieses Abenteuer wagen - Da die Detektive nicht ganz so weit vom Handlungsstrang wegermitteln können ;-) Sowohl für Spieler als auch Spielleiter empfehlenswerter ist es aber, mit dem besonders für Einsteiger geeigneten zweiten Kriminalfall zu beginnen... „Eine Studie in Scharlachrot“ orientiert sich sehr eng an der gleichnamigen literarischen Vorlage von Sir Arthur Conan Doyle, bekanntermaßen dem ersten „Sherlock Holmes“-Roman überhaupt. In einem unbewohnten Haus wird ein über und über mit Blut bespritzter, aber körperlich unversehrter Toter gefunden. Noch während die Ermittler seine Identität feststellen, gibt es eine weitere Leichte – Der Beginn einer mysteriösen Mordserie? Mit 26 Seiten nicht ganz so umfangreich, eignet sich dieser eher lineare Mordfall besonders auch für System-Einsteiger. Beispielsweise kann ich mir sehr gut vorstellen, „Eine Studie in Scharlachrot“ auf einer längeren Con-Runde anzubieten oder an einem verregneten Abend durchzuspielen. Die Hinweise für die Ermittler sind zahl- und hilfreich, sodass man auch ohne um die Ecke zu denken auf den Mörder kommen sollte. Lediglich an einer Stelle – die sich hier wieder eng am Roman orientiert – wäre ich nie auf die Lösung gekommen, aber hier kann ein findiger Spielleiter ja geschickt railroaden um die Handlung voranzutreiben. Wie die Ermittler, kann bei diesem Abenteuer auch der Spielleiter ein Einsteiger sein, da es für diesen viele Tipps gibt, gutes Handout-Material und eine ordentliche NSC-Charakterisierung. Beide Abenteuer sind übersichtlich gelayoutet sowie, bis auf einige wenige Stellen, ordentlich lektoriert. Sie bieten viele (oft auch sehr sehenswerte) Illustrationen, Handouts und Karten, welche die Textmenge auflockern. Die Druckqualität ist auf gewohntem Niveau, sodass ich die 13,95 € für das 72-seitige Softcover eines Kleinstverlages als durchaus angemessen betrachte. Fazit: Anscheinend haben Sylvia und Ulrike besonders gut ermittelt, als sie mir „Private Eye: Der Schrecken von Randall Castle“ (Link) als besonders gut für mich geeignet empfahlen. Denn für mich ist dieser zweite Abenteuerband der bisher beste :-D