Ich weiß nicht, ob es nur mir so vorkommt (oder ob ich eine veränderte Wahrnehmung durch diesen Blog habe), aber in den letzten Jahren scheinen Brettspiele wieder beliebter und mehr von der breiten Masse akzeptiert zu werden. Dadurch versuchen sich auch immer mehr Spieler selbst daran, mal ein eigenes Spiel zu entwickeln (ich übrigens auch, und der arme Blog-Namensgeber Stephan musste darunter schon oft leiden :-P). Durch das wahnsinnig erfolgreiche Crowdfunding von „Ulisses Spiele“ wurde nun auch „The Kobold Guide to Board Game Design“ ins Deutsche übersetzt, um aus solchen Designer-Nieten wie mir richtige Brettspiel-Autoren zu formen. Na, ob das klappt? „Des Kobolds Handbuch des Brettspieldesigns“ ist ein 144 Seiten starkes Softcover mit Texten von Gerne-Größen wie Richard Garfield („Magic: The Gatering“), Dale Yu (“Dominion“) und Steve Jackson (muss ich nicht wirklich erklären, oder?). Die insgesamt 20 Texte (plus Vor- und Nachwort) sind dabei in vier Kapitel aufgeteilt:
1. Konzeptionierung: Die Regeln sind nicht das Spiel; Spiel mehr Spiele; Spielflussregulierung – Drei-Akt-Struktur, genau wie Gott und Aristoteles es vorsahen; Metapher vs. Spielmechanik – Kämpfe nicht gegen die Fusion; Wessen Spiel ist es denn nun? 2. Design: Wie ich ein Spiel designe; Designe intuitiv; Komm rein und bleib eine Weile – Das Designen von Einstiegsspielen, um neue Spieler anzulocken; Die schönsten Spielmechaniken; Strategie ist Glück; Machen wir es interessanter – Designen von Glücksspielen 3. Entwicklung: Die Entwicklung von Dominion – Worum es in der Spieleentwicklung geht; Exponentiell denken – Die schwierige Aufgabe ein Sammelspiel ins Ungleichgewicht zu bringen; Den Spaß stehlen; Präzise Regeln schreiben; Es ist nicht fertig, bis sie sagen, dass es fertig ist – Das Wer, Was, Wo, Wann und Warum des Testspielens 4. Präsentation: Unglaubliche Fehler beim Erstellen eines Prototypen; Alles, was du schon immer über Prototypen wissen wolltest* (*aber bisher nicht zu fragen wagtest); Life`s a Pitch – Wie du dein Spiel lizensierst; Von der Veröffentlichung eines Spiels – Der Prozess vom Vorschlag zum Druck
Eine ganze Menge an fachkundigen Texten also, welche von der Überschrift her nicht immer ganz genau wiedergeben worum es eigentlich geht. Dafür lesen sie sich überraschend flott, gerade auch wenn die Autoren abgehen von der reinen Theorie hin zu Anekdoten. Und das trotz des recht nüchternen Layouts: Die Schriftgröße ist ein wenig sportlich geraten und generell wird man – aber da kann der deutsche Verlag nichts für – von einer trockenen Textwüste erschlagen. Dafür haben Übersetzer und Lektorat gut gearbeitet, daher sind die 14,95 € für so eine Ansammlung geballten Wissens vollkommen in Ordnung. Fazit: Wer mit dem Gedanken spielt, selber ein Brettspiel zu designen, sollte vorher unbedingt dieses Buch lesen. So kann man sich von vornherein einige Fehlschläge und genervte Testspieler ersparen ;-)
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