Comic-Adaptionen von Phantastik-Romanen, noch dazu aus dem franko-belgischen Raum, haben beim „Splitter Verlag“ ja eine gewisse Tradition. Mit großer Verzückung sei etwa an die Kollaborationen von Fred Duval & Michel Bussi erinnert (zuletzt in „Beim Leben meiner Tochter“ (Link)) oder an Sébastien Goethals Meisterwerk „Die Zeit der Wilden“ (Link). Mit „Der Hüter des Weltenbaums“ gesellt sich nun ein weiterer Titel in diese illustre Reihe, nämlich die grafisch opulente Umsetzung des Mitte der 90er von Laurent Genefort geschriebenen Fantasy-Romans „Les Chasseurs de sève“. Na mal schauen, ob er heutzutage noch zeitgemäß ist... Der Weltenbaum ist ein riesiger, kilometerhoher Baum, in dessen zahllosen Ästen sich ein komplexes Ökosystem mit allerlei Pflanzen und Monstern etabliert hat. Wobei das größte Monster natürlich der Mensch ist, dessen zahllose Stämme gegeneinander Krieg führen. Und so wird eines Tages der gesamte Stamm des „Baumexperten“ bzw. Suchers Pierig ausgelöscht, nur er überlebt als Gefangener des konkurrierenden Saftjäger-Stammes. Denn auch dieser hat festgestellt, dass sich der Weltenbaum langsam seinem Ende nähert, und so soll Pierig eine Lösung finden. Unter der Leitung der brutalen Häuptlingstochter Reva macht sich nun ein kleines Expeditionsgrüppchen auf, um sozusagen vom höchsten Ast hinunter zur Wurzel allen Übels hinabzusteigen, um den Weltenbaum und damit auch den Saftjäger-Stamm zu retten. Ein schwieriges Unterfangen, denn einerseits stellen sich zahllose Giftpflanzen, Monster und konkurrierende Stämme in den Weg; andererseits versucht Pierig natürlich die ideale Gelegenheit zur Flucht zu finden... Ich bin gerade sehr in Versuchung zu behaupten, dass das hier eine ziemlich abgedroschene Fantasy-Abenteuergeschichte ist. Die „Heldengruppe“ reist von A nach B nach C, trotzt dabei allerlei Gefahren, außerdem knackt der gutherzige Protagonist die superfiese Domina-Expeditionsleiterin. Achja, und irgendwas mit Umweltschutz und so, weil ja die Natur stirbt :-P Aber irgendwie widerstehe ich dann doch der Versuchung, denn trotz aller Unzulänglichkeiten und aller Klischees, sowohl was die Handlung an sich als auch die Charakterentwicklung & Gruppendynamik angeht, bleibt man doch bis zum Ende der 112 Seiten dicken Comic-Adaption bei der Stange. Und das liegt nahezu ausschließlich an der phantasievollen Fantasy-Welt, welche durch Alexandre Ristorcelli (der als Multitalent auch als Scenarist und Co-Kolorist verantwortlich war) wirklich farbenfroh und kreativ umgesetzt wurde. Und damit ist diese neuste franko-belgische Roman-Umsetzung aus dem Hause „Splitter“ (wieder Danke für das Rezi-Exemplar) dann auch primär für die Fantasy-Fans geeignet, deren Fokus auf schönen Bildern liegt anstatt auf einer guten Geschichte. Fazit: „Die Hüter des Weltenbaums“ (Link) bietet eine ziemlich klassische Fantasy-Abenteuergeschichte – Und zwar nicht im positiven Sinn, hier merkt man das Alter deutlich. Hübsche Zeichnungen und eine insgesamt kreative Welt machen diesen Band aber trotzdem für Comic-Fans interessant.
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