Und es wird wieder mal Zeit für ein Indie-Interview, denn der Strom an motivierten Nachwuchsautoren reißt einfach nicht ab :-D Diesmal stellt Hannes Hunssdorff sein Rollenspiel "Millennium" vor, welches mit einem alternativen 2. Weltkrieg ein kontroverses Szenario bietet und zudem mit einigen interessanten Spielmechaniken aufwartet.
Hallo Hannes. Bevor wir über Dein Rollenspiel reden, stell Dich doch bitte erstmal den Lesern vor.
"Heyho, mein Name ist Hannes, meist unter dem Nickname „Slenderman“ bekannt. Ich bin 22 Jahre jung, Single und wohne im schönen Marktkräflerland. Fantasie und der 2. Weltkrieg begeistern mich immer wieder. Genauso gerne schaue ich Anime-Serien und spiele mit Vorliebe Zombie-Spiele. Das Interessante an mir selber ist, finde ich, dass ich im normalen Leben freundlich und sozial bin und gerne teile, jedoch in Rollenspielen (vor allem in Pen and Paper) asozial, gierig und egoistisch bin :D Seit ca. 2 Jahren spiele ich jetzt regelmäßig mit meiner Gruppe Pen and Paper, wobei wir jedes Rollenspiel selbst entworfen haben, weil wir zum einen zu faul waren uns als Neulinge in ein großes Regelwerk einzulesen und unsere eigene, individuelle Welt haben wollten. Die ersten drei Spiele waren natürlich alles andere als ausgereift und dienten nur dazu, sich mit der Materie vertraut zu machen und wer am besten von uns den Spielleiter spielen kann. Das Jetzige ist uns (vor allem dem Spielleiter, wir als Spieler haben nur geholfen) sehr gelungen und steht kurz vor der Vollendung mit kostenloser Veröffentlichung. Warum? Ganz einfach: Es ist sehr lustig, und nicht kompliziert (anfängerfreundlich, da es kein großes Regelwerk gibt).Wir wollen das mit Anderen natürlich teilen."Du arbeitest gerade an einem eigenen Rollenspiel. Gib den Lesern doch mal einen ersten Überblick.
"Das Rollenspiel wird vermutlich den Namen „Millennium“ tragen, eine Anspielung an die Anime Serie „Helling Ultimate“. Es wird in der Zeit des 2. Weltkriegs spielen, in dem die Spieler auf Seite der Amerikaner gegen Deutschland kämpfen; mit dem Ziel, die Führungskräfte und Hitler zu besiegen/töten. Die Spieler werden einige Manöver und Aufgaben erfüllen, wobei sie sich einen Namen machen und Ruf ernten. Im Spielverlauf wird Hitler aber durch Deutsche selbst gestürzt und eine neue Führungsreihe, das Wolfsbataillon, entsteht. Welches Forschungsexperimente durchführt, um stärkere Soldaten zu erschaffen. Ab hier werden die normalen Soldaten nach und nach zu intelligenten Zombies, Vampiren und Werwölfen. Das Wolfsbataillon wird zum Hauptziel der Amerikaner, doch da die Führungsleute keine normalen Menschen mehr sind und jeden Angriff der Amerikaner abwehren, entscheidet man sich, eine Spezialeinheit ebenfalls mutieren zu lassen, um mit der gleichen Stärke den Feind zu besiegen."Kannst Du bitte das Setting des Spiels erläutern. Warum genau dieses?
"Der Großteil wird im Westen, also Frankreich abspielen. Als Übersichtskarte verwende ich vielleicht eine Karte aus Google Maps oder historischen Luftaufnahmen. Auf diese kommen Schlüsselpunkte wie Dörfer, wichtige Stellungen, Flughäfen etc. Dazu werde ich auf Papier kleine Skizzen für Gefechte, Deckungsmöglichkeiten und Planung von Hinterhalten zeichnen. Im Verlauf wird es Spezialeinsätze geben, z.B. an der Ostfront, in der Wüste oder Luft und Meer. Ja, man wird auch Panzer fahren, Fliegen dürfen und Geschütze von Schiffen verwenden. Was noch besonders ist, dass es möglich sein wird, Verstärkung in Form von Infanterie, Panzer, Flug- und Artillerieunterstützung anzufordern, was allerdings Geld kosten wird. Doch damit man das nicht ausnutzt, kann es passieren, dass ein anderer Schlüsselpunkt vom Feind besetzt wird, da die Abwehr geschwächt wurde, da die Verstärkung ja nicht aus dem Nichts aufkreuzen kann, sondern von anderen Punkten abgezogen wird."Und kamen erst die Regeln oder erst das Setting?
"Ganz klar zuerst das Setting. Ich wusste was für eine Welt ich bauen will und wie die Geschichte sein soll. Da ich noch ganz am Anfang der Entwicklung stehe, kommen die Regeln nach und nach."Wo wir bei den Regeln sind, erzähl doch darüber bitte ein paar Worte. Welche Spielmechaniken, also beispielsweise Würfelsystem und Charakterentwicklung, werden verwendet?
"Gewürfelt wird hauptsächlich mit dem 20-seitigen Würfel. Wie häufig kommt darauf an, wie viele Proben-Fertigkeiten genutzt werden müssen. Zum Beispiel für ein Angriff mit einem Gewehr muss man auf Stärke und Fernkampf mittelschwer würfeln. Die Fertigkeitszahlen werden addiert (z.B. 11+10=21), dann wird 2-mal der 20er gewürfelt und diese Zahlen addiert. Liegt man mit der Wurfzahl dann kleiner/gleich 21 ist bestanden und man trifft. Je stärker man nach oben abweicht, desto eher kann es passieren das etwas Dummes passiert. Bei einer 20 hätte man kritisches Pech, bei einer 1 Glück mit zwei- bis dreifachem Schaden oder auch Stunts. Bei manchen Situationen gegen die Spielwelt/Physik oder NPC´s wird gegen die Spieler gewürfelt, ob ein anderer NPC z.B. einen Diebstahl bemerkt. Zur Charakterentwicklung sind dem Spieler fast keine Grenzen gesetzt. Ich werde nur vorgeben, wie viel Punkte sie in den Hauptattributen haben (abhängig von der Klasse), die Malis und Anfangsinventar. Fertigkeitspunkte werden nur durch spezielle Items wie Amulette oder Kleidungsstücke aufwertbar sein, nicht durch Erfahrungspunkte. Ein Wunsch meiner Gruppe war noch, psychische Belastbarkeit einzubauen, bei der sie zum Einen selbst moralisch entscheiden müssen, ob sie Gefangene, eine Frau mit Kinderwagen (die eventuell eine Panzerfaust im Kinderwagen hat) oder Jugendliche als Bedrohung ansehen oder ihnen helfen. Fürs Töten werden sie psychischen Schaden bekommen, helfen sie anderen Personen, können sie ihre Psyche wieder aufrappeln. Um mehr Spannung zu erzeugen, werde ich als Spielleiter immer versteckt auf ihre Körperkraft und Vitalität (da bin ich mir noch nicht sicher auf was ich wähle) würfeln, um zu ermitteln ob sie psychischen Schaden erleiden; wie viel sie bekommen bleibt aber geheim. Situationen, die auf die psychische Belastung gehen, sind z.B. Dauerbeschuss und ein schreiender, verletzter Soldat in der Nähe. Übersteigt der Schaden den Vitalitätswert, beginnt eine zufällige psychische Krankheit sich nach und nach im Spieler zu verbreiten."Eine Besonderheit ist, dass es auf Gruppenkämpfe ausgelegt ist. Kannst Du dies bitte näher erläutern? - Wie weit ist die Entwicklung bisher fortgeschritten? Und wo kann man es antesten?
"Es wäre recht seltsam, wenn man in einem Weltkrieg nur gegen 2 - 3 Gegner kämpfen würde. Daher beschloss ich, Gruppengefechte zu implementieren. Man wird oft gegen Gegnergruppen von 5 - 30 oder gar mehr kämpfen. Wie genau das Kampfsystem aussehen wird, bin ich noch am Testen. Am besten gefällt mir das System, 5 - 10 Gegner als einen Gegner zu setzen, dessen Hitpoints und Schaden sich zusammenfügt und abnimmt, wenn NPC´s dieser Gruppe sterben. Angeschlagene Gegner der Gruppe werden markiert, da es auch seltsam wäre, wenn ein Spieler einen NPC´s auf 5 HP bringt, der 2. Spieler diesen mit einer 20 Schaden-Waffe angreift und die ganze Gegnergruppe 20 HP verliert. Offiziere werden das Verhalten der NPC´s verbessern, um besser Deckung zu finden oder sich auf einen Spieler zu konzentrieren. Um nicht gleich nach einem Gruppentreffer tot zu sein, werden NPC´s ca. 50% des normalen Schaden verursachen. Die Entwicklung steht noch ganz an Anfang und daher kann man es noch nicht antesten."Plauder doch mal aus Entwickler-Nähkästchen: Wie entwickelt man so ein Rollenspiel? Und wie wird das fertige Produkt aussehen?
"Das Schwerste am Entwickeln ist meiner Meinung nach das Kampfsystem, gefolgt von der Währung und den Preisen. Hat man dieses, baut man nach und nach eine Spielwelt, Regeln, Waffen und Lebewesen drumherum. Wenn mein Spiel mal fertig entwickelt ist, soll es eine offene Welt haben, mit der Möglichkeit Gebiete einzunehmen, vielen Zufallselementen, einer guten Auswahl an Waffen und Fahrzeugen sowie einer guten Story. Ein Regelbuch wird es, wenn, nur im kleinen Style geben, um den Spielern mehr Freiheit und Individualisierungsmöglichkeiten zu geben. Nur das Kampfsystem, Verhalten, Fahrzeugen und Gegner sowie paar andere Einzelheiten zum Verständnis werden drin sein, nicht etwa was man zum Craften eines Stuhls braucht :-D "Was würdest du anderen Autoren raten, die auch ein eigenes Rollenspiel entwickeln wollen?
"Bevor ihr anfangt, seit euch sicher, was für eine Welt, Story und Mechanik ihr haben wollt. Außerdem sollte man mit seiner Spielgruppe einige wichtige Dinge im Vorfeld klären:Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg :-)- Soll es actionreiches oder realistisches, ernsthaftes Spiel werden? - Darf man nach dem Tod mit einem neuen Charakter respawnen? - Wie schwer sollen Kämpfe sein? - Wie physikreich sollen die Welt und Handlungen sein? - Wie sehr soll es logisch und zeitgemäß sein? Zum Beispiel bei Welten aus der Vergangenheit, dürfen im europäischen Mittelalter schon die ersten Pulverschusswaffen als Spezialwaffe auftauchen?Anregungen, was eure Spieler gerne hätten oder auf keinen Fall wollen, sollten ebenso berücksichtigt werden, da man dann gleich bei der Entwicklung darauf eingehen kann. Lasst euch von euren Freunden bei der Ideensammlung und Erstellung helfen oder fragt in Foren nach, falls ihr etwas nicht wie gewünscht umsetzen könnt. Und sich Zeit lassen ist das A und O. Baut langsam eure Welt und Regeln zusammen, testet mit eurer Gruppe oder Anderen die Systeme, um im Vorfeld schwere Fehler und Bugs zu beheben und sträubt euch nicht davor, zwischen den Spielsitzungen Inhalte und Systeme zu ändern oder neu reinzubringen. Schließlich sollte das erste Spiel eine Beta-Version sein. Und wenn es nicht klappt, Kopf hoch und neu entwickeln, aus Fehlern lernt man. Dieses Spiel wird übrigens auch mein zweites selbst entworfenes Pen and Paper werden, das erste war voller Bugs und Unklarheiten. Jetzt weiß ich, was ich anders machen muss!"
"Gruß und danke fürs Lesen ;) Hannes alias Slenderman"