Felix A. Münter, preisgekrönter deutscher Erfolgsautor mit einer fast schon beängstigend hohen Veröffentlichungsfrequenz (besonders wenn man bedenkt wie umfangreich seine Werke sind und welch hohe Qualität sie haben), hat wieder mal einen Roman geschrieben. Mit dem dritten Teil der „The Rising“-Buchreihe – welcher laut Autor übrigens auch vollkommen ohne Kenntnis der beiden Vorgänger genießbar sein soll – erwarten den Leser wieder 420 Seiten postapokalyptischen Lesestoff. Der Umfang ist also wieder „Münter-typisch“, aber bleibt auch die Qualität auf gewohntem Niveau? Ich muss zu allererst bekennen, dass ich die beiden Vorgänger „Neue Hoffnung“ und „Das Gefecht“ nicht gelesen habe. Und damit habe ich mich noch nicht genug bekannt: Ich habe generell noch nie irgendetwas Postapokalyptisches gelesen. Doch Felix (Link) versprach, als er mir ein Rezensionsexemplar anbot, man könne ohne jede Vorkenntnis (sowohl was die Bücher als auch was das Genre betrifft) einsteigen. OK, diese Herausforderung habe ich dann gerne angenommen :-) 2063: Die Zivilisation, wie wir sie kennen, ist untergegangen. Nach Jahrzehnten des Verfalls und der Kämpfe zwischen einzelnen Clans und Banden entstand die Union, ein Zusammenschluss zahlreicher Gemeinden. Dieser Staat besteht nun schon seit 7 Jahren, ist dabei sogar recht stabil, wird zu Beginn des Buches aber durch eine Entführung erschüttert: In der Hauptstadt Yard werden am helllichten Tag der Sohn des Präsidenten sowie die Tochter des Oberbefehlshabers der Armee entführt. Die Entführer fordern den Rücktritt des Präsidenten, welcher ein Jahr vor der ersten freien Wahl noch schnell das unpopuläre Gesetzesvorhaben über eine einheitliche Währung durchdrücken will. So fällt der Verdacht natürlich rasch auf die Opposition, die Fraktion der Händler, welche durch eben dieses Gesetz viel Macht und Wohlstand einbüßen könnte. Eris, mittlerweile Berater des Präsidenten und eine der Hauptfiguren der Vorgängerbände, beginnt mit den Ermittlungen. Doch offensichtlich scheinen die Entführer bis in höchste Kreise vernetzt zu sein, denn niemand kann ihnen habhaft werden. Und als auf Eris dann auch noch mehrere Angriffe erfolgen, eskaliert die Lage in der Hauptstadt immer weiter… Erst mal zur Klarstellung: „The Rising: Neue Fronten“ ist kein typisches Postapokalypse-Buch. Weder finden sich hier zusammengebastelte Schrottk(n)arren noch irgendwelche kannibalischen Motoradgangs, welche wegen einer Flasche Wasser eine ganze Siedlung ausräuchern... Die Hauptstadt Yard, aber auch die gesamte Union, sind in den 7 Jahren ihres Bestehens mit kleinen, aber vielen Schritten in Richtung Zivilisation (Demokratie, Recht und Ordnung, aber auch Bürokratie) und Normalität gegangen. Bis auf kleinere Besonderheiten, etwa dass man noch mit Munition und Tablettenblistern zahlt, könnte die Handlung so auch genau in einem klischeehaften Dritte-Welt-Land oder auf einer Bananenrepublik-Karibikinsel spielen. Ich persönlich finde dieses Setting dabei großartig, ist doch diese Welt für mich irgendwie nachvollziehbarer als typische „Mad Max“-Klischeeendzeit. Wer so etwas sucht, ist hier falsch. Die gelungene Geschichte ist in der ersten Hälfte ein typischer Krimi (Wo sind die Kinder? Wer sind die Täter?) und in der zweiten Hälfte ein dreckiger Politikthriller. Denn die Entführung der Kinder und die Erpressung des Präsidenten sind nur der Auftakt einer durchgehend spannenden und immer weiter eskalierenden Handlung. Dabei ist deren Verlauf und auch das Verhalten der beteiligten Figuren glaubwürdig, sodass ich quasi gar nicht aufhören konnte zu lesen bis ich auf der letzten Seite angekommen war. Die Charakterzeichnung ist dabei in soweit ausreichend, dass man die Figuren und ihre Handlungen nachvollziehen kann, obschon ich mir sicher bin dass gerade die Hauptfiguren bei Kenntnis der Vorgängerromane noch tiefgründiger wären. Allerdings wurde auch darauf geachtet, dass sie im Verlauf der Buchreihe nicht statisch blieben, beispielsweise indem neue Charakterzüge hinzugeschrieben wurden (z.B. Sal durch ihre neue Mutterrolle). Lobend ergänzen möchte ich hierbei auch, dass der Autor tatsächlich sein Versprechen hielt: Man kommt ohne jede Vorkenntnis rasch in die Geschichte rein. Lediglich an einer einzigen Stelle wirkte ein Handlungsverlauf, durch meine Unkenntnis der Vorgeschichte bzw. des Settings, wie eine Art Deus ex machina (Link) ;-) Also alles eitel Sonnenschein? Nicht ganz, ein paar wenige Kritikpunkte habe ich dann doch: An einigen wenigen Stellen gab es ein paar abrupte Tempoänderungen (plötzlicher Zeitraffer oder einfach mal ein paar Wochen überspringen), auch das Ende hätte bei der Menge an Seiten gern noch etwas ausgearbeiteter sein können. Außerdem glaube ich einen unfassbar unwichtigen Kontinuitätsfehler entdeckt zu haben (ja, ich bin echt pingelig) und einen Lektoratsfehler. Aber ja, wirklich, das war es dann schon! Ansonsten gibt es hier einfach nichts zu meckern! Der Schreibstil von Felix A. Münter ist mal wieder flüssig und hervorragend lesbar, dazu auch sehr bildlich. Die Handlungsentwicklung hat ein angenehmes Tempo und die Welt ist gut ausgearbeitet. Sogar die Actionszenen sind gleichzeitig dynamisch und übersichtlich :-D Fazit: Ein spannender Postapokalypse-Politik-Krimi, sehr gut geschrieben, den man tatsächlich ohne Vorkenntnis lesen kann. Dazu die typisch gute Qualität vom „Mantikore Verlag“ (Link), da sind die 14.95 € durchaus in Ordnung. Lesenswert! PS: Weil ich aber auch weiß, dass Felix sich so gern über eine Wertung in Zahlenform freut, hier entgegen meiner sonstigen Rezensionen wieder eine Wertung: 91 % beziehungsweise nach dem System eines eine großen Online-Händlers 5 von 5 Sternen. Wie kommt diese Wertung zustande? Das Buch hat 11 Kapitel, davon war keines schlechter als 4 von 5 Sternen, aber eine knappe Mehrheit bei 5 von 5. Nun die Mathematik: 5 Kapitel mit 4 Sternen und 6 Kapitel mit 5 Sternen macht im Durchschnitt 4,55 Sterne (also auf 100 % umgerechnet 90,91 %) darum wird aufgerundet :-D
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