Während viele Comicleser ihre ganz eigenen Favoriten für den besten Schurken im „Marvel“-Universum haben, sind sich die Zuschauer des MCU („Marvel Cinematic Universe“: Franchise und fiktives Universum, in dem die Comic-Verfilmungen spielen) eigentlich recht schnell einig: Loki, Adoptivsohn von Göttervater Odin und Adoptivbruder von Thor. Nicht nur, weil er in den Filmen von Tom Hiddleston herausragend verkörpert wurde, sondern auch weil er die von allen MCU-Antagonisten spannendste Geschichte zu erzählen hatte. Auch ich, also großer MCU-Fan, fand diese Figur immer sehr interessant und so wurde ich natürlich hellhörig als bekannt wurde dass „Panini Comics“ eine dreiteilige Sammelbandreihe rund um Prinz der Lügen und Täuschungen herausbringt. Noch dazu, wo er diesmal einer von den Guten sein soll… „Loki #1: Liebesgrüße aus Asgard“ ist ein 124 Seiten starker Comic-Sammelband, welcher mir freundlicherweise vom Verlang zur Verfügung gestellt wurde. Er besteht aus der Geschichte „Before the Truth Has Its Pants On“ (aus “All-New Marvel Now! Point One 1”) sowie den ersten fünf Kapiteln von „Loki: Agent of Asgard“ (“#1 Trust Me“, „#2 Loki and Lorelei, Sitting in a Tree…“, „#3 Your Life Is a Story I’ve Already Written, „#4 Lets You & Him Fight!“ und “#5 This Mission Will Self-Destruct in Five Seconds”). Die Geschichte ist dabei am Anfang recht verwirrend: Loki ist gestorben, um im Körper eines Kinder wiederaufzuerstehen. Wiccan von den Young Avangers verwandelte ihn schließlich in einen jungen Mann, der zu Beginn des Comics gleich mal wieder in alte Verhaltensmuster verfällt und fünf wertvolle Schlüssel stiehlt. Doch der Schein trügt: Er ist nun in offizieller Mission für die Allmutter unterwegs, die ihm im Gegenzug für erfolgreiche Geheimmissionen die Umschreibung seiner Geschichte in Aussicht stellt. Diese Geheimmissionen führen ihn nun beispielsweise direkt ins Avangers-Hauptquartier, auf einen SHIELD-Helicarrier, in die Privatgemächer des Red Skull und sogar zu einem ganz besonderen Speeddating. Die sechs Kapitel dieses Sammelbandes sind dabei sehr abwechslungsreich geraten. Nicht nur, weil die Handlungsorte immer wechseln, sondern auch die Zeitebenen und der Tonfall. Einige Kapitel stehen in der Tradition und der Ästhetik typischer Agenten-Thriller (“Mission Impossible“ etc.) und Heist-Movies (“Oceans Eleven“ etc.), dann wieder bietet ein Kapitel einen historischen Rückblick auf die Anfänge asgardischer Heldensagen. Und das Treffen mit den Avangers bietet genau die Mischung aus Action und Humor, die auch die MCU-Filme ausgemacht hat. Humor ist generell ein großes Thema. Loki kann, auch wenn er jetzt einer der Guten ist, natürlich nicht ganz aus seiner Haut und hat immer noch den Schalk im Nacken. Es gibt viele Referenzen und Anspielungen, die zum Schmunzeln anregen. Beispielsweise hatte mich der Protagonist spätestens dann auf seine Seite gezogen, als er bei „Magie hat viele Regeln“ auf „Advanced Dungeons & Dragons“ und andere Rollenspielschwergewichte anspielte ;-) Loki ist als Sympathieträger dabei auch optisch gut in Szene gesetzt. Vielleicht ein bissel zu sehr Milchbubi, aber mit diesem Look wird er sicher auch die 12-jährigen Mädchen abholen die nach dem Kinogang erstes Comic-Interesse zeigen. Für die ist sicher auch die, in diesem Band noch in den Anfängen befindliche, Romanze gedacht. Immerhin wirkt sie nicht drangeklatscht, sondern sinnvoll in die Rahmenhandlung eingebettet. Auch die restlichen Charaktere sind optisch gut getroffen, allen voran Love Interest Verity Villis. Die ist dabei, wie die restlichen weiblichen Charaktere auch, dabei nicht übertrieben sexualisiert dargestellt (wie es in manch anderem Comic der Fall ist), was mir sehr gefällt. Geschmackssache natürlich, genauso wie der meiner Meinung nach einzige zeichnerische Ausfall: Thor erinnert mich in Zivilkleidung irgendwie an einen 80er-Jahre-Glamrock-Proleten :-P Ansonsten gibt es aber optisch nix zu meckern, denn auch die Hintergründe und die Kolorierung sind sehr ansprechend. Fazit: Gott sei Dank wurde „Loki #1: Liebesgrüße aus Asgard“ als Sammelband herausgebracht. Denn trotz toller Optik wäre ich nach den ersten zwei Heften (= Kapiteln) zu verwirrt gewesen um mir weitere Ausgaben zu kaufen. Doch plötzlich, ab dem dritten Kapitel, fängt man an langsam die nichtlineare Geschichte zu verstehen, dann machen auch die ersten beiden Kapitel plötzlich Sinn. Um das komplette Handlungsknäul zu entwirren bedarf es dann aber noch die beiden Folgebände, auf welche dieser Auftakt richtig Bock macht :-D 14,99 € für bewährte „Panini“-Qualität (Link zum Panini-Shop) sind dabei vollkommen in Ordnung.
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