Wie die Zeit vergeht: Jetzt sind wir schon wieder bei Artikel 200 (was erschreckenderweise bedeutet dass ich ganze 100 Artikel in weniger als einem dreiviertel Jahr geschrieben habe) und da muss es natürlich ein ganz besonderer Artikel werden :-D Und zwar interviewe ich mich diesmal in einer der beliebtesten Blog-Kategorien, nämlich den Indie-Interviews, einfach selber :-P Hallo Philipp, stell Dich doch mal den Lesern vor :-D
"Hallo Philipp, danke für das Interview. Also mein Name ist Philipp Lohmann, knapp vorm 30. Geburtstag stehend, und Betreiber dieses Blogs hier ;-) Ich glaub alle anderen typischen Informationen stehen schon irgendwo in den Texten hier versteckt (Nadine ist meine Freundin, Christian & Nico sind meine Kumpels, der Blog-namensgebende Stephan ist mein ewiger Tabletop-Rivale und die meiste Zeit meines Lebens verbringe ich im Nachtdienst - denn da muss niemand meinen schlimmen Ossi-Dialekt hören - als Algesioligische Fachassistenz :-))."
Kannst Du bitte "Spezialeinsatz" vorstellen? Und wie kamst Du eigentlich dazu Dich mal selber als Entwickler zu probieren?
Fangen wir mal mit der zweiten Frage an: Wie kam ich dazu? Der geschätzte Blogger-Kollege PiHalbe (Link) hatte den Gratisrollenspieltag-Nano-Rollenspiel-Entwicklungs-Wettbewerb 2016 ausgerufen. Ich fand die Aktion super und wollte ihn dabei erst als Juror unterstützen. Irgendwann schrieb er mir allerdings dass das Teilnehmerfeld seeeeehhhhhhr übersichtlich sei und da entschied ich mich spontan einfach selbst einen Beitrag einzureichen (den Juror-Posten gab ich natürlich auf, wegen Befangenheit und so ;-)). Denn viele Indie-Autoren, die ich interviewt hatte, antworteten bei der Frage nach Tipps für Einsteiger mit "traut euch, versucht es einfach" und hab ich mich halt einfach spontan getraut :-D 3 Stunden später war die erste Version mitsamt Regeln, Charaktererschaffung und Abenteuer dann auch fertig! Nun zu meinem Wettbewerbsbeitrag "Spezialeinsatz". Da lasse ich doch gerne die Spielbeschreibung von PiHalbe (Link) sprechen: "Bei "Spezialeinsatz" seid Ihr Einsatzkräfte eines Sonderkommandos, welches einen Banküberfall mit Geiselnahme entschärfen soll. Ein Spielleiter übernimmt die Rolle der Räuber. Geht taktisch vor und versucht, die Räuber festzusetzen und die Geiseln zu retten, um den Highscore zu knacken."
Erzähl doch mal was zu den Regeln!
Da brauch ich gar nicht viel sagen, schau sie doch einfach selber an:
Was hat Dich zu diesem speziellen Setting gebracht? Und hast Du die Regeln gezielt darauf hin entwickelt, oder kamen erst die Regeln und dann die Spielwelt?
"Meine beiden Lieblingsvideospiele sind das Strategiespiel "Police Quest SWAT 2" und der Taktik-Shooter "SWAT 4". Ich hab mich schon immer gewundert, warum es eigentlich kein (?) Pen&Paper-Rollenspiel gibt wo man solch eine Spezialeinheit spielen kann. Also sozusagen eine Marktlücke ;-) Tatsächlich kam also erst das Setting, dann überlegte ich mir welches Regelsystem dafür geeignet wäre. Natürlich kam mir "Savage Worlds" in den Sinn, aber laut Wettbewerb sollen die Regeln ja auf 4 Visitenkarten passen und möglichst auch aus eigenen Ideen bestehen ;-) Außerdem wollte ich die Proben mit Würfeln/Gegenständen absolvieren die jeder Spieler im Haus hat. Gerade Einsteiger, für die der Gratisrollenspieltag bzw. auch dieses Rollenspiel gedacht ist, haben sicher nicht immer einen W4 etc. im Haus. Was aber jeder hat, noch wahrscheinlicher als einen W6, sind Münzen. Daher habe ich mich für ein auf W2-Proben (Münzwurf) basierendes System entschieden.
"Spezialeinsatz" ist ja für einen Wettbewerb gedacht. Wie hat die Jury ist aufgenommen? Und haben auch andere Spieler es ausprobiert?
Aktuell ist die Jury noch in der Entscheidungsphase. Aber immerhin bin ich in die Hauptrunde gekommen, damit bin ich bereits megaglücklich :-D Zuletzt wurde es von den Juroren getestet (Link) und nicht komplett verrissen, also alles gut ;-) Generell möchte ich aber mal die Juroren loben, sie haben mit bereits vor der Testphase viel Feedback gegeben was ich dankend angenommen habe. So arbeite ich mittlerweile schon an Version 1.3 (die oben gezeigte Version war die im Video getestete Version 1.2) und auch ein kleines F.A.Q. gibt es bereits. Das F.A.Q. ist dann auch die Überleitung zu den anderen Testspielern. Ich habe mehrere erfahrene Spieler drüber schauen lassen (u.a. Greifenklaue, Nicolas Mendrek und die beiden "Spielleiter des Jahres" Nico und Kai) und das Feedback war ermutigend. Es kamen auch viele Fragen und Anregungen zurück, deshalb auch das F.A.Q. - Meine Lieblingsfrage war übrigens "Die MP5 und die Pistole haben beide 9mm-Kugeln, warum macht dann die MP5 doppelt so viel Schaden?" ;-)
Hast Du eventuell noch Tipps für angehende Rollenspiel-Entwickler?
"Denen kann ich nur sagen, was mir die verschiedenen Indie-Entwickler auch gesagt haben: Versucht es einfach - Es macht Spaß und ist gar nicht so schwer :-) Und holt euch viel Feedback!"
Wie wird die Zukunft aussehen? Kommt eventuell sogar eine gedruckte Version?
"Erstmal warte ich natürlich das Ergebnis des Wettbewerbs ab. Aber mittlerweile habe ich tatsächlich den Spaß am Regelschreiben entdeckt :-) Aktuell arbeite ich an einem zweiten Abenteuer, in dem eine eigentlich routinemäßige Drogenrazzia vollkommen aus dem Ruder läuft! Ansonsten arbeite ich noch das zurückkommende Feedback ein. Dadurch könnten die Regeln allerdings etwas umfangreicher werden (oft wurde sich ein detailliertes Deckungssystem gewünscht, was nicht nur aus "wenn du nicht gesehen wirst, kann du nicht beschossen werden" besteht), sodass wie in ferner Zukunft vielleicht mal statt eines Visitenkarten-Rollenspiels ein DIN-A4-Einseiter-Rollenspiel haben. Außerdem suche ich noch nach einem cooleren Titel :-D
UPDATE! "Spezialeinsatz" gewinnt beim Gratisrollenspieltag-Nano-Rollenspiel-Entwicklungs-Wettbewerb 2016! Gerade, da war das Interview mit seiner Ungewissheit kaum zwei Stunden online, habe ich die Ergebnisse (Link) erfahren:
"Wir haben das vorgegebene Abenteuer mit der Geiselnahme in der Bank gespielt. Am Ende haben alle Geiseln (gerade so) überlebt, ein Räuber wurde gefangen. Der Rest ist mit dem Geld entkommen. Die Spieldauer war in der Größenordnung 90-120min. Es sind nahezu alle Regeln zum Tragen gekommen (außer der Scharfschütze). Das Spiel ging ziemlich flott loszuspielen. Es war sehr taktisch und legte viel Wert auf Schießen. Anfangs ging es noch schleichend und diplomatisch zu, später dann fast nur noch mit Waffengewalt. Unklarheiten gab es kaum. Ich fand cool, dass es keine Punkte für das Beschützen des Tresorinhalts gab. :-) Für Einsteiger ist das Spiel bestimmt gut geeignet. Besonders die sehr klaren Abläufe und Vorgaben und das klare Spielziel helfen da. Der Wiederspielwert ist vmtl eher gering. Eine zweite Runde so, oder noch ein anderes Szenario, aber dann tritt vmtl schnell Wiederholungsermüdung auf. Der Spielfluss war super. [...] Nun geht es ans Eingemachte. Es war nicht leicht, die Spiele in eine Reihenfolge zu bringen. Immerhin hatte ich mit allen dreien eine gute spannende Spielrunde. Meine Kojuroren hatten da nach meinem Feedback eine recht eindeutige Meinung und dieser schließe ich mich an. Für den GRT ist es wichtig, dass das Spiel leicht zugänglich für Jedermann/-frau/-etwas ist. Es ist wichtig, dass man ohne viel Überlegen losspielen kann. Wie oft man das Spiel spielen kann, ist hingegen nicht so wichtig – das ist mehr bei größeren Systemen ausschlaggebend. Am eingängisten für alte Hasen klassischer Systeme, wie auch für völlige Neulinge, ist sicher "Spezialeinsatz". Unter einem Banküberfall mit Geiselnahme, kann sich jeder etwas vorstellen, alle können direkt losspielen und haben ein klares Ziel und zu jedem Zeitpunkt klar vorgegebene Handlungsoptionen. Dabei gibt es durch die Geiseln auch noch moralische Aspekte, die dem Ganzen eine gewisse Würze geben. Für eine einzelne Spielrunde ist das System super geeignet. Daher hier die schon oben erkennbare Platzierung der drei besten: 1.Spezialeinsatz (Philipp Lohmann) 2.Erzählt doch einmal … (Klaus Westerhoff) 3.Der Große Coup (Christoph Weiß) Und glücklicherweise haben die bisherigen Spenden gereicht, nicht nur ein Spiel (Platz 1) in einer Auflage von 2000 Stück auf den GRT zu bringen, sondern wir können auch noch ein zweites Spiel (Platz 2) in einer geringeren Auflage produzieren und mitschicken."
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