Ich hab es irgendwann anders schon mal erwähnt: Die wahren Kickstarter-Perlen gehen meistens doch an mir vorbei und dann ist es Christian vorbehalten, mich mit der Nase ganz fest draufzustoßen :-) Diesmal war es ein wenig anders: Der medialen Dauerpräsenz in einschlägigen Blogs & Facebook-Gruppen konnte ich bei „Exploding Kittens“ nicht entgehen. Und auch wenn mich das Thema mal gar nicht anmachte (und ich prinzipiell Vorurteile gegen Spiele mit explodierenden Katzen habe… jaja, spießiger Langweiler :-P) war der Crowdfunding-Erfolg für mich doch bemerkenswert: 219.382 Unterstützer haben 8.782.571 $ (bei 10.000 $ Fundingziel) beigetragen, um das erfolgreichste Kickstarter-Spiel aller Zeiten zu ermöglichen. Respekt! Mittlerweile auch regulär im Handel, hatte mich Christian zu ein paar Proberunden eingeladen und ich war gespannt, ob das Spiel rund um die süßen explodierenden Katzen auch Spaß macht… Vom Prinzip her ist „Exploding Kittens“ ein recht simples Kartenspiel. Zu Beginn werden in den Kartenstapel Explosionskarten gemischt (jeweils eine weniger als die Teilnehmeranzahl, damit ein Spieler überlebt) und dann geht es auch schon los. Abwechselnd reihum spielen die Teilnehmer (zumeist) eine Karte von ihrer Hand, die gewisse Sondereffekte auslöst. Beispielsweise können sie dann die nächsten drei Karten des Stapels anschauen, von einem Spieler eine Karte zu stehlen oder den nächsten Spieler zwingen gleich zwei Karten zu ziehen. Hat man eine Aktionskarte ausgespielt (muss man aber nicht, es hilft jedoch ungemein um die Mitspieler in die Pfanne zu hauen ;-)) geht es ans Eingemachte: Man muss eine Karte vom Stapel ziehen. Entweder sind das dann neue Aktionskarten, die man verdeckt ziehen darf (sehr gut), oder aber eine explodierende Katze die offen gezogen wird (sehr schlecht). Denn dann ist man sofort raus aus der Runde, außer man kann mit einer Entschärfen-Karte die Explosion nochmal verhindern. Dabei ist dieses Ereignis aber unausweichlich und wird durch das Entschärfen nur aufgeschoben, da die explodierende Katze wieder in den Stapel hineingemischt wird. Wer am Ende übrig bleibt, weil alle Mitspieler „explodiert“ sind, hat die Runde gewonnen. Und das war es dann auch schon mit den Regeln! Also wirklich ein ganz, ganz simples Kartenspiel – Ich glaube dieser Blogbeitrag hat dreimal mehr Worte als der Regelzettel (aber viel viel viel weniger süße Kartenbilder ;-)). Seinen Reiz zieht das Spiel dabei einerseits aus den fast durchgehend niedlichen Illustrationen (ja, selbst Explosionen können niedlich sein…) und andererseits aus dem wachsende Risiko der Explosion. Denn da jede gezogene und dann gespielte Karte abgelegt wird, steigt mit jedem Zug das Risiko eine explodierende Katze zu erwischen. Prinzipiell bietet „Exploding Kittens“ dann auch, besonders mit vielen Mitspielern (bis zu 5 mit einem Kartendeck, bis zu 9 mit zweien), viel kurzweiliges Vergnügen. Gerade da die Runden nicht ausufernd lange dauern – wenn bei uns auch deutlich länger als die versprochenen 15 Minuten – kann man an einem Abend auch mal ein paar Revanchen spielen. Erkauft wird diese Simplizität durch einen hohen Glücksfaktor und kaum Eingreifmöglichkeiten. Was nützt mir beispielsweise wenn ich durch die Zukunftskarte sehe, dass die nächste Karte eine explodierende Katze ist, wenn ich sie ja doch ziehen werde? Im deutschen Handel habe ich die beiden bisher nur in englischer Sprache verfügbaren Versionen des Spiels (eine normale und eine „ab 18“-Version, die zueinander jedoch kompatibel sind) für je 25 € entdeckt. Dafür bekommt man 56 vollfarbige Karten (6.35 x 8.89 cm) nebst farbenfroher Anleitung in einer stabilen Pappbox. Der Zeichenstil ist natürlich immer Geschmackssache, ich war aber von den meisten Illustrationen recht angetan. Aber unabhängig vom persönlichen Geschmack des Humors und des Zeichenstils empfinde ich den Preis als viel zu hoch! Um nur einen Äpfel-mit-Birnen-Vergleich zu bringen: Letzte Woche habe ich „Germany’s next Super Heinz“ rezensiert, ein absolutes Nischen-Kartenspiel dessen Zielgruppe verglichen mit den „Explosing Kittens“-Crowdfundern vermutlich im Promillebereich liegt. Und die verlangen bei vergleichbarer Spiel- und Produktionsqualität für die doppelte Kartenmenge 10 € weniger :-( In amerikanischen Shops hab ich es für 20 $ (den gleichen Preis wie beim Crowdfunding damals) entdeckt. Das ist auf jeden Fall schon okayer, aber immer noch kein Preis-/Leistungssieger. Fazit: „Exploding Kittens“ ist schnell erlern- und spielbar, hat witzige Zeichnungen und bietet kurzweilige Unterhaltung. Als Partygag oder mal gelegentlich zwischendurch definitiv zu empfehlen, auch wenn der Preis schon etwas sehr hoch ist.