Letztes Wochenende hatte ich das Glück, an einer nagelneuen Con teilnehmen zu können: Die „HallunkenCon“ vom Verein Würfelpech e.V. in Halle/Saale. Immerhin die erste ihrer Art seit über 10 Jahren in meiner alten Heimatstadt – Das konnte ich mir doch nicht entgehen lassen :-D Insgesamt drei Tage lang wurden dem interessierten Spieler über 50 Spielrunden und Events geboten: Nicht nur Rollenspiel, sondern auch Theater, Schwertkampf & Brettspiel. Immerhin zwei Tage war ich dabei, nahm dabei an insgesamt 5 Rollenspielrunden teil und führte mir auch das Nebenprogramm zu Gemüte. In insgesamt 5 Teilen will ich euch in chronologischer Reihenfolge davon berichten…
Beginnen wir also mit dem Freitag: Schon am frühen Morgen kam ich in meiner alten Heimat Halle an und durfte feststellen, dass sich in den Jahren meiner Abwesenheit kaum was geändert hat ;-) Und damit meine ich nicht nur, dass immer noch dubiose Typen vor den Plattenbauten rumlungern, sondern auch dass mich mein alter WG-Kumpel & Jugendfreund Christian mit gewohnter Herzlichkeit empfing. Die „HallunkenCon – Quest for the Goblin King 2014“ sollte erst am Nachmittag beginnen, sodass wir noch genug Zeit hatten unsere Kapuzenpullis hervorzukramen, eine Flasche Sternburg wegzuballern (um mal im Klischee zu bleiben) und unseren sozialen Brennpunkt(zumindest lt. Wikipedia (Link)) unsicher zu machen :-)
Irgendwann war es dann später Nachmittag und wir machten uns gemeinsam auf, um an einer Demorunde „Splittermond“ teilzunehmen. Auf die war ich persönlich schon sehr gespannt, ist dieses neue Fantasy-System doch gerade der „heiße Scheiß“ (ja, in meinem eigenen Blog brauch ich keine schlimmen Worte zu zensieren) in der deutschen Rollenspielszene. Christian war noch gespannter, denn er hatte noch nie Rollenspiele gespielt und wusste überhaupt nicht, worauf er sich da eingelassen hat ;-) Dank Voranmeldung ging das Check-In auch zügig und wir waren pünktlich zum Start der Demorunde um 18 Uhr vor Ort. Die Runde fing dann aber ein wenig später an, weil erst noch der Theaterverein „Bude e.V.“ ein kurzes Theaterstück aufführte. „Herr der Ringe“ featuring das Krümelmonster aus der „Sesamstraße“ - Ich bin mir auch nach einigen Tagen noch nicht ganz sicher, ob das jetzt subtile Satire, Avantgarde-Kunst oder gelebter Dadaismus war – Aber es hat mich sehr gut unterhalten :-D
Dann ging es aber endlich los. Geleitet wurde das Abenteuer vom Spielleiter Nico, den ich schon vom DSA 4.1 – OneShot einige Wochen zuvor kannte und der auch wieder das gleiche Abenteuer spielte. Keine schlechte Wahl, denn das DAS-Abenteuer „Geisterstunden“ aus dem Buch „Rückkehr zum Schwarzen Keiler“ bietet alles, was man für ein zünftiges Rollenspiel braucht: Einen ruhigen Beginn um die Regeln zu lernen, einen auf Ermittlung und Konversation ausgelegten Mittelteil sowie ein actionreiches Finale. Und mir als Spieler der DSA-Runde auch den direkten Vergleich der beiden Systeme.
Ich wählte den vorgefertigten Charakter Telkin Feuerfaust, einem zwergischen Hammerpriester (was zum Teufel ist das für ein cooler Klassenname!) aus der Feste Flammfels. Christian spielte den Sandläufer Arrou (auch wieder so ein cooler Klassenname – hier punktet „Splittermond“ gegenüber DSA). Außerdem noch mit dabei waren eine Albin (Albine? Albina? Jedenfalls so eine Art weibliche Elfe), ein Gnom und noch ein dritter Charakter, den ich aber leider vergessen habe (ich glaube aber es war ein zaubernder Mensch). Bevor es aber so richtig los ging, stellte uns Nico erst das System und die dazugehörigen Produkte vor. Die zweifelsfrei wichtigste Info: Das komplette Grundregelwerk kann man sich kostenlos herunterladen (Link)! Zwar ist es nach Nicos Erfahrungen noch nicht ganz perfekt und ein paar kleine Bugs haben sich eingeschlichen, aber bei so einem großen und umfangreichen Rollenspiel, dem vielleicht sogar wichtigsten deutschsprachigen RPG-Release dieses Jahres, kann das schon man passieren und es wird sich sicher auswachsen.
Kommen wir aber nun zum Abenteuer: Im Frühherbst war unsere kleine Heldengruppe auf dem Weg zu einer großen Hafenstadt, als wir des Mittags eine kleine Rast auf einer Lichtung einlegen wollten. Ein Lagerfeuer war dank meines Feuerzaubers schnell gemacht, doch die erfolgreiche Hasenjagd scheiterte an misslungenen Proben der Spieler. Dafür war die Suche nach Beeren so erfolgreich, dass die Albin nicht nur kleine Beeren, sondern auch einen ausgewachsenen Bären aufstöberte und ihr nur noch die Flucht auf einen Baum blieb. Der Bär hinterher, fällt dann aber herunter und wird von der Armbrust des Gnoms erledigt. Immerhin, jetzt hatten wir genug Fleisch um unseren ganzen Trupp ausgiebig zu stärken. Nebenbei unterhielten uns die bissigen Neckereien zwischen Gnom und Albin.
Dann ging es weiter und direkt einem Tross fliehender Dorfbewohner in die Arme, welche ihr spukendes Dorf verlassen hatten. Heldenhaft wie wir waren, wollten wir uns – natürlich gegen eine ordentliche Bezahlung – um das Problem kümmern… Im Dorf haben wir uns dann erst die Mühle angesehen, welche mit okkulten Zeichen und ordentlich Blut verunstaltet war. Bei einer genaueren Untersuchung fanden wir eine Art Wirtschaftsbuch, aus dem hervorging dass der Müller sich seit 8 Wochen nicht mehr um seine Geschäfte gekümmert hatte – Sehr verdächtig, war er doch der erste Verschwundene im Dorf. Ob es da einen Zusammenhang gab?
Die Schmiede war wie der Rest des Dorfes verlassen, lediglich ein eher eigenbrötlerischer Ex-Abenteurer war noch geblieben. Hier hat der Gnom (beziehungsweise sein ihn spielender Bio-Experte) gleich mal eine falsche Fährte gekillt: Die fliehenden Bauern vorhin so
"Der muss was mit der Spukerei zu tun haben, denn er baut Steine an die gräuslich schmeckende Früchte tragen!"und der Gnom so
"Da is nix Magisches, das sind doch Kartoffeln!"Da also diesmal der Ex-Abenteurer als Hauptverdächtiger ausschied, stürmten wir nicht sein Haus (wie in der DSA-Runde vor ein paar Wochen) sondern widmeten uns wieder ganz klassisch der Spurensuche. Und schon ließ sich ein grün leuchtendes, ca. 170 cm hohes und 200 cm breites Gespenst blicken. Das war mit einer ziemlich wuchtigen Flammlanze auch sehr wehrhaft, doch gegen Christians lange Glefe (Stangenwaffe) hatte es keine Chance… Ein gezielter Treffer, und das Laken fiel zu Boden. Die darunter befindliche, verletzte Person floh rasch durch den Fluss, doch unser Varg-Sandläufer Christian schaffte alle Wahrnehmungsproben und verfolgte den Bösewicht bis in seine Höhle. Dort stellten wir dann den verletzten, angeblichen Geist (ein Zauberer) und den Müller (den Kopf des fiesen Komplotts) und führten den großen Endkampf. Mein Hammerpriester-Zwerg ging natürlich, von den Zauberern in unserer Gruppe ordentlich gebufft, mit seiner Streitaxt voran. Und auch wenn ich so viele Flammlanzen kassierte, dass ich nur noch einen Lebenspunkte übrig hatte, triumphierte unsere Gruppe über die Fieslinge. Beim looten der Beute fanden wir dann 6 Goldklumpen und erfuhren, dass der Müller eben jene gefunden hatte. Nun wollte er die Dörfler vertreiben, damit er selbst die Ressourcen ausbeuten konnte – Tja, aber dann waren halt die Helden dieser „Splittermond“-Demo im Weg, die dafür auch noch jeweils drei Erfahrungspunkte kassierten. Damit war dann die Runde auch schon vorbei, knapp drei Stunden hatte sie gedauert. Es war schön, mal das System kennenzulernen, aber so 100 %ig warm bin ich damit noch nicht geworden. Eventuell muss ich mich mit den Regeln noch etwas genauer beschäftigen, aber mein erster Eindruck ist dass es im Vergleich zum großen Konkurrenten DSA jetzt nicht großartig unkomplizierter sei. Aus Spielleitersicht ist durch die einfacheren (?) Proben (W10 statt 3xW20) aber die Abschätzung einer Schwierigkeit und eines Erfolges sicherlich einfacher. Nach dem Abenteuer holte ich mir dann meinen limitierten Con-Becher ab, den ich schon bei der Vorbestellung reserviert hatte und der ein echtes Schmuckstück ist: Im kühlen Zustand schwarz, entblößt er durch eine heiße Füllung seine wahre Pracht! Einfach toll! Gekostet hat er für Frühbucher wie mich, ebenso wie die Teilnahmegebühr, 8 € (Abendkasse 10 €). Absolut fair, da gibt es nix zu meckern! Dann ging es auch schon heim, um noch ein wenig Schlaf für den folgenden Tag zu sammeln: Denn ein Marathon mit 4 Rollenspielrunden und einer Kartenspiel-Demorunde erwartete mich :-D Christian hat sein erstes Mal Rollenspiel übrigens auch Spaß gemacht, auch wenn ich im Nachhinein zugeben muss dass „Splittermond“ auf einer Convention zwischen vielen erfahrenen Rollenspielern vielleicht nicht die beste Wahl für einen Erstspieler ist. Bei meinem nächsten Besuch werde ich ein auf ihn zugeschnittenes Abenteuer leiten und ihn so vollkommen für das Hobby begeistern ;-)