Hand aufs Herz – Wir haben doch alle schon beim “großen bösen A“ online bestellt. Entweder aus Bequemlichkeit, meistens aber weil es doch sensationelle 50 Cent billiger ist als beim Fachhändler in der Nachbarstadt. Was vielleicht bei DVDs noch halbwegs funktioniert – denn im Idealfall haben wir den Film vorher im Kino gesehen und wissen was uns erwartet – klappt bei Rollenspielen nicht ganz so gut. Denn wo „A“ einfach nur verkaufen will (und uns als Hilfe manchmal lediglich ein paar subjektive Kundenrezensionen anbietet), kennt kitzelt der Fachhändler unsere Bedürfnisse heraus und sagt auch mal ganz offen, dass ein zuckersüßes Teddybär-RPG vielleicht nicht das Richtige für mich ist, wenn ich ein dystopisches SciFi-Gemetzel spielen will ;) Und falls er von der Qualität des Teddy-RPGs doch total überzeugt ist, dann vermittelt er mir beispielsweise Kontakt zu aktiven Spielergruppen oder bietet mir beim Gratisrollenspieltag am 15. März die Gelegenheit es kostenlos und unverbindlich auszuprobieren. So sieht zumindest die „ideale“ Welt aus. Manchmal kann man sich da aber auch gänzlich vermachen, so wie es mir jetzt diese Woche ging… Ein guter Freund von mir, der Christian, ist ein begeisterter „Warhammer 40k“-Rollenspieler. Total von seinen Spielberichten begeistert, packte mich die Lust mir ebenfalls ein Grundregelwerk zuzulegen. Meine Wahl fiel dabei nach der Lektüre des kostenlosen Einsteigerabenteuers „Eleventh Hour“ (LINK) auf den neusten Spross „Only War“. Der bietet das oben erwähnte dystopische SciFi-Gemetzel zur Genüge, allerdings nicht als epischer SpaceMarine/Inquisitor/Entdecker/Händler, sondern als ganz normales Kanonenfutter der Imperial Guards (LINK). Wie aus den anderen Warhammer-Rollenspielen bekannt wird dabei gespielt mit 9 Grundeigenschaften zwischen 1 und 100. Ausrüstung und Talente helfen dabei, die mit W10 (alternativ natürlich W100) gewürfelten Aktionen zu über überstehen. Zugegeben, es war früh um 10 Uhr mehr eine spontane Idee dieses Rollenspiel zu kaufen, ohne mich vorher richtig zu informieren. Sonst hätte ich gewusst, dass ein „Games Workshop Hobbycenter“ jetzt nicht so der optimale Anlaufpunkt dafür ist. Aber hey, die machen doch den ganzen Tag nix Anderes als Warhammer und da lungern doch bestimmt auch andere Spieler rum… :D Also in die Straßenbahn reingehüpft und hingefahren. Der kleine Laden war nur mäßig bevölkert und sogleich wurde ich von einem Verkäufer (selten hat eine Jobbezeichnung so gut gepasst) angesprochen. Ich hatte ja schon gehört, dass diese Leute auf das Verkaufen „abgerichtet“ werden, aber da ich bisher nie in solch einem Laden verkehrte war dieses „Beratungsgespräch“ doch sehr interessant: Aus dem Gedächtnis nachgeschrieben:
Ich: „Hallo. Ich interessiere mich für das Only War Rollenspiel und wollt fragen, ob ihr das auf Deutsch habt?“ Er: „Nee, das sagt mir jetzt auch nicht so viel. Aber hab schon davon gehört, da geht es doch um die Imperial Guard! Da haben wir hier ein paar tolle Figuren für dich! Da, dieser supertolle Panzer kostet nur XY €“ (hier bitte einen überteuerten Preis einsetzen) Ich: „Danke, aber ich spiele mit meinen Kumpels lieber System XY und hab auch kein Interesse an Warhammer-Tabletops.“ Er total entsetzt: „Warum nicht?“ Ich: „Eigentlich bin ich hier wegen Rollenspielen…“ Er: „Am Besten du probierst hier gleich mal ne Runde 40k mit mir aus. Wir haben auch tolle Einsteigerboxen für XY € (bitte wieder einen hohen Preis einsetzen), da ist alles drin was du brauchst! Und dann brauchst du nur noch den imperialen Codex und von diesen Einheiten 10 Boxen und von den Panzern gleich ein ganzes Dutzend!“ Ich leicht genervt: „Danke, aber meine Kumpes und ich wollen die Schlachten lieber im Rollenspiel austragen!“ Er euphorisch: „Bring doch deine Kumpels einfach auch zum Probespielen mit, dann könnt ihr alle die Grundboxen kaufen. Und hier im Laden sind auch immer viele andere Spieler gegen die ihr spielen könnt, ihr müsst nur noch aufrüsten!“
Der Dialog ging dann noch ein wenig weiter und drehte sich ziemlich im Kreis. Das Ende vom Lied war, dass er es tatsächlich schaffte mir noch ein paar überteuerte Malsachen anzudrehen mit dem unwiderlegbaren Argument, dass unbemalte Figuren doch uncool sind ;) Das also mal als Negativ-Beispiel, was mich noch weniger voran gebracht hat als die einzige Kundenrezension beim „großen bösen A“:
Only War ist toll gelungen. Ein einfaches Regelsystem mit einem einleuchtenden XP-Schema, und das bewährte, vielschichtige Warhammer 40K Universum. Was will man mehr?
Aber ohne Happyend kann ich den Artikel jetzt nicht schließen. Also daraufhin meinen Stammhändler Basti & Flo (LINK) angefragt und in nur 5 Minuten intensiven Beratungsgespräch nicht nur erfahren, dass es mit der deutschen Version noch ein wenig hin ist, sondern gleich noch eine wundervolle Alternative präsentiert bekommen die ich hier bald vorstellen werde :) Mit noch mehr Dystopie und noch mehr Gemetzel - Ende gut, alles gut!
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