„Psychologie studiert man nur deshalb, weil man selber einen Psycho-Knacks hat“ – Diesen oder einen ähnlichen Spruch haben vermutlich nicht nur die Psychologie-Profies unter meinen Blog-Fans bereits vielfach gehört. Ich wage mich sogar grob zu erinnern, dass meine Podcast-Partnerin Elea (die ja sogar einen Doktortitel in diesem Fach hat!) schon mal halb ironisch so despektierlich über ihre Profession gesprochen hat. Und auch wenn dieser Spruch sicher nicht immer der Wahrheit entspricht, trifft er doch perfekt zu auf die Protagonistin Eva im Krimi-Comic „Ich bin ihr Schweigen“, welche als Psychologin nun selbst auf die Couch muss...
 

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...wobei man ja von Glück reden kann, dass es dort hin schafft, denn zu Beginn des Comics steht sie auf dem Geländer einen Hochhauses; nicht ganz sicher, ob sie vielleicht doch springen sollte, da ihr die Polizei mutmaßlich auf den Fersen ist. Aber warum eigentlich? Wie konnte ihr Leben innerhalb von nur einer Woche so extrem eskalieren... Und genau darum geht es in diesem 112 Seiten starken Comic, in welchem die Protagonistin zurück auf der Couch (kein wirklicher Spoiler, weil wenn sie gesprungen wäre, dann hätte der „Splitter Verlag“ - der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte – hier nicht 112 Seiten drucken müssen, sondern ungefähr 5 😜) die Erlebnisse dieser Woche Revue passieren lässt. Eigentlich nur, um ihre Approbation wiederzubekommen, aber im Verlauf auch, um ihre eigene Unschuld zu beweisen. Aber was ist denn nun eigentlich passiert?
 

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Als Therapeutin der magersüchtigen Penelope, welche einer bedeutenden Weinbau-Dynastie entspringt, soll sie eben jene zur Testamentseröffnung der noch quicklebendigen Großmutter begleiten. Eine gute Gelegenheit für Eva, um sich mal selbst ein Bild von der ganzen buckligen Verwandtschaft zu machen, unter der ihre jugendliche Patientin so sehr leidet... Dabei ist Eva mal so gar nicht auf den Mund gefallen – vielleicht auch, weil sie stets von drei zwar kampfeslustigen, aber auch eingebildeten Vorfahrinnen begleitet wird – weshalb sie sich ziemlich schnell unbeliebt macht. Eine Einladung beim notgeilen Familienpatriarchen ist dann zwar trotzdem drin, aber statt einem Schäferstündchen gibt es eine Giftmordermittlung! Und weil Eva als letzte Kontakt mit ihm hatte, das nötige Medikamentenwissen mitbringt und auch generell sehr gern alle möglichen Tatorte mit ihren Spuren verschmutzt, gilt sie alsbald als eine mögliche Verdächtige!
 

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Und nun wissen wir als die Lesenden dieses Comics natürlich, dass sie nicht die Mörderin ist (ja, das war jetzt ein Mini-Spoiler 😉), und echte Beweise gibt es auch nicht. Also könnte sich Eva einfach zurücklehnen und sich vielleicht auf die alles entscheidende Psycho-Begutachtung vorbereiten, um ihre Approbation zu sichern. Aber das wäre ja viel zu einfach – Sich selbst als Detektivin zu betätigen macht doch viel mehr Spaß 🙂 Besonders dann, wenn die Polizei so gar keine Lust auf ungeliebte Konkurrenz hat! Tja, und dann wird es ein wenig klischeehaft, denn Eva ermittelt im Alleingang viel erfolgreicher als die Polizei, was sie gleich in zweifacher Hinsicht in immer größere Gefahr bringt: Einerseits deckt sie eine Wirtschaftsverschwörung auf, bei der ja ganz offensichtlich auch über Leichen gegangen wird, und andererseits wird sie immer mehr zur Hauptverdächtigen der Ermittlungsbehörden. Und ihren eigenen psychischen Problemen tun die ganzen Leichen auch nicht gut...
 

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Ich bin ihr Schweigen“ ist tatsächlich ein richtig guter Krimi-Comic geworden, mit einer wunderbar ambivalenten, unangepassten Protagonistin (so wäre vermutlich Harley Quinn, wenn es keine Superkräfte/-schurken gäbe), einem lange Zeit undurchsichtigen Mordfall in einer klischeehaft bösen und vor allem reichen Weinbau-Großfamilie sowie sehr ansehnlichen Zeichnungen, welche mitunter die Sehnsucht nach einem Urlaub in die spanischen Weinbaugebiete wecken. Ich bin also wirklich begeistert, entsprechend gibt es ein positives...

Fazit: „Ich bin ihr Schweigen“ (Link) ist die sehr gut gelungene Comic-Variante von der typischen sommerlichen Krimi-Lektüre, die man am Badestrand wegschmökert. Empfehlenswert!

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