Nun will ich meine Comic-Kompetenz nicht übertreiben, da gibt es viel härtere Nerds und Nerdinnen da draußen. Aber ich würde schon behaupten, dass ich von jedem einzelnen Comic, den mir der „Splitter Verlag“ als Rezi-Muster zur Verfügung stellte – und das ist in fast einer Dekade ganz schön viel – noch zumindest halbwegs weiß, worum es da eigentlich ging. Eine große Ausnahme ist da die „Talion“-Trilogie, denn tatsächlich hatte ich beim zweiten Durchlesen für diese Rezension (ca. 1 Woche nach dem Erstdurchlauf) bereits wieder komplett vergessen, was da eigentlich geschehen war...
 

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Und das scheint wohl, sieht man von den absoluten Grundlagen ab (das Wasser ist verseucht, wogegen man was tun könnte, aber das würde die Machtverhältnisse ändern), vielen Comic-Fans so zu gehen. Denn selten habe ich so eine lange und ausführliche Inhaltszusammenfassung eines Vorgängerbandes gesehen, gerade wenn man bedenkt, dass dieser läppische 64 Seiten dünn war. Und wenn man mit diesem Text unten fertig ist, hat man schon wieder vergessen, was oben überhaupt passiert ist... Denn der Autor & Künstler Sylvain Ferret schrieb seine Geschichte ungemein verschachtelt, zudem gab es zu viele Figuren, die nur wenig ausgearbeitet und damit ziemlich vergessenswert waren – Und noch immer sind, aber dazu kommen wir gleich 😉 Denn vielleicht erinnert sich einige Blog-Fans daran, dass ich (obwohl ich jetzt so meckere) den ersten Band (Link) eigentlich recht positiv besprach... Das lag an den phantastischen Zeichnungen, die eine super stylische, unglaublich atmosphärische Mischung aus den „Dishonored“-Videospielen und dem „Warhammer 40k“-Tabletop darboten. Und diese Zeichnungen – die diesmal teils so offensichtlich inspiriert sind, dass ich Angst habe, dass die sehr klagefreudigen „Warhammer“-Anwaltskanzlei demnächst bei Sylvain Ferret vorstellig wird – sind auch wieder das Highlight dieses Trilogie-Mittelteils, der ansonsten recht vergessenswert ist...
 

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So vergessenswert, dass ich jetzt – knapp 15 Minuten, nachdem ich den Band das zweite Mal gelesen habe – schon wieder vergessen habe, worum es eigentlich ging... Also jedenfalls sind zwei der Protagonisten auf einer Reise/Flucht quer durch die verkorkste „Talion“-Welt, wobei sie irgendwann von den Schergen der sogenannten Rebellin gefangen werden, die sie in die tiefste Mine zur Zwangsarbeit stecken. Dort kommen dann allerlei Geheimnisse ans Licht, dazu irgendwas mit Monstern, und dann greifen irgendwelche anderen Bösewichte mit einer ganzen Armee an. Keine Ahnung, ich hab es wirklich vergessen. Und damit bin ich nicht allein, wenn man sich mal im nächstgelegenen Comicladen austauscht oder auch nach anderen Rezensionen sucht, dann ist die Meinung einhellig. Zumindest geht die Wertungskurve beim dritten Band aber deutlich nach oben (zumindest beim französischen Amazon, welches diesen zweiten Band ebenfalls die niedrigste Durchschnittswertung gibt), sodass ich die Hoffnung für das im August erscheinende Trilogie-Ende noch nicht aufgeben will.
 

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Fazit: „Talion Opus #2 Adern“ (Link) bietet wunderschöne, unglaublich atmosphärische Zeichnungen – vielleicht sogar die besten des Jahres – aber in allen anderen Belangen versagt dieser Comic komplett.

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