Es wirkt ja manchmal etwas anbiedernd, wie ich hier über den kanadischen Vielschreiber Jeff Lemire schreibe. Aber ach, er schafft es einfach bei 9 von 10 Comics, dass ich ihm selbst das abgelutschteste Story-Konzept voller Ehrfurcht aus den Fingern reiße :-D Das war bereits gestern so, wo er mich trotz post-apokalyptischem Vampirer-Coming-of-Age von „Little Monsters“ (Link) hart begeisterte, und das ist auch beim gefühlt dutzendsten SpinOff seines „Black Hammer“-Meisterwerks (Link) so... Also genug der Vorab-Lobeshymnen, starten wir direkt rein in den Comic! „The Unbelievable Unteens“ ist nicht nur der Titel dieses 128 Seiten starken Sammelbandes, sondern in der „Black Hammer“-Welt der Name einer sehr erfolgreichen Superhelden-Comicserie. Geschrieben und gezeichnet wird sie von der jungen Künstlerin Jane Ito, die sich ganz und gar ihrem Beruf verschrieben hat... Doch dann steht plötzlich Jack Sabbath in ihrem Wohnzimmer, einer ihrer Comic-ProtagonistInnen. Ist das nur ein besonders gelungenes Cosplay eines besonders fanatischen Fans? „Leider“ nicht, denn tatsächlich sind Janes Comic-Geschichten allesamt wirklich so passiert – Jane selbst war als Lichtwesen „Strobe“ ein wichtiger Teil der Heldengruppe! Aber warum hat sie die Heldentaten ihrer Jugend vergessen? Was wurde aus den anderen Unteens? Und weil wir ja doch noch der typischen Comic-Dramaturgie folgen, was für ein Superschurke muss am Ende noch bekämpft werden? Ein unschuldiges Mädchen hat vergessen, dass sie eine Superheldin ist, und muss zur Erfüllung ihrer Mission ihre alte Truppe zusammentrommeln – Das ist, sind wir ehrlich, nicht mega innovativ. Aber hey, wir haben hier Jeff Lemire, also ist es trotzdessen einfach mega unterhaltsam :-D Denn die Geschichte hat mit Jane a.k.a. Strobe zwar eine sympathische Protagonistin, mit deren Schicksal man mitfiebert, der eigentliche narrative Dreh- & Angelpunkt ist jedoch der eher ambivalente „Sidekick“ Jack Sabbath, welcher – ganz milder Spoiler, wenn man nicht mitdenkt – für die ganze Misere verantwortlich ist. Bei nur vier Kapiteln bzw. US-Heften bleibt natürlich nicht genug Raum, dass man tiefergehend in die Figuren eintaucht, aber fürs Daumendrücken reicht es schon aus :-) Neben der eigentlich recht einfachen, nach typischen Genre-Konventionen erzählten Geschichten erfreut „The Unbelievable Unteens“ auch mit stimmungsvollen Zeichnungen. Dabei gefällt mir die „Jetztzeit“ merklich besser, während die Vergangenheit genau so simpel gehalten ist, wie sie zur damaligen Zeit eben simpel war ;-) Freundlicherweise hat der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) noch ein paar Bonusseiten spendiert, auf welchen der Künstler Tyler Crook seinen Schaffensprozess anhand einiger Skizzen beschreibt. Fazit: „The Unbelievable Unteens“ (Link) ist, auch wenn Jeff Lemire das Superhelden-Rad nicht neu erfundet, ein ganz und gar phantastischer SpinOff-Comic einer phantastischen Superhelden-Reihe!
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