Fast einen ganzen Monat habe ich gebraucht, um emotional zu verarbeiten, dass „Bunte Dimensionen“, also DER Verlag für franko-belgische Comics, plötzlich ins Manga-Business eingestiegen ist. Aber Verlagschef Thierry hat das im Podcast (Link) ja erklärt, außerdem war mittlerweile mein erster Manga-Kontakt (Link) von den sympathischen Augsburgern recht vielversprechend. Also nur Mut, wage ich gleich mal den nächsten Versuch...
 

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Oneira“ ist spielt in einem tendenziell mittelalterlichen Dark-Fantasy-Setting, welches mit ein paar Industrialisierungselementen angereichtert wurde. Albträume sind hier real, denn sie manifestieren sich in ihren arglosen Opfern, um sie zu schändlichen Taten zu überreden. Da frisst sich ein besessenes Opfer auch mal selbst – Ja, „Oneira“ ist ziemlich düster und blutig 😉 Aber die Rettung naht, denn die Protagonistin Arane Hoes hat noch jeden Albtraum weggeschnetzelt. Denn genau das ist der Job der sogenannten „Kreuzspinnen“, von denen Arane eine der berühmtesten Mitglieder ist. Als sie dann auch noch einen fleißigen Knappen an die Seite bekommt, der sich nach einigem Hin und Her ihr Vertrauen verdient, scheint der berufliche Aufstieg (inklusive einem Geheimauftrag von einer mit einem ganz besonderen Albtraum geplagten Adeligen) unaufhaltsam... Aber Arane hat ein dunkles Geheimnis, für dessen Aufdeckung andere Kreuzspinnen über Leichen gehen!
 

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Eigentlich brauch ihr jetzt hier gar nicht viel drumherum zu schreiben, über irgendwelche Elemente des Settings oder die handelnden Figuren. Es reicht, wenn ich einen Vergleich bringt: „Oneira“ fühlt sich an die Manga-Variante von „The Witcher“. Ein einsamer Held (hier kein maskuliner Muskelmann, sondern eine sexy Goth-Blondine) reist von Auftrag zu Auftrag, um das jeweils aktuelle Monster abzustechen. Im Hintergrund steht eine Organisation, bei der intern nicht alles rund läuft; aber deren Ruhm verblasst gegenüber den Heldentaten der Hauptfigur. Einen Sidekick gibt es ebenso wie gelegentliche Liebeleien mit großbusigen Dörflerinnen. Und irgendwie gibt es auch noch eine dunkle Hintergrundgeschichte und dunkle Geheimnisse aus der Vergangenheit... 

Also alles schon gesehen, nicht nur (aber ganz besonders auch) in „The Witcher“. Aber man muss das Rad ja nicht immer neu erfinden! „Oneira“ funktioniert im 192 Seiten starken Auftaktband, der natürlich falsch herum von rechts nach links gelesen wird, ganz und gar hervorragend. Hier geht es zackig vorwärts, nach kaum mehr als einem Dutzend Seiten wird das Schwert gezückt, nach weniger als 20 Seiten fliegt bereits der erste Kopf durch die Gegend. Und wenn gekämpft wird, dann geht es richtig zur Sache! Das muss man mögen, durch den sehr stylischen schwarz-weißen Zeichenstil empfand ich die Gewaltspitzen aber nie als übertriebenen Gore, sondern irgendwie als gut in das Setting passend.
 

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Rückblickend muss ich zugeben, dass ich – hätte ich vorher schon gewusst, was in meinem Rezensionspaket drin sein würde – vermutlich sehr skeptisch gewesen wäre bei der Idee, dass einer der etabliertesten Fachverlage für franko-belgische Comics nun sein Glück mit Mangas versucht. „Oneira“ hat es aber tatsächlich geschafft, dass ich dieses Experiment als gelungen bezeichnen würde, denn das hier ist tatsächlich der erste Manga, der mich wirklich vollumfänglich begeistert hat. Und dass er das geschafft hat, obwohl ich das Dark-Fantasy-Genre und generell Gore gar nicht mal so sehr mag, betont noch einmal die Qualität dieses Büchleins. Ich hoffe nach der Lektüre jedenfalls sehr, dass alsbald der Folgeband erscheinen wird.

Fazit: Da haben es die Augsburger von „Bunte Dimensionen“ doch tatsächlich geschafft, dass ich mich für Mangas begeistere! Sehr hübsche Zeichnungen, eine (trotz 192 Seiten) vorwärtsdrängende Geschichte ohne Längen und nicht zuletzt eine dem Genre angemessene, düstere Atmosphäre lassen mich für „Oneira #1 Blutmutter“ (Link) eine ganz klare Kaufempfehlung aussprechen.

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