Post-Apokalypse? Ziemlich durchgenudelt, das Genre wurde schon von vorne bis hinten durchinterpretiert. Vampire? Seit den unsäglichen „Twilight“-Verfilmungen die uncoolsten Untoten, da haben ja sogar noch Zombies mehr Fans ;-) Coming of Age? Gibt es eigentlich auch schon mehr als genug Kram... Jeff Lemire? Ne, von dem kann es nicht genug Comics geben! Und so verwundert es nicht, dass der vielschreibende Star-Autor aus den oben genannten Zutaten ein ganz und gar leckeres Blut-Süppchen kocht :-D 

 
Acht Kinder, verschiedenste Ethnien und Geschlechter, leben in einer Großstadt. Allerdings ganz allein, denn wir befinden uns in der Post-Apokalypse, daher ist die Stadt menschenleer. Ihre Zeit verbringen sie seit hundert Jahren mit Kinderspielen, dem Jagen von Ratten und dem Warten auf das Zurückkommen der Ältesten, welche sie zurückgelassen haben. Seit hundert Jahren? Genau, denn diese acht Kinder sind kleine Vampire! Warum sie das sind, erfährt man zumindest im ersten von zwei Bänden noch nicht, aber darum geht es hier eigentlich auch gar nicht. Stattdessen befasst sich Jeff Lemire, hier zusammen mit dem tollen Zeichner Dustin Nguyen, mit dem „Erwachsenwerden“ und der damit einhergehenden Gruppendynamik. Denn da ihre Stadt bisher menschenleer war, konnten sie sich noch nicht an der „verbotenen Frucht“ laben. 

 
Doch dann laufen ihnen nacheinander gleich zwei Überlebende über den Weg, und das spaltet die vorher doch eigentlich halbwegs zusammenhaltende Jungvampir-Gruppe: Die eine Hälfte saugt den ersten Überlebenden aus und stürmt dann im Blutrausch ein Überlebenden-Camp, die andere Hälfte behält ihre Skrupel bei und versucht die zweite Überlebende (für mehr Dramatik ist sie zusätzlich auch noch die Tochter des ersten Opfers) zu beschützen. Klar, dass da wortwörtlich alsbald Köpfe rollen, denn auch wenn die Vampire theoretisch unsterblich sind, zeigen sie sich doch sehr anfällig für Sonnenlicht und das Durchtrennen des Halses ;-) 

 
„Little Monsters“ erzählt, zumindest im ersten von zwei Bänden, noch eine verhältnismäßig simple Geschichte. Und doch zeigt sich hier bereits die Genialität des Autors, denn mit jeweils wenigen Szenen pro Figur lernt man die meisten Blutsaugenden doch gut genug kennen, um ein gewisses Grundinteresse an ihnen zu entwickeln, und um zu verstehen warum sie so handeln, wie sie handeln. Aber mein Lob gilt nicht nur dem Autor, sondern auch dem Zeichner, denn diese schwarz-weiß-grauen, recht groben Zeichnungen, gelegentlich durch etwas blutrot aufgelockert, sind einfach maximal atmosphärisch :-D Daher meine dicke Empfehlung an alle Vampir-Fans, das sind tolle 152 Seiten im Hardcover. Dafür verlangt der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) glatte 25 €. 

 
Fazit: Ich mag ja weder Vampire noch Post-Apokalypse, aber „Little Monsters #1“ (Link) ist einfach ein richtig guter und sehr atmosphärischer Comic!

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