Ach, was habe ich nur schon alles für Aufs und Abs mit der blutrünstigen Klosterschülerin Mony erlebt, welche mit ihrem klapprigen Superraumschiff und einer zusammengewürfelten Alien-Crew allerlei ziemlich klassische WildWest-Abenteuer bestehen muss, auch wenn diese in einer oftmals post-apokalyptischen, aber jedenfalls immer dystopischen SciFi-Zukunft liegen...
 

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Mittlerweile ist ihr Raumschiff auf dem Wüstenplaneten Tishala gestrandet, wo ihr der saure Wind fast noch mehr Ärger bereitet als die umherziehenden Banden, welche es auf die zahlreichen Minen und Raffinerien abgesehen haben. Denn diese (also die Minen, nicht die Banden) tragen die Schuld an der ganzen Misere, weil sie sprießende Wälder des Bergbaus wegen in rohstoffreiche Ödnis verwandeln. Das mögen zwar einige der einheimischen Alien-Völker so überhaupt nicht (welche krass von „Avatar“ geklaut wurden, inklusive blauer Haut, Indigenen-Look & Haustier-Flugviechern), aber der vermeintliche Fortschritt ist nicht aufzuhalten. Der skrupellose Bandenanführer Sharkis will die Gelegenheit nutzen, um sich zu ungekannter Macht aufzuschwingen, indem er die gefährlichsten Clans unter seinem Banner zu einer mehr als nur fragilen Allianz vereint. Auch Mony schließt sich ihm an, jedoch nicht ohne Hintergedanken, denn sie muss dringend ihr Raumschiff wieder flott bekommen. Denn nicht nur alles Metallene rostet unter dem sauren Wind, auch die Lunge ihrer Tochter bekommt das Klima mal so gar nicht gut...
 

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Der 5. Band der „UCC Dolores“-Reihe, welcher sich ebenso schnell und auch gut wegliest wie der Vorgänger (Link), lässt die Handlung diesmal gar nicht so weit voranschreiten, wie man es von den anderen Bänden kannte. Nein, hier wird einfach die Ausgangssituation etabliert, es gibt ein paar Konflikte innerhalb der Bande und auch zwischen Moni und den Gangstern an sich, und dann fahren sie im „Mad Max: Fury Road“-Style durch die karge Wüste und schießen ein paar Leute tot, bevor Sharkis seinen genialen Plan verrät. Und schon sind die 64 Seiten beendet, die sich zugegebenermaßen so flott weglesen, dass man glauben möchte, man hätte nur die 48 Seiten des Vorgängerbandes in der Hand gehalten 🙂 Das kann man also als großes Lob verstehen, gerade deshalb, weil es weder unvorhergesehene Story-Twists gibt noch irgendwelche grandiosen SciFi-Innovationen. Nein, im Gegenteil, „Der Sand von Tishala“ wirkt wie von einer Chat-KI geschrieben, so deutlich sind viele Handlungsschnipsel und auch Zeichnungen von berühmteren Vorlagen inspiriert. Aber man muss ja auch nicht immer das Comic-Rad neu erfinden, manchmal reicht auch eine aufgewärmte Gulaschsuppe mit den Fleischresten des Vortages – Und genau das ist es, was der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) hier auffährt, deshalb gibt es auch ein positives...

Fazit: Dieser SciFi-WildWest-Comic lässt zugegebenermaßen jegliche Innovation vermissen. Sehr viele der Handlungsfäden, aber auch sehr viele der Zeichnungen, sind deutlich von anderen popkulturellen Vorbildern inspiriert. Aber mehr vom Gleichen (oder um beim obigen Beispiel zu bleiben, eine aufgewärmte Gulaschsuppe mit den Fleischresten des Vortages) ist ja manchmal auch ziemlich lecker – Und ja, „UCC Dolores #5 Der Sand von Thishala“ (Link) ist ein ziemlich „leckerer“ Comic-Snack für Genre-Fans, der viel Lust auf den nächsten Band macht!

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