Es gibt so Genres, die passen irgendwie richtig gut zusammen. Nicht nur eine berühmte Netflix-Serie lehrte uns beispielsweise die Freuden von Kitsch-Romantik kombiniert mit prä-victorianischer Alternativ-Geschichte. Aber auch WildWest-Abenteuer und Zombie-Horror fügen sich überraschend harmonisch ineinander – Wie nicht nur, aber auch, „Canary“ beweist. Hier tobt sich Scott Snyder mal wieder so richtig aus und zeigt, dass man selbst aus zwei totgerittenen Genres noch einen spaßigen Comic mixen kann.
 

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Der maskierte Marshal Holt ist wohl der beste Gesetzeshüter im gesamten Wilden Westen, der sogar die schlimmsten Schwerverbrecher und sogar übernatürliche Bösewichte mit Leichtigkeit zur Strecke bringt – Zumindest glauben das die zahlreichen Fans einer Groschenroman-Reihe, welche ihm schon zu Lebzeiten einen Legendenstatus verleiht. Ganz so perfekt ist Holt im echten Leben zwar nicht, aber dankt Furchtlosigkeit und Schießwütigkeit wird er seinem Ruf doch gerecht. Und deshalb wirkt es fast wie eine Degradierung, dass er einen einfachen Eskortauftrag für einen Geologiestudenten übernehmen soll. Denn Holts alte Wirkungsstätte (das titelgebende Westernstädtchen plus die Ödnis drumherum) steht im mutmaßlichen Zusammenhang mit einer mysteriösen Mordserie rund um eine aufgegebene Mine, welche für Canary von immenser wirtschaftlicher Bedeutung war/ist. Und eben jene Mine soll mit den neusten technischen Errungenschaften untersucht werden, was aber nicht allen gefällt...
 

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Der 160 Seiten dicke Horror-WildWest-Comic „Canary“ schafft es sehr gut, seine Spannung im Verlauf der Handlung immer weiter aufzubauen. Von den alles auslösenden Mordfällen über die deutlich verdächtige Stadtbevölkerung und die warnenden Indigenen bis hin zur Zombie-Apokalypse (oder was auch immer diese Untoten darstellen sollen?) liest man immer schneller und schneller, weil einen die Spannung und die Atmosphäre so in die Geschichte hinein zieht! Man kommt fast gar nicht zum Durchschnaufen, aber das ist auch gut so! Sonst bemerkt man nämlich, dass die Figuren eher rudimentär ausgearbeitet wurden (wobei sie für so ein wenig Horror-Action schon ausreichen) und dass das Ende – zumindest für meinen Geschmack – etwas zu chaotisch und abgedreht ist. Aber das sind Kleinigkeiten, die man rasch wieder vergessen hat, denn als Gesamtwerk ist das vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt hat) für 25 € publizierte Hardcover einfach ein düsterer Action-Rausch. Und daher gibt es auch ein positives...

Fazit: Zombies sind ausgelutscht, der Wilde Westen ebenso. Aber die Mischung machts, denn „Canary“ (Link) erfreut den Genre-Fan mit einer spannenden, vorwärtsdrängenden Geschichte und wirklich atmosphärischen Zeichnungen. Ein Genre-Tipp!

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