Das Leben schreibt die besten Geschichten – Dieser Spruch ist im Zusammenhang mit der Biografie von Caterina Maria Romula de’ Medici durchaus zynisch. Aber ein Körnchen Wahrheit ist halt doch enthalten, denn wer braucht schon fiktionale Bluthochzeiten, Königsattentate und Drachenkämpfe in „Game of Thrones“ und „House of the Dragon“, wenn es doch in unserer europäischen Geschichte so viel reales Leid gab. Und von eben jenem berichtet das Kreativ-Trio Delalande & Mogavino (Story) sowie Gomez (Zeichnungen) in dieser epischen Comic-Biografie über eine der umstrittensten Frauen der französischen Geschichte.
 

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Die 168 Seiten dicke Biografie teilt sich in drei Teile auf, welche jeweils wichtige Schlüsselpunkte im Leben von Katharina beleuchten. Zuerst geht es um ihre Kindheit, in welcher sie viel zu oft als Faustpfand und Geisel für den Religionskrieg zwischen dem Kaiser und dem Papst missbraucht wird. Und Religionskriege prägen auch ihr weiteres Leben, denn als sie im zweiten Band – nach allerlei Heiratspolitik, gegen die „Bridgerton“ wie eine sanftmütige Seifenoper wirkt (was sie ja auch ist 😜) – dann die Königin von Frankreich wird, ist das Land gespalten zwischen katholischen und hugenottischen bzw. protestantischen Fürstentümern. Immer wieder setzt sie sich für Toleranz und Verständigung ein, scheitert dabei aber sowohl an der religiös fanatischen Bevölkerung als auch an ihrer höchsten Priorität des Machterhalts des jeweiligen Thronfolgers. Immer wieder brechen die schwelenden Konflikte aus, bis sie im dritten Teil bei der Bartholomäusnacht in einem Massaker enden.
 

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Die verfluchte Königin“ ist eine beeindruckende Biografie, welche sehr viele historische Fakten und das gesamte Machtspiel rund um Katharina in kurzen Episoden abhandelt. Teilweise hätte das für jemanden, der keinen Bachelor-Abschluss in französischer Mittelalter-Geschichte hat, sicherlich etwas ausführlicher beziehungsweise mit mehr Kontext geschehen können. Aber auch so bekommt man schon einen recht guten Eindruck, wer Katharina wohl war und was sie möglicherweise angetrieben hat. Dabei wird ihr Charakter als erfrischend ambivalent und taktierend-opportunistisch dargestellt – Sympathien konnte ich nahezu nie für sie aufbringen (außer vielleicht, als sie noch klein war, da konnte sie noch nichts für ihre Taten), aber mir ist durchaus bewusst, dass man als Königin eines gespaltenen Frankreichs nun nicht permanent die moralisch einwandfreie „Gutmenschin“ sein kann 😉 Gefallen haben mir zudem die Zeichnungen, die sind sehr detailreich und wirken durchweg authentisch. Und deshalb hoffe ich auch inständig, dass sich genug Geschichtsfanatiker finden werden, welche dem „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) diesen Historienschinken für 39,80 € abkaufen – Denn für mich persönlich war, und dies ist dann auch gleich das abschließende Fazit, das Comic-Mammutwerk „Königliches Blut: Katharina von Medici: Die verfluchte Königin“ (Link) aber trotz allerlei Intrigen, Mord & Totschlag doch ein wenig zu trocken. 

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