Okay, ihr habt mich erwischt – Ich bin mega faul und kopiere jetzt einfach mal das Fazit der beiden Vorgängerbände in die Einleitung hier, damit wir gleich mal wissen, auf welches Qualitätsniveau wir hinabsteigen: Ich habe schon deutlich schlechtere „Splitternackt“-Comics gelesen, aber wirklich gut ist „Die Geheimnisse des Maison Fleury“ halt trotzdem nicht. Mit deutlich reduziertem Pornografie-Anteil wäre es immerhin ein völlig solider Verschwörungskrimi geworden; so jedoch ist es eine Aneinanderreihung von kopulierenden Personen, bei denen zwischendurch auch mal ein Serienmörder gejagt wird. Enttäuschend!
 

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Oh, ihr seid ja immer noch da? Und wollt wirklich wissen, wie mir dieser Trilogie-Abschlussband gefallen hat? Na gut, dann legen wir mal los: „Die Geheimnisse des Maison Fleury“ spielt im titelgebenden Edel-Bordell des spät-viktorianischen Londons, welches von den höchsten Würdenträgern der Stadt besucht wird. Soweit, so unspektakulär, aber dann kommen die Ereignisse ins Rollen: Erst schnetzelt sich ein Serienmörder durch die Rotlicht-Szene, dann gibt es Bombenanschläge. Dazu ein geheimer Männer-Kult, welcher die weibliche Gefahr mit satanischen Ritualen im Zaum halten will, sowie auf der Gegenseite die ersten Versuche von sozialer und politischer Emanzipation. Und als wäre das alles nicht schon genug Durcheinander, müssen die Edel-Prostituierten auch noch die Jungfräulichkeit der mysteriösen Hexe (???) Pearl bewahren, was bei all den Lustmolchen um sie herum natürlich ein unmögliches Unterfangen ist...
 

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Ich könnte jetzt verschiedenste Adjektive nutzen, um meine Gedanken zu diesem dritten Band „Utopie“ und der gesamten Trilogie in Worte zu fassen. „Enttäuschend“ habe ich ja bereits in der Einleitung verwendet, irgendwie würde auch „plump“ gut passen. Oder „verlogen“, denn das feministische Feigenblatt einer Selbstermächtigungsstory wird spätestens beim ersten Blick auf die Zeichnungen als ein Feigenblatt enthüllt – Auf der Hälfte der 48 Seiten finden sich sexualisierte oder gar pornografische Zeichnungen, welche eindeutig zu oft eine „male gaze“-Perspektive einnehmen. Und wenn dann (leichter Spoiler) ein antikes Weltreich zu Grunde geht, weil die Königin lieber ihre Sexualität auslebt, anstatt Krieg zu führen, dann ist das jetzt auch nicht so selbstermächtigend, wie es der Zeichner & Autor Gabriele Di Caro möglicherweise gemeint hat.
 

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Das passendste Adjektiv ist allerdings das schon etwas in die Jahre gekommene Jugendwort „wyld“, denn mit Story-Twists rund um Geheimdienstpläne der Königin Viktoria, Pearls über Jahrtausende vererbte Beeinflussungsfähigkeiten, Zwillingssex auf dem Mond (dafuq?), einer Frauenrechtsuntergrundorganisation und natürlich persönliche Dramen (inkl. Verrat, Mord & Totschlag) ist „Utopie“ ein echt wilder Mix... Mir persönlich ist er sogar ein wenig zu wild, was – und da wiederhole ich mich jetzt – aber primär daran liegt, dass all die Story-Häppchen (die vielleicht sogar irgendwie miteinander harmonieren) immer wieder zerstückelt werden durch unnötige Sexszenen, die weit über das vom Autor/Zeichner womöglich intendierte Ziel einer Narrativfunktion oder einer Atmosphäre-Etablierung hinausschießen. Nichtsdestotrotz, und auch da wiederhole ich mich, ist diese wylde Porno-Fantasy-Krimi-Trilogie immer noch das Beste, was der „Splitter Verlag“ (der mir mutig ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) bisher unter seinem kommerziell sehr erfolgreichen, qualitativ aber leider unglaublich schwachen „Splitternackt“-Label publiziert hat. Darum könnt ihr euch sicher alle denken, was jetzt kommt, nämlich das gleiche Fazit wie schon bei den beiden Vorgängerbänden:

Fazit: Ich habe schon deutlich schlechtere „Splitternackt“-Comics gelesen, aber wirklich gut ist „Die Geheimnisse des Maison Fleury #3 Utopie“ (Link) halt trotzdem nicht. Mit deutlich reduziertem Pornografie-Anteil wäre es immerhin ein völlig solider Verschwörungskrimi geworden; so jedoch ist es eine Aneinanderreihung von kopulierenden Personen, bei denen zwischendurch auch mal ein Serienmörder gejagt wird. Enttäuschend!

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