Immer mal wieder gibt es Situationen, gerade jetzt wenn ich mich als Ausbilder mit meinen Azubis auseinandersetzte, in denen ich mich genötigt fühle „Ich bin schon so alt, dass...“ zu sagen. Ich bin schon so alt, dass ich in der DDR geboren bin. Ich bin schon so alt, dass ich noch ohne Handy aufgewachsen bin und dann nur ein popeliges „Nokia“-Tastenhandy hatte (welches ich übrigens noch immer nutze, so robust sind die Dinger!). Und jetzt ganz neu: Ich bin schon so alt, dass „Arctica“ (Link) noch ein Near-Futere-Comic war... Das ist übrigens schon fast eineinhalb Dekaden her, mittlerweile gibt es bereits den 12. Band, welcher (wie auch schon die Bände der letzten Jahre (Link)) mehr als eindeutig pure SciFi-Dystopie bietet – Selbst wenn die wie immer sehr hübschen, bunten Bilder etwas anderes vermuten lassen 😉
Eine umfassende Zusammenfassung der Handlung könnt ihr in den älteren Rezensionen lesen, aber ganz kurz: In der nahen Zukunft rettet der Pilot Dakota das Alien-Mädchen Lulha aus dem ewigen Eis, welches u.a. mit anderen „eingefrorenen“ Aliens kommunizieren kann. Das weckt natürlich das Interesse der verschiedenen Regierungen und später auch Geheimbünde, welche die irgendwann zum Protagonisten-Quartett angewachsene Gruppe immer wieder gefangen nehmen, damit diese sich dann auf spektakuläre Weise befreien können. Letztlich stehen dann aber die Außerirdischen vor der Tür, die nach einigem Hin und Her die Erde übernehmen.
An diesem Punkt startet der zwölfte Band: Androiden haben die Macht übernommen, um die Welt nach dem Willen der außerirdischen Invasoren zu gestalten. Alle politischen Organisationen werden verboten, alle Glaubensrichtungen zugunsten einer „Aliens sind unsere Rettung“-Einheitsreligion abgeschafft, jeglicher Widerstand wird bekämpft. Und das alles mit dem Ziel, dass die Menschheit pflegeleichte Opfer werden, welche regelmäßig Frischfleisch für die Alien-Anführer liefern. Denn nur so bleiben sie unverwundbar... Leider (oder zum Glück?) hat dieser Plan allerdings eine gewaltige Lücke: Zwar wird alles auf der Welt vereinheitlicht, Staaten bleiben allerdings existent. Und so führen die Androiden-Staatschefs, die ja eigentlich nur die Alien-Stellvertreter sind, untereinander alsbald einen erbarmungslosen Krieg – Tja, da das war es dann mit dem menschlichen Frischfleisch 😜 Wobei die Alien-Anführer eh nicht mehr in deren Genuss kommen, denn Dakota, Lulha und ein paar menschliche & außerirdische Rebellierende haben einen tollkühnen Plan gefasst, der die Menschheit befreien soll. Das klappt auch halbwegs, aber am Ende sind die doch wieder in einer ausweglosen Situation...
Eigentlich kann man „Arctica“ ja ein wenig bemitleiden. Nun kenne ich nicht die Verkaufszahlen von „Bunte Dimensionen“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten), aber in der öffentlichen Wahrnehmung steht diese Reihe immer deutlich hinter dem Genre-Primus „Carmen Mc Callum“ (Link) sowie den unzähligen Militär-Comics. Und das ist traurig, denn „Arctica“ ist eine der besten Reihen des kleinen Augsburger Verlags! Einerseits sieht sie wirklich gut aus (selbst 08/15-Szenen protzen mit beeindruckend vielen Hintergrunddetails), andererseits gibt es nahezu keine Längen. Bisher jeder Band, den ich lesen durfte, hat mich von Anfang bis Ende mitgezogen! Nun will ich nicht alles bejubeln, denn die Handlungsstruktur wiederholt sich oft (Gefangennahme & Flucht gibt es in nahezu jedem Band), die Figuren könnten etwas komplexer sein und auch diesmal gibt es wieder einige arg gewollt wirkende Story-Twists; aber insgesamt ist das einfach eine absolut runde SciFi-Reihe, welche sich nicht hinter der verlagseigenen Konkurrenz („Golden City“, Carmen Mc Callum“, besonders aber „Travis“) verstecken braucht. Also gebt dieser Reihe ruhig mal etwas mehr Liebe 🙂
Fazit: „Der letzte Mann“ (Link) hat genau die gleichen Stärken und Schwächen, die jeder „Arctica“-Band (Link) hat. Und damit wird auch dieser Band den Fans von franko-belgischer SciFi-Dystopie sehr viel Freude bereiten!