Der französische Comic-Autor Daniel Pecqueur hat nun schon einige Geschichten verfasst, die ich durchaus zu meinen Comic-Lieblingen zähle (z.B. der großartige Western-OneShot „Angela“ und die „Yiya“-Miniserie). Diese beiden gerade genannten Beispiele wurden dabei ebenso im kleinen, aber feinen Augsburger Verlag „Bunte Dimensionen“ veröffentlicht wie auch die Near-Future-Reihe „Arctica“. Der finale Abschlussband steht zwar noch aus, aber die bisherigen acht Bände machen schon mal richtig Spaß :-) Nun habe ich in der Einleitung von „Near Future“ gesprochen, was so eigentlich gar nicht stimmt. Denn die Handlung spielt 2070, da ist noch ein wenig Zeit :-P Aber die im Comic dargestellte Welt mit ihrer Technik und ihrem sozialen Gefüge wirkt trotz einiger mehr oder minder dystopischer SciFi- und Cyberpunk-Elemente doch noch überraschend nah an unserer Gegenwart. 

 

1. In dieser Welt nun lernen wir den Elite-Piloten Dakota kennen, der nicht nur als Astronaut Weltraumschrott abschießt, sondern für die europäische Marine auch noch Eisberge abwehrt. Bei einem dieser Einsätze findet er einen mysteriösen, fremdartigen Sarkophag, der Zehntausend Jahre im Ewigen Eis (Link) lagerte und ein kleines Mädchen beherbergt. Nach dem Auftauen erfreut dieses sich nicht nur an ihrer „Wiederbelebung“, sondern auch an ihren mysteriösen Fähigkeiten. Logisch, dass so ein Wunderkind internationale Begehrlichkeiten weckt ;-)

2. Schon im zweiten Band Das Geheimnis auf dem Meeresgrund (Link) eskaliert die spannend gestartete Geschichte merklich: Um das Wunderkind Lulha zu retten, muss sich Dakota mit der jungen Frau Mismy zusammenraufen, welche das Mädchen im vorherigen Band nach dessen Flucht gefunden hatte. Dem aus der Not heraus geborenem Trio stellen sich nicht nur die verschiedenen Regierungsbehörden, sondern auch allerlei schießwütige Verbrecher in den Weg…

3. Lulha hat Dakota und Mismy zu einem weiteren Sarkophag geführt. In diesem befindet sich ihr Großvater, welcher ebenfalls 10.000 Jahre im Kälteschlaf verbracht hat. Doch die Zeit drängt, denn dem Sarkophag geht der Saft aus. Damit Der prähistorische Patient (Link) überlebt, muss sich Dakota seiner Vergangenheit stellen und seine Exfrau, eine angesehene Ärztin aus Istanbul, um Hilfe bitten.

4. Doch zwei mysteriöse Menschen aus der Urzeit bleiben natürlich nicht unbemerkt, sodass die Geschichte im vierten Band immer weiter eskaliert ;-) Lulha, Mismy, Dakota und seine Exfrau – Sie alle befinden sich getrennt voneinander auf der Flucht vor ihren immer gnadenloser agierenden Häschern, die alle nur von ihrem Ziel getrieben sind, die spektakulären Enthüllungen (Link) um Lulhas Vergangenheit zu verhindern.

5. Während die Verfolgungsjagden durch halb Europa weitergehen, erfährt man im fünften Band Zielort: Erde (Link) mehr Hintergrundinformationen zu Lulhas Vergangenheit und den außerirdischen Besuchern, die sie in den Sarkophag eingefroren hatten.

6. Eine neuer Machtgruppe sorgt dafür, dass das Trio Lulha, Mismy und Dakota weiterhin Auf der Flucht (Link) ist: Die Nachfahren der Außerirdischen, welche damals auf die Erde kamen, haben einen Geheimbund gegründet. Dieser benötigt unbedingt Lulhas Sprachkenntnisse, damit sie die antiken Aufzeichnungen der außerirdischen Erdbesucher übersetzt.

7. Währenddessen machen sich immer mehr internationale Mächte ebenfalls auf die Suche nach dem Mädchen, denn jeder will von dem Wunderkind profitieren. Doch Lulha, Mismy und Dakota haben derweil ganz andere Probleme: Sie versuchen das untergegangene Raumschiff der außerirdischen Besucher aufzuspüren. Denn Der Bote aus dem All (Link) hat dort eine Nachricht hinterlassen, die das weitere Schicksal der Welt beeinflussen könnte…

8. Logisch, wenn es schon vor 10.000 Jahren außerirdische Besucher gab, dann gibt es sie heute auch noch. Und sie kommen nicht unbedingt in Frieden… Das Ultimatum (Link) rückt für die Weltgemeinschaft aber fast in den Hintergrund, wird doch auf Lulha, als sie der Menschheit ihre Kräfte offenbart, ein Anschlag verübt!

Eigentlich hätte ich mir die kurzen Zusammenfassungen der einzelnen Bände ja sparen können, denn unabhängig vom durchaus interessanten Meta-Plot rund um Lulhas Geschichte und Fähigkeiten kann man jeden einzelnen Band mit der gleichen Inhaltsangabe beschreiben: Die ProtagonistInnen werden von verschiedenen Interessengruppen gejagt, um sich dann nach einer mal getrennten, mal gemeinsamen Gefangennahme durch spektakuläre Actionfähigkeiten zu befreien – Nur um dann von noch mehr Fraktionen (am Anfang nur von der Polizei und ein paar Verbrecherschergen, irgendwann dann beispielsweise auch von einem Alien-Geheimbund und so ziemlich jedem wichtigen Geheimdienst auf der Welt) gejagt zu werden. Nüchtern betrachtet klingt das jetzt gar nicht mal so abwechslungsreich. Und tatsächlich muss ich zugeben, dass mir beim Binge-Reading (also dem Lesen der kompletten Reihe in rascher Reihenfolge) durchaus das immer wiederkehrende Handlungsmuster aufgefallen ist. Gleichwohl muss ich gar anmerken, dass dies wohl die einzige Comic-Reihe ist, die ich jemals gelesen habe, bei der ich den Konsum der einzelnen Bände mit etwas zeitlichem Abstand empfehlen würde. Damit ist „Arctica“ sozusagen wie ein guter Wein, den man ja nicht auf Ex hinter stürzt, sondern schluckweise genießt. Denn gerade bei einem bedächtigen Konsum entfaltet die Reihe einen wesentlich höheren Lesegenuss – Dass hinter der variantenreichen Präsentation die immer gleichen Handlungsabläufe stecken, merkt man nämlich nur beim Lesen der Bände in schneller Abfolge. „Arctica“ punktet neben variantenreichen, spannenden Actionszenen vor allem mit seinen sehr ansprechenden, meist farbenfrohen Zeichnungen. Auch das dystopische, aber sehr glaubwürdige Zukunftsszenario kann, von kleineren Inkonsistenzen mal abgesehen, durchaus das Interesse der LeserInnen wecken. Da hält die Charakterisierung der ProtagonistInnen leider nicht mit, lediglich Dakota bekommt so etwas wie eine tiefergehende und naturgemäß heroisch-dramatische Hintergrundgeschichte. Aber hey, das ist halt ein Action-Comic, kein tiefgreifendes Drama ;-) Lob wiederum gibt es für die Druckqualität von „Bunte Dimensionen“ (welche mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung stellten), welche für jeweils 48 Seiten im Hardcover zwischen 14 und 15 € verlangen. 

Fazit: Die ersten acht Bände der „Arctica“-Reihe (Link) bieten spannende, dystopische Action auf einem guten Niveau. Dabei sollte man die einzelnen Bände für den optimalen Lesegenuss allerdings mit etwas Abstand konsumieren, da sonst der einzige deutliche Kritikpunkt (das sich stets wiederholende, aber immerhin konsequent eskalierende Handlungsmuster) bemerkbar wird. Ich bin jedenfalls unglaublich gespannt auf den Finalband :-D PS: Gern verweise ich noch auf die detaillierten Rezensionen der Einzelbände auf dem Blog meines geschätzten Blogger-Kollegen Würfelheld (Link).

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