Krimi- und auch Escape-Spiele erfreuen sich selbst nach der Pandemie ungebrochener Beliebtheit. So ziemlich jeder Verlag, der auch nur irgendwas mit Spielen (oder generell Druckwerk) zu tun hat, bringt eigene Krimi-Reihen auf den Markt. Da muss man aus der Masse natürlich hervorstechen, um nicht zwischen den mittlerweile hunderten jährlichen Neuerscheinungen unterzugehen – Gar nicht so einfach, wie zahlreiche teils nagelneue Genre-Vertreter beweisen, die man in jeder Buchhandlung und beim Spielefachhandel in der Grabbelkiste findet... Ob „Spur des Geldes“ ein solches Schicksal blühen wird? Vermutlich nicht, denn mit einem erprobten Spielkonzept (Online-Falllösung) und ungewöhnlichem Spielmaterial (lediglich ein Portemonnaie mit einigen Visitenkarten etc.) bietet es genau das, was Krimi-Fans aktuell erwarten. Aber wo bleibt der Spaß?
Ein Journalist wird von einem Auto überfahren. Fahrerflucht, natürlich, immerhin sind wir in Chicago, da kann das immer mal passieren 😉 Wobei, am Anfang weiß man eigentlich gar nicht, wer da überfahren wurde, denn die Leiche trägt lediglich ein Portemonnaie bei sich. Dieses enthält zwar keinen Ausweis, aber den üblichen Kleinkram wie Visitenkarten, ein Fahrticket, ein Kassenzettel und ein Foto der Liebsten. Aber tatsächlich reicht eben dieser Kleinkram schon aus, um am Ende den gesamten Fall zu lösen!
Dies passiert primär online, denn für „Spur des Geldes“ benötigt man (mindestens) einen Computer oder ein Handy. Eine Online-Ermittlungsportal führt einen dann durch den Fall, indem es immer neue Fragen stellt, etwa wer welches Alibi hat und welches davon gelogen ist. Zudem gibt es verschiedenste Webseiten sowie das Online-Polizeiarchiv (z.B. mit Verhörprotokollen), welche man zur Lösung des Falls durchstöbern muss... Und das war dann eigentlich auch schon das komplette Spielprinzip: Man bekommt eine oder mehrere Fragen gestellt, kämpft sich durch die Hinweise (anfangs noch den Inhalt des Portemonnaies, später dann primär Webseiten & Online-Texte) und beantwortet die Ausgangsfrage anschließend. Liegt man richtig, geht es weiter mit der nächsten Frage, bis man den Fall am Ende geknackt hat...
Der „moses Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) gibt eine Spielzeit von 90 Minuten an, was mir für absolute Schlaufüchse realistisch erscheint. Wir selbst haben zu zweit rund zwei Stunden gebraucht, dafür sind wir aber ohne Hinweise und mit nur einer einzigen falschen (Teil-)Antwort durchgekommen. Denn der Fall wirkt vielleicht etwas bieder, dafür ist er aber logisch und nachvollziehbar aufgebaut – Am Ende fühlt man sich tatsächlich wie ein ganz normaler Ermittler, der einen ganz normalen Fall und damit einen ganz normalen Arbeitstag absolviert hat.
Fazit: „Spur des Geldes“ (Link) bietet einen biederen Kriminalfall rund um Fahrerflucht sowie private & berufliche Verfehlungen – Und dieses „bieder“ meine ich im höchsten Maße positiv! Hier fühlt man sich tatsächlich wie ein Ermittler, der einen ganz normalen Polizei-Arbeitstag hat – Wenn man also vor die Wahl gestellt wird, ob man am Sonntagabend einen langweiligen „Tatort“ anschaut oder selbst „Tatort“ spielt, dann ist dies hier definitiv die bessere Wahl 🙂