Ach, was hab ich nicht schon alles für Höhen und Tiefen mit John Tango erlebt? Entführungen! Attentate! Racheaktionen! Familientragödien! Irgendwas mit Drogen! Ja, da hat sich der schießwütige Ex-Agent (der wie die südamerikanische Version des ebenfalls franko-belgischen Agenten-Comics „Sisco“ (Link) wirkt) mal wirklich eine kleine Pause verdient. Wobei, wir haben es schon ein paar mal erlebt, so eine Pause führt am Ende doch zur nächsten großen Schießerei...
 

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Denn im Gegensatz zu seinem Action-Partner Mario Borges, einem abgehalfterten Ex-Polizisten, kann John einfach keine Pause machen. Zum Glück, denn so rettet er bei einem Ausflug ins philippinische Manila einem Polizisten das Leben. Nun sind die Freunde fürs Leben, was sich sogleich auszahlt, da er wegen Landfriedensbruch (oder was auch immer jetzt der Straftatbestand war, denn Bewohnenden der verbotenen Insel waren eigentlich ziemlich cool mit Johns Besuch) in den schlimmsten Knast des Insel verfrachtet wird... Aber wie kam es dazu? 
 

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Eigentlich wollen John und Mario nur das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden und mit einem Segelschiffchen nach Manila schippern. Aber John entfesselt den inneren Indiana Jones, denn der Helm des vor ziemlich genau 500 Jahren erschossenen Seefahrers Ferdinand Magellan (sowie eben jener Pfeil, mit dem er erschossen wurde) haben es ihm angetan. Dafür besucht er auch furchtlos eine verbotene Insel, deren indigene Bevölkerung nach althergebrachten Sitten lebt und deshalb alle Fremdlinge abmetzelt. Aber gut, ich hab es ja schon im vorherigen Absatz gespoilert, am Ende sind die „Wilden“ gar nicht so wild, sie haben einfach nur ein schlechtes Image (und John ist ein Charmebolzen 😉), aber in den Knast musst er trotzdem. Aber hey, er hat ja einen neuen Freund, welcher wiederum eine sexy Anwältin kennt, die John erst rausholt und dann ranlässt...
 

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Und das war dann tatsächlich auch schon die gesamte Geschichte. Und ja, ich schreibe diesen Satz häufig, aber das war dann wirklich schon die gesamte Geschichte 😜 Auf diesen 56 Seiten in diesem 7. Band, der wie immer vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) publiziert wurde, herrscht gähnende Belanglosigkeit. Was soll das hier eigentlich sein? Die „Tango“-Reihe ist berühmt dafür, dass sie ein Action-B-Movie in Comicform ist, bei dem es ordentlich knallt und scheppert, weil die ganze Welt gegen John ist – oder zumindest alle, die in Südamerika irgendwie Dreck am Stecken haben – der wiederum krasse Selbstjustiz-Skills hat, um sich und andere aus jeder noch so (oft zufälligen) misslichen Lage zu befreien. In diesem Band channelt John aber nicht den inneren John Wick, sondern eher Indiana Jones oder Nathan Drake. Und selbst das wäre – auch wenn es nicht das ist, was Serien-Fans erwarten – keine ganz schlechte Idee. Denn natürlich muss sich so eine Comic-Serie auch mal weiterentwickeln, denn irgendwann sind alle Drogenbosse mitsamt ihrem korrupten Polizisten-Handlangern erledigt. Aber wenn dann einfach nichts passiert, weil es neben optimistisch aufgerundeten 10 % Actionszenen ansonsten ausschließlich seichtes Geplänkel zwischen den Haupt- und Nebenfiguren gibt (plus ein wenig Fickificki), dann ist das zu wenig. Gerade auch, weil Genre-Experte Matz hier einfach völlig motivationslos Dialoge runterschreibt und Künstler Xavier viel Raum zum Füllen der inhaltlichen Leere bekommt. Das beste, aber bei weitem nicht einzige Negativbeispiel ist etwa Johns Liebelei mit seiner Anwältin. Die taucht plötzlich als „Deus ex machina“ auf, dann geht es nach einem Tanz aber ratzfatz in die Kiste, weil John (oder sein Genital?) sich Hals über Kopf verliebt hat. Das wird so schnell abgehandelt, dass ich als Leser überhaupt nicht nachvollziehen kann, warum John plötzlich diese Charakterentwicklung durchmacht. Und das ist einfach ärgerlich, wenn 90 % des Bandes eh nur daraus bestehen, dass geredet wird. Deshalb auch ein tendenziell negatives...

Fazit: Die „Tango“-Reihe hatte ja schon öfters mal ihre Tiefen, aber letztlich konnte sie sich immer wieder fangen. Hoffentlich passiert das auch hier, denn der siebente Band „Magellans Pfeil“ (Link) ist eine absolute Enttäuschung für „Tango“-Fans und einfach nur langweilig für den Rest der Welt.

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