Fliegercomics mit weiblichen Hauptfiguren gibt es ja, gerade im historischen Bereich, relativ selten. Und wenn es dann auch noch um eine Woman of Color geht, wird die Comic-Auswahl noch viel dünner. Deshalb hatte die „Liberty Bessi“-Dilogie (Link) damals durchweg meine Sympathien, auch wenn die eigentliche Geschichte rund um die Suche nach dem verlorenen Vater etwas holprig erzählt wurde. Aber hey, aus der Dilogie wird eine ganze Reihe, und der neue Zyklus startet vielversprechend...
Die Protagonistin ist immer noch die PoC-Pilotin Bessie, welche wegen ihrer Hautfarbe und generell eine Piloten-Schwemme in ihrer amerikanischen Heimat keinen Job findet. Also verbindet sie Arbeit und Privatleben, indem sie ihre Dienstleistungen nun in Äthiopien anbietet. Da werden tollkühne Flieger und eben Fliegerinnen nämlich händeringend gesucht, außerdem kann sie vor Ort gleich mal ihren familiären Wurzeln nachspüren. Und dies bleibt nicht unbemerkt, denn die Sowjetunion würde Bessie sehr gern auf ihre Seite ziehen, um sie für ihre anti-amerikanische Propaganda einzuspannen. Dafür wird die russische Jagdfliegerin Natalia nach Äthiopien geschickt, welche vordergründig lokale Piloten ausbilden soll, deren eigentliches Ziel aber Bessie ist. Und die lässt sich mit so einer beeindruckenden Frauenpower und vor allem aber mit der Option auf einen Job als Düsenjäger-Pilotin nur allzu gern für die Sowjets vor den Karren spannen... Doch sowohl ihr Mechaniker als auch amerikanische Agenten haben da etwas dagegen, weshalb es alsbald zu ersten Anschlägen kommt!
Sind wir ehrlich, die ersten beiden Bände der „Liberty Bessie“-Reihe waren ziemlich nett, aber eben auch nicht viel mehr. Hübsch gezeichnet, halbwegs spannend, mit einer charmanten Protagonistin. Aber irgendwie hat der letzte Funke gefehlt, der mich für diese Comics brennen lies – Und genau dieser Funke ist nun übergesprungen! Denn Bessie als Spielball der internationalen Politik, die sich liebend gerne von Natalia und den sowjetischen Jagdflugzeugen blenden lässt, ist einfach wesentlich unterhaltsamer als die hundertste Geschichte über eine Hauptfigur, die in einem exotischen Land ihren verschollenen Vater sucht. Und daher bin ich unglaublich froh, dass das Kreativtrio Djian, Vincent & Buendia diese Reihe fortsetzte und dass der „Splitter Verlag“ (der mir ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) sie auch weiterhin nach Deutschland bringt.
Fazit: Man soll ja den Tag nicht vor dem Abend loben, aber „Liberty Bessie #3 Kalter Krieg in Äthiopien“ (Link) ist definitiv besser als der erste Zyklus. Hoffen wir mal, dass das Kreativtrio es nicht beim Finalband vermasselt 😜