Spider-Man gehört für mich ja zu den grundsoliden Superhelden des MARVEL-Universums. Eben die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, die meistens nur ein paar örtlichen Ganoven und gelegentlich (mit Unterstützung seiner hochgerüsteten Avengers-Kumpels) auch mal irgendwelche Superbösewichte in den Knast bringt. Wenn die Geschichten dann also mal in düstere Gefilde abgleiten, ja fast schon in Richtung Horror, dann bin ich natürlich umso hellhöriger!
Und da es in diesem 188 Seiten starken Comic um persönlichen Horror geht, fang ich doch auch mal mit einer persönlichen Horrorvorstellung an: Nicht schlafen zu können, vielleicht sogar tage- und wochenlang, und das in einer kapitalistischen Gesellschaft, die immer Bestleistungen erwartet, ist nicht nur aus der Gesundheitsperspektive heraus betrachtet ein riesiger Horror für mich. Und genau diesen Horror durchlebt nun Peter Parker a.k.a. Spider-Man, denn ein permanent in seinen Ohren klingendes Lied und noch dazu schlimme Alpträume sorgen dafür, dass an erholsamen Schlaf gar nicht mehr zu denken ist. Doch sein ganz persönliches Horrorszenario wird noch schlimmer, denn irgendwann verwischen Alptraum und schlaflose Realität so sehr miteinander, dass ihn beispielsweise Tante May und Mary Jane gar nicht mehr erkennen. Und selbst seine Kräfte sind verschwunden!
Horror assoziieren wir, auch im Comic-Bereich, oft mit der Darstellung von gruseligen Monstern. Zombies schlurfen durch die Gegend auf der Suche nach Frischfleisch, der Kettensägenmörder jagt ein paar Teenager-Mädels, überall spritzt Blut. Aber Horror kann so viel mehr sein und uns in Angst und Schrecken versetzen (oder zumindest ein deutliches Gefühl des Unbehagens erschaffen), indem er ganz persönliche Ängste aufgreift. Und das macht „Im Netz des Grauens“ mit seinen stimmungsvollen Zeichnungen so eindrucksvoll! Beim Lesen der Geschichte und beim Anschauen der Illustrationen spüren wir direkt, wie verängstigt, gequält und desorientiert Peter sich durch dieses Abenteuer schleppt. Und selbst wenn die Auflösung dann doch etwas weniger spektakulär als erwartet ist, bleibt dieser von „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt haben) publizierte Sammelband (umfasst „Spine-Tingling Spider-Man #0-4) doch noch sehr lang sehr positiv im Gedächtnis. Daher auch ein sehr positives...
Fazit: „Spider-Man: Im Netz des Grauens“ (Link) ist tatsächlich beeindruckend gruselig geraten und sticht damit aus der Masse anderer Superhelden-Comics hervor.