Eine der Comic-Personen da draußen, die viel zu wenig Liebe bekommt, ist der Max vom „Splitter Verlag“. Nicht nur (aber auch 😉) weil ich von ihm immer Rezensionsexemplare bekomme, sondern auch, weil er wirklich phantastische Comic-Empfehlungen hat. Sowohl außerhalb meines Lieblingsgenres („Fun Home“ (Link) war mega!) als auch natürlich innerhalb. Und damit kommen wir auch schon zu „Phobos“, einem hübsch gezeichneten Mix aus Marsexpedition, Datingshow und SciFi-Politikverschwörung. Klingt nach einem wilden Ritt? Absolut!
 

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Nun sind wir schon im dritten Band, folglich ist schon eine Menge passiert. Fassen wir also mal zusammen: Marsexpeditionen sind so teuer, dass selbst Elon Musk da gar keinen Bock mehr drauf hat. Also wird die NASA verkauft, Privatisierung war ja schon immer die Lösung aller Probleme 😜 Und wie das halt so ist mit der Privatwirtschaft, denkt die sich für maximale Gewinne immer wieder tolle neue Sachen aus. Was läge da also näher als eine von anderen Konzernen werbewirksam gesponserte Mars-Mission, die man mit allerlei TV-Drama würzt? Denn noch ist die menschliche Technologie nicht weit genug, dass man nach einer Mars-Landung wieder zurück zu Erde kommt. Die kreative Lösung: Man schickt sechs männliche und sechs weibliche Freiwillige auf die lange Reise, damit sie sich während dem Raumflug per Speeddating kennenlernen, letztlich heiraten und dann im Alleingang den Mars bevölkern. Genial, oder? Und noch genialer ist es natürlich, dass man das als TV-Show aufzieht, damit die ganze Welt zusehen kann und ordentlich Werbeeinnahmen generiert. Schon der Titel des Auftaktbandes verriet jedoch, dass die Mars-Besiedlung zum Scheitern verurteilt ist. Das weiß aber nur ein ganz kleiner Kreis an Verantwortlichen – Und das Wissen darum führt leider schnell mal zu einem ungeplanten Ableben 😉 Denn Serena McBee, die als Moderatorin, Regisseurin und Firmenvorsitzende alle Fäden der TV-Sendung in der Hand hält, will den baldigen Fehlschlag nutzen, um auf einer Welle des Mitgefühls direkt in das Amt der US-Vizepräsidentin hineinzuschlittern... Doch trotz aller mörderischen Vorsichtsmaßnahmen kann sie doch nicht verhindern, dass die französische Dating-Kandidatin Leonor kurz vor ihrem Abflug ein Handy mit den alles entscheidenden Informationen zugesteckt bekommt, und dass der Sohn eines Mordopfers anfängt Fragen zu stellen.
 

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Leonor ist jedenfalls nicht so naiv, wie McBee das gern hätte, denn sie kann trotz allem Datingstress und Zickenkrieg doch dafür sorgen, dass sich alle Raumfahrenden zusammenschließen, um ein Ultimatum an die Erde zu schicken: Wahrheit (und damit den sicheren Tod) oder Lüge (und damit den Versuch, auf dem Mars entgegen McBees Planung zu überleben). Letztlich entscheidet man sich für die gemeinsame Aufrechterhaltung der Lüge, denn die ist immer noch besser als der dank Sauerstoffmangel sichere Tod auf dem Rückflug. Aber McGee wäre nicht die mit allen Wassern gewaschene Bald-Präsidentin, wenn sie nicht selbst für diese Situation noch ein Ass im Ärmel hat. Und da kann ihr selbst ihre eigene Tochter nicht reinpfuschen, die sich mit einem Sohn eines ihrer vielen Mordopfer verbündet hat – Oder vielleicht doch? Schauen wir mal, denn es wird leider wieder viel zu lange dauern, bis der nächste Band erscheinen wird. Und ich kann es kaum erwarten, denn die Geschichte nimmt langsam so richtig an Fahrt auf: Leonora & Co sind der festen Überzeugung, dass sie McBee in der Hand haben, während diese wiederum sie in der Hand hat, um TV-Quoten & viel Geld garantierenden Mars-Nachwuchs und natürlich die Rettung ihres diabolischen Planes abzusichern (wofür sie über noch mehr Leichen geht – irgendwann muss das doch mal auffallen?). Und selbst wenn es keine wirklich charismatische Oberschurkin gäbe, wäre der Mars an sich schon tödlich genug, wie die Dating-Truppe schon direkt bei der Ankunft mehrfach feststellen muss... Die Drittstory um die zur Wahrheitsfindung berufene, drogenabhängige Tochter fällt dagegen etwas ab, denn auch wenn sie für die Gesamthandlung vermutlich ungemein wichtig ist, fällt sie doch gegenüber der SciFi-Dating-Survival-Story um Leonor und den wirklich schlauen Bösewicht-Aktionen von McBee merklich ab. Aber das soll jetzt auch kein großer Kritikpunkt sein, eher eines der beiden Haare in der Suppe. Das andere Haar sind gelegentliche Schwächen bei den Zeichnungen, aber wenn wir ehrlich sind, fallen diese beiden Haare in einem ganzen Suppen-Eintopf an Köstlichkeiten absolut nicht ins Gewicht. 
 

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Fazit: Wie immer muss ich dem Splitter-Max auf Knien danken, dass er mir diese phantastische SciFi-Serie empfohlen hat! Wie schon bei den beiden „Phobos“-Vorgänger gilt auch hier: „Der Scheinpakt“ (Link) rockt hart!

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