Ich hatte heute einen bescheidenen Tag: Arbeit nervt, Familie krank, Hobby kackt ab – Ich war echt bedient :-( Und dann liegt da noch ein 240 Seiten dicker Comic auf dem unendlich hohen Stapel ungelesener Bücher, auch noch ein Comic-Kinderbuch über gemobbte Grufti-Außenseiter, das klingt ja nach Spaß... Ein Glück, dass ich mir einen Ruck gegeben habe, denn „Die Gruftis“ von der Autorin & Zeichnerin Léa Mazé bietet einen interessanten & stilsicheren Jugenddetektiv-Krimi – Also hab ich am Ende doch noch gute Laune :-) Die Zwillinge Celine & Colin haben es nicht leicht, denn da ihre überforderten Eltern einen selbstständigen Leichenbestatterbetrieb nebst Friedhof führen, werden sie als Spooky & Grufti gemobbt. Das ist für diese jugendlichen Seelen natürlich arg belastend, sodass sich ihr Frust und Ärger irgendwann in Gewalt umschlägt. Ein Schulverweis ist die Folge, für den sie mit Hilfsarbeiten auf dem Friedhof bestraft werden. Der Steinmetz Pitti versucht sie mit einem Spiel abzulenken, welches sie erst geheime Zeichen auf den Gräbern entdecken lässt, was wiederum zur Verwicklung in einen Mordfall führt. Aber niemand will etwas von ihren Ermittlungen hören... Und könnte das vielleicht alles noch Teil des Spiels sein? Diese Frage stellt sich den Lesenden, denn auf den ersten einhundert Seiten sind die Geschehnisse alle noch so vage gehalten, dass ich mir relativ sicher war, dass Pitti hier einfach nur ein wenig zu motiviert die Spielleitung übernommen hat – Hey, es ist ein Kinderbuch, wie kompliziert kann das schon werden? Aber langsam wird doch klar, dass die Kinder da einem großen Verbrechen auf der Spur sind, und dann entwickelt man im Mittelteil dank einiger falsch interpretierbarer Hinweise immer wieder neue Theorien, wer denn nun wirklich der Täter ist. Und eben jener Mittelteil ist das große Highlight der Geschichte, hier verschlingt man jede Seite! Also nicht, dass man das nicht beim gesamten Buch machen würde (allein schon wegen der hübschen und stilsicheren Zeichnungen), aber gegenüber diesem Rätselraten fallen die Etablierung des Settings zu Beginn und das (für Kinderbuch-Verhältnisse) sehr actionreiche Finale doch ein wenig ab. Nichtsdestotrotz, ich hab es ja schon in der Einleitung geschrieben, macht „Die Gruftis“ einfach durchgehend megamäßig Laune! Super, dass der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) dieses Comic-Kinderbuch ins Programm aufgenommen hat und dass er es als Sammelband herausbrachte – wenn auch unter dem „toonfish“-Label für Kindercomics – anstatt wie im Original die drei Kapitel einzeln zu veröffentlichen. Damit kostet das Hardcover dann zwar gleich mal stattliche 39,95 €, ich denke für Kinder am Ende des Grundschulalters ist das aber in wenigen Wochen ein wunderbares und sehr repräsentatives Ostergeschenk. Fazit: „Die Gruftis“ (Link) trifft genau meinen Nerv und hätte mich im zarten Alter von 10 – 14 Jahren unendlich glücklich gemacht. Aber auch der dreimal so alte, „halbwegs erwachsene“ Philipp ist von diesem Kinderdetektiv-Comic schwer begeistert!
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