Die Fantasy-Comicreihe „Die 5 Reiche“, in welcher sich anthropomorphe Tiere in bester „Game of Thrones“-Manier gegenseitig hintergehen, war für mich im ersten Zyklus ja ein Musterbeispiel für vielschichtiges Geschichtenerzählen mit ambivalenten Figuren. Der zweite Zyklus konnte da zu Beginn nicht mithalten, denn „Die Stunde des Geschenks“ (Link) war ein sehr lahmer Auftakt mit eher mittelmäßig erfolgreichem Worldbuilding. Macht der 2. Band des 2. Zyklus jetzt alles besser?
Wie immer bei solch komplexen Geschichten eine kurze Einordnung der bisherigen Geschehnisse, das macht der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellt) hier auch nicht anders, nur dass er dafür eine ganze Seite Fließtext braucht :-P Also wir befinden uns wieder im Affen-Königreich Lys, welches sich nach der Rückgabe der königlichen Geisel Keona durch das Königreich Angleon vor allem dafür interessiert, ob & wie man einen eventuellen Krieg führen könnte. Aber nicht nur in den hohen Palästen, sondern auch in den Straßen der Hauptstadt Alysandra wird Politik gemacht, denn verschiedene kriminelle Clans kämpfen um die Herrschaft. Und selbst im tiefsten Dschungel, in dem sich zwei Archäologie-Studierende verlaufen haben, begehrt der Fischerjunge Kauri gegen die Werte & Normen seines Dschungelvolkes auf...
Nachdem wir im vorherigen Band die verschiedenen Prota- und AntagonistInnen des Affen-Königreiches kennengelernt haben (immerhin stattliche 32 Personen!), schreitet die Handlung nun erstmals richtig voran. Primär geht es um die Konflikte der verschiedenen kriminellen Clans untereinander, denn nachdem der Sistrum-Clan eine ordentliche Niederlage einstecken musste, bläst er zum Großangriff auf den Couchai-Clan. Aber dieser gleicht seine Unterzahl mit Nadelstichangriffen, Misinformationen und dem Stellen von Fallen aus... Währenddessen versucht Prinzessin Keora ihren Platz im Palast zu finden, hat sie als Austauschgeisel in Angleon doch neue Erfahrungen sammeln können, die ihre Weltsicht erweitert haben. Und auch die anderen Anta- & ProtagonistInnen erleben kleinere Handlungsfortschritte, die zweifelsohne allesamt miteinander zu tun haben – Ich gebe dem Autoren-Trio „Lewelyn“ nach dem großartigen 1. Zyklus gern einen Vertrauensvorschuss ;-)
War der erste Band noch sehr ruhig, wird das diesmal sozusagen nachgeholt, denn noch nie gab es in „Die 5 Reiche“ so viel Gewaltspitzen zu sehen - Die kriminellen Clans gehen nochmal ein ganzes Stückchen skrupelloser und brutaler vor als die intriganten Königskinder im 1. Zyklus. Das fand ich persönlich etwas zu heftig, das hätte nicht sein müssen, aber es trägt schon zu der düsteren und feindseligen Exotik-Atmosphäre bei, welche „Toter als tot“ innewohnt. Jérôme Lereculey zeichnet hier, unter der künstlerischen Leitung von Didier Poli, wieder sehr ansehnliche Bilder, welche von Dimitris Martinos koloriert wurden – Also gewohnte Qualität, sowohl inhaltlich wie auch grafisch, sodass man das Fazit sehr kurz halten kann: Fans sollten die "Die 5 Reihe"-Reihe mit "Toter als tot" (Link) unbedingt weiterverfolgen, alle Neulinge aber mit dem bereits abgeschlossenen 1. Zyklus loslegen!