Die satirischen Kartenspiele der „Munchkin“-Reihe erfreuen sich mittlerweile seit gut zwei Jahrzehnten größter Beliebtheit – Auch wenn nicht wenige SpielerInnen den Eindruck haben, dass die Kuh mit immer abstruseren Variationen („Quirlige Köche“, „Shakespeare“) und Lizenzen („Axe Cop“, „Tim Burton's The Nightmare before Christmas“) langsam leer gemolken wird. Bisher gibt es allein schon 31 eigenständige Spiele, dazu noch ein vielfaches an mehr oder minder umfangreichen Erweiterungen. Im letzten Jahr ganz neu erschienen sind die beiden „Munchkin“-Varianten mit der offiziellen „Warhammer“-Lizenz von. Einmal die Fantasy-Variante „Age of Sigmar“ und dann auch noch die Düster-SciFi-Variante „Warhammer 40.000“. Letztere und deren erste Erweiterung „Glaube und Geballer“ hab ich mir mal näher angeschaut :-)
Auch in der „Warhammer 40.000“-Variante sowie in der ersten Erweiterung „Glaube und Geballer“ hat sich das grundlegende „Munchkin“-Spielprinzip nicht geändert: Ist man an der Reihe, zieht man eine Karte vom Türstapel. Verbirgt sich dahinter ein Monster (typische „Warhammer 40.000“-Gegner wie Nurglinge, Psioniker und allerlei Tyraniden-Getier), muss man dessen Kampfwert übertreffen. Dazu rechnet man seine aktuelle Stufe mit den Boni & Mali der eigenen Ausrüstung (z.B. Waffen und Rüstungen) und die Kampfwerte eines eventuellen Verbündeten zusammen. Wird das Monster besiegt, erhält man mindestens eine neue Stufe und darf den Raum plündern, daher eine oder mehrere Schatzkarten ziehen. Manchmal verstecken sich hinter der Tür aber auch ein Fluch oder eine Verbesserungskarte, sodass man dann entweder eine gesammelte Monsterkarte ausspielen oder eine weitere Türkarte ziehen & sammeln darf. Am Ende der Runde muss man dann noch, falls man mehr als 5 Handkarten hat, den Überschuss an die schwächeren MitspielerInnen abgeben. Und das war es dann auch schon, es geht reihum immer weiter, bis irgendwann jemand die 10. Stufe erreicht hat. Im Prinzip also ein wirklich simpler Spielmechanismus, für dessen grundlegende Erklärung das DIN-A4-Regelfaltblatt auch gerade mal eine halbe Seite benötigt. Insgesamt umfassen die Spielregeln vier Seiten, wobei die spezifischen „Warhammer 40.000“-Eigenheiten sich vornehmlich auf das Umbenennen bzw. Anpassen bestimmter Kartentypen reduzieren (z.B. schließt man sich einer Armee an anstatt einem Volk wie in den meisten anderen „Munchkin“-Varianten) und somit auch kaum mehr als eine halbe Regelseite ausmachen – Wer irgendeine andere Variante des satirischen Kartenspiels kennt, kann hier problemlos einsteigen.
Ihren spielerischen Reiz ziehen die „Munchkin“-Spiele (welche untereinander vollständig kombinierbar sind, auch wenn das nicht immer fair ausbalanciert ist) aber schon seit jeher weniger aus den einfachen, sich in den Kartentexten auch gern mal widersprechenden Regeln, sondern aus dem Humor. Und davon gibt es wieder eine ganze Menge: Da sind einerseits natürlich die Karikaturen, welche auf jede der 168 (Grundspiel) beziehungsweise 112 („Glaube und Geballer“) Karten abgedruckt sind. Der Stil von John Kovalic ist weiterhin unverkennbar und sagt mir persönlich auch nach zwei Jahrzehnten noch zu :-D Auch sind die Texte und Titel voller Anspielungen, wobei man hier natürlich ein wenig „Warhammer 40.000“-Grundwissen mitbringen muss. Absolut treffsicher ist dabei besonders der Meta-Humor, beispielsweise wenn ein Fluch „Du hast dein Gelände zu Hause vergessen“ heißt oder wenn man eine neue Stufe aufsteigt, weil man eine neue, noch schwärzere Farbe gekauft hat ;-) Andererseits ziehen die „Munchkin“-Spiele natürlich auch ihren Reiz aus dem gnadenlos kompetitiven (ja ich möchte fast behaupten bösartigen) Spielprinzip, bei dem man eigentlich immer nur dann eine Chance hat, wenn man seinen MitspielerInnen das Leben besonders schwer macht :-P Wer sich dafür begeistern kann und auch die grimmig-düstere SciFi-Dystopie des „Warhammer 40.000“-Universum mag, kann also bedenkenlos die 14,95 € (Grundspiel (Link)) beziehungsweise 12,95 € („Glaube und Geballer“ (Link)) zahlen, welche „Pegasus Spiele“ (die mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung stellten) verlangt.
Fazit: Auch diese „Munchkin“-Variante hat die gleichen Vorzüge und Nachteile wie jede andere Variante. So kommt es letztlich auf den persönlichen Geschmack an, ob man sich für diese grimmig-düstere SciFi-Dystopie oder lieber für eines der anderen dreißig Settings entscheidet – Spaß machen sie allesamt :-)