Die dystopische Cyberpunk-Actionreihe „Carmen Mc Callum“, aus der Feder des genialen SciFi-Comicautors Fred Duval, ist mittlerweile schon in ihren 6. Zyklus gestartet. Also wird es Zeit, noch rasch den 5. Zyklus zu rezensieren, welcher mit dem 14. Band „Radioaktivität“ (Link) schon sehr vielversprechend begann. Eine kurze Rekapitulation der bisherigen Ereignisse: Die ebenso attraktive wie tödliche Titelheldin ist eine kampferprobte Söldnerin, die mit ihren wenigen Verbündeten (u.a. dem mittlerweile zur 2. Hauptfigur aufgestiegenen Klischee-Hacker Pacman) schon vielfach einigen größenwahnsinnigen Großkonzernen und noch größenwahnsinnigeren Künstlichen Intelligenzen ans Bein gepinkelt hat – Die Rettung der Welt inklusive ;-) Aber irgendwann macht sie doch mal einen auf Gerhard Schröder und lässt sich vom russischen Energieriesen Gazdrom einlullen, der finanzielle Stabilität und einen weniger tödlichen Arbeitalltag offeriert. Wobei, die Suche nach verschwundenem Atommüll ist nun auch nicht ganz ungefährlich, denn daraus kann man ganz wunderbar tragbare Atombomben basteln...
15. ...um ganz genau zu sein nämlich drei Stück, von denen die erste bereits in London hochgegangen ist. Panik breitet sich aus, der Weltmarkt kollabiert, aber immerhin besteht noch eine geringfügige Chance die anderen beiden Terrorzellen auszuschalten. Denn die Künstliche Intelligenz „Bug“ bietet ihre Mithilfe bei der Suche nach den Atombomben an, wenn Carmen ihr hinterher beim Suizid assistiert. Aber kann man auf die Aufrichtigkeit einer KI vertrauen, die auch irgendwie mit dem weltverändernden Geheimprojekt „Zentaur“ (Link) in Verbindung steht?
16. Langsam wird die Zeit knapp, denn die letzte Atombombe hat ihr Ziel erreicht. Die höchste Alarmstufe „Crimson Code“ (Link) wird ausgerufen, was es für Carmen und Pacman umso schwerer macht, ihre geheime Mission zur Rettung der Welt fortzusetzen. Noch dazu müssen sie sich am Zielort, dem bayrischen Schloss Neuschwanstein, gleich zwei KI-Gegnern stellen.
Wie immer gibt es also viel zu tun für Carmen, die diesmal u.a. Hilfe bekommt von ihrem Vater, der Gazdrom-Chefin und einer Bio-Prognostikerin (mein neuer SciFi-Lieblingsberuf, der einfach nur bedeutet, dass man Zeitung liest und sich seine eigene Meinung bildet :-P). Und die Nebenfiguren sind auch wieder alle sinnvoll in die Geschichte eingebunden, denn sie alle tragen kleine Puzzlestückchen zu der finalen Erkenntnis bei, dass Künstliche Intelligenzen gefährlich sind ;-) Okay, das ist jetzt kein Geheimnis, denn um eine dystopische KI-Evolution geht es ja in sehr vielen Scifi-Comics von Fred Duval, der in seiner spannenden Vision der nahen Zukunft (zu der auch die parallel laufende „Travis“-Reihe (Link) gehört) seine ProtagonistInnen nun nicht zum ersten Mal gegen vom Machthunger getriebene KI-Amokläufe ankämpfen lies. Aber das Thema wird einfach nicht langweilig, weil der Autor hier einerseits eine glaubwürdige Welt erschaffen hat (die lediglich knapp drei Jahrzehnte in der Zukunft spielt und damit gar nicht mal soooooo weit weg ist) und andererseits auch tagesaktuelle Themen verwurstet – Wobei es natürlich Zufall ist, dass ich die beiden Comics heute gelesen habe und eben genau diese Probleme (Atombedrohung & europaweite Wirtschafts- & Energiekrise) genau jetzt in der Tagesschau hoch und runter laufen. Klar, das ist Zufall, aber es ist natürlich bedrückend :-( Einen kleinen Kritikpunkt habe ich jedoch! Bei all den Handlungssträngen, die jede Haupt- & Nebenfigur absolvieren muss, kommt diesmal die Action merklich zu kurz. Und das ist gerade im 16. Band etwas ärgerlich, weil hier im Verlauf des Zyklus sehr viel Erwartungshaltung aufgebaut wird: Eine riesige Wächterspinne etwa, auf die gefühlt das ganze Sicherheitskonzept von Neuschwanstein aufbaut, wird von Carmen sozusagen mit einer Handbewegung weggeklatscht; auch Pacmans Kampf gegen den Drachen-Endgegner kommt über eine Seite und enttäuschend wenig Peng-Peng nicht hinaus... Klar, Carmen ist die allerbeste Kampfmaschine der Welt, aber wenn der Band eh schon etwas länger ist (56 statt 48 Seiten), dann hätte man da gern noch ein paar Seiten mehr für cool inszenierte und hübsch gezeichnete Actionszenen verwenden dürfen. Aber davon abgesehen leistet der Zeichner Emem wieder sehr solide Arbeit, wobei ich gelegentlich das Gefühl habe, dass die Qualität der Panels von seiner Tagesform abhängt ;-) Aber das sind alles kleinere Kritikpunkte, die Fans der Reihe zweifelsohne verschmerzen können. Als ein solcher würde ich mich übrigens auch bezeichnen, sodass ich allen Mit-Fans das Ende des erneut von „Bunte Dimensionen“ (die mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung stellten) verlegten 5. Zyklus ans Herz legen kann, auch wenn er nach dem grandiosen 4. Zyklus (Link) etwas zurücksteht. Fazit: Auch der 5. „Carmen Mc Callum“-Zyklus (Link) rockt mit altbekannten Qualitäten, mal schauen was die Zukunft so bringt :-)
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