Wie leite ich nur meine Rezension ein, wenn ich bereits in insgesamt sieben Bänden zuvor immer die gleiche Einleitung genutzt habe? Eine knallige Anthologie-Reihe über die letzten Reste der Menschheit, die nun ihrerseits als Außerirdische fremde Planeten besiedeln. Und das geht immer irgendwie schief... Ihr kennt die Fakten, immerhin sind wir mittlerweile schon bei der Hälfte des 2. Zyklus ;-) Aber Moment, diesmal ist eine wichtige Kleinigkeit anders... In den vorherigen Bänden waren es immer einzelne Nationen, welche jeweils ihr eigenes Abenteuer erlebten. Angefangen von klischeehaften Nazi-Deutschen (Link) bis hin zu ebenso klischeehaften Russen (Link) und Rumballer-Amerikanern (Link) flogen die jeweiligen nationalen Weltraumflotten ihren titelgebenden Zielplaneten an. Bei „Neïta“ ist es diesmal aber etwas anders, weil die Raumflotte keine einzelne Nation repräsentiert (außer vielleicht den Vatikanstaat auf Steroiden :-P), sondern mit dem Christentum eine ganze Weltreligion. Allerdings in ihrer radikalsten Ausprägung als eine Mischung aus Kreuzrittern, Opus Dei & White Evangelicals. Und diese werden diesmal nicht mit klassischen Außerirdischen konfrontiert, sondern mit Gott höchstselbst... Aber von Anfang an: Neïta, ein ebenso kleiner wie staubiger Mond, der einen großen Gasriesen umkreist, ist diesmal das Ziel der SiedlerInnen. Und die müssen sich diesmal quasi nur noch ins gemachte Nest setzen, denn eine 3000 Personen starke Vorhut hat bereits eine Kolonie errichtet. Doch als die Flotte ankommt, kann sie kein Lebenszeichen scannen. Der Inquisitor Evangelisti soll daher, gemeinsam mit seiner Ziehtochter Sarah, innerhalb weniger Tage die Ursache der verschwundenen SiedlerInnen aufklären. Und tatsächlich finden sie mehr, als sie sich erhofft haben: Denn neben den 3000 Verschwundenen taucht auch noch Gott höchstselbst und sein kindliches Sprachrohr auf... Und das ist nicht das einzige Ereignis, welches die gesamte Christenheit in ihren Grundfesten erschüttert! Okay, also „Conquest #8 Neïta“ war definitiv eine Achterbahn meiner Gefühle. Hier vermischen sich eine blasphemische Mystery-Story (möglicherweise bin ich als Christ etwas voreingenommen bei dem Thema, auch wenn der mit Metaphern überladene Story-Twist ganz interessant ist) mit knalliger SciFi-Action, langweiligen ProtagonistInnen und sehr gefälligen, wenn auch nicht überragenden Zeichnungen. Aber so richtig zünden will dieser Mix nicht, vermutlich weil ich einfach mit niemandem mitfiebern kann. Denn klar, diese Hardcore-GlaubensfanatikerInnen sind nun wirklich keine sympathischen Leute (übrigens auch nicht im „echten“ Leben, mal so nebenbei erwähnt) und auch die beiden ProtagonistInnen bleiben mir – auch wenn Sarah etwas weltgewandter ist – so fremd, dass es mir einfach egal ist, ob Gott (oder was Jean-Luc Istin hier als Gott präsentiert – eine andere Formulierung wäre ein zu großer Spoiler ;-)) diese Kolonie nun aufbaut, assimiliert oder auslöscht... Also prinzipiell ein altes Problem, denn die „Conquest“-Comics sind ja nicht gerade dick (diesmal 72 Seiten) und die Menschheit tritt ja immer, schon vom Grundkonzept her, als invadierender Aggressor auf. Aber irgendwie zieht die Geschichte diesmal einfach nicht so sehr, ich kann gar nicht richtig den Finger drauflegen, und ich begründe das einfach mal ratlos mit meiner oben erwähnten Voreingenommenheit. Nichtsdestotrotz, die Action ist knallig, das Setting ist stylisch (die Minen sind ein gruseliger Design-Traum!) und die Zeichnungen gefallen, also können SciFi-Fans ruhig mal die glatten 17 € investieren, welche der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für das qualitativ gut gedruckte Hardcover verlangt. Fazit: „Neïta“ (Link) ist objektiv wirklich gut, ich konnte nur ganz persönlich nichts mit dieser für die „Conquest“-Reihe eher ungewöhnlichen Thematik anfangen. Aber nichtsdestotrotz, trotz meiner Voreingenommenheit, würde ich den 8. Band qualitativ eher im Mittelfeld einordnen. Kein Meisterwerk, aber es gab eben auch schon deutlich schwächere Bände.
Tags