Das „Panini ink“-Label soll ja eigentlich jugendliche LeserInnen an die Superhelden-Thematik heranführen. Dass man damit aber auch als Erwachsene(r) viel Spaß haben kann, bewies letztes Jahr u.a. „Zeig mir das Meer“ (Link, ca. ab Minute 13) – Für mich bekanntermaßen einer der besten Superhelden-Comics des letzten Jahres :-) Nun kann ich schon spoilern, dass der zweite „Ms. Marvel“-Sammelband „Herzschmerz“ zwar nicht ganz so krasse Lobeshymnen bekommen wird, viel Lesespaß hatte ich aber trotzdem! Die erst sechzehnjährige Muslima Kamala Khan ist ein riesiger Fan von SuperheldInnen, besonders aber von Captain Marvel. Als sie (da in ihr Inhuman-Gene schlummern) nun selbst Superkräfte bekommt, will sie es ihrem großen Vorbild gleichtun und die Nachbarschaft beschützen. Und diese Rolle füllt sie auch ganz manierlich aus, aber sie ist eben auch eine Teenagerin, welche halt typische Teenagerinnen-Probleme hat: Die Eltern sind super streng was Jungs angeht, ihr bester Freund ist trotzdem in sie verliebt, der Valentinstag steht vor der Tür und ihr möglicherweise zukünftiger Ehemann ist ein Superschurke... Der anfangs ziemlich generisch wirkende Titel „Herzschmerz“ passt für diesem Sammelband überraschend gut, denn die naturgemäß tragische, weil unerfüllte Jugendliebe durchzieht die verschiedenen Handlungsstränge der hier zusammengefassten US-Einzelhefte #12-19 – Da wiegt das tatsächliche Ende der Welt emotional genau so schwer wie das metaphorische Ende, wenn man herausbekommt, dass der Traumprinz eigentlich ein machthungriger Bösewicht ist ;-) Trotz dieser schwermütigen Grundstimmung kommt hier aber auch der Humor nicht zu kurz. Gerade die von Adrian Alphona gezeichnete „Endzeit“-Story begeistert mit vielen kleinen Eastereggs, mitunter glaubt man bei Massenszenen vor einem Wimmelbild zu sitzen :-D Schade nur, dass das Taschenbuchformat ein wenig schmal ist, die Illustrationen (auch von den anderen Zeichnern) wären sonst noch prächtiger gewesen. Aber sei es drum, das sieht alles ziemlich fein aus! Die Qualität der verschiedenen Geschichten (neben #12-19, die insgesamt drei Storys umfassen, sind noch ein Spiderman- & ein SHIELD-Crossover enthalten) schwankt dabei so sehr wie die Zeichenstile, wobei die Hauptgeschichten von G. Willow Wilson definitiv die Speerspitze des Sammelbandes bilden. Die sind mitunter sehr emotional – wobei das dann immer, im Gegensatz zur Action, die Highlights sind – wohingegen die Bonusgeschichten einfach nur notdürftig zusammengehaltenes Superheldengekloppe sind. Aber immerhin, mit ihnen kommt der Sammelband auf einen stattlichen Umfang von 228 Seiten. Dafür verlangt „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) glatte 19 €, sodass der Preis gegenüber dem Vorgängerband gleich geblieben ist, welcher allerdings sogar 260 Seiten umfangreich war. Fazit: „Ms. Marvel #2 Herzschmerz“ (Link) ist, trotz einiger schwächerer Kapitel (nämlich immer dann, wenn die Action im Vordergrund steht, also primär bei den Bonusgeschichten), ein sehr unterhaltsamer und verhältnismäßig bodenständiger Superhelden-Comic. Tatsächlich werden hier auch NeuleserInnen viel Freude haben.
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