Wenn man das das Comic-Äquivalent zu SciFi-Popcornkino lesen möchte, dann ist man mit der „Colony“-Reihe bisher immer gut bedient: Farbenfroh und generell hübsch gezeichnet, sehr stylisch designt, vorwärtsdrängend erzählt und mit ordentlicher Action – Es gibt sehr viel zu Loben an der sechsteiligen SciFi-Reihe von Denis-Pierre Filippi. Aber wer meine bisherigen Rezensionen gelesen hat, etwa die zum Vorgängerband „Sühne“ (Link), kennt auch allerlei Kritikpunkte wie beispielsweise uninteressante Figuren, offensichtlichste Plot-Armor und den beständigen Drang der ProtagonistInnen, in wirklich jede Fall zu tappen... Ohne jetzt zu spoilern, auch im vorletzten Band der Reihe werden diese Fehler nicht mehr ausgemerzt – Aber wie sehr wiegen die Stärken die Schwächen auf?
Bei so einer langen Reihe braucht man zu Beginn natürlich erst einmal eine Zusammenfassung der bisherigen Handlung: Die Erde hat erfolglos Kolonie-Raumschiffe in das All entsandt. Das war zwar ein Fehlschlag, dafür wurde die Menschheit aber durch eine mysteriöse Alien-Rasse geupdatet. Nun ist es die Aufgabe von Elite-Bergungstruppen, die verloren geglaubten KolonistInnen aufzuspüren und zurückzuholen – Was sich nicht gerade als einfach herausstellt, weil Schmuggler-Ringe und Piraten-Clans ebenfalls auf der Suche sind. Nach nunmehr vier Bänden hat die Crew jedoch herausgefunden, dass die bösen Piraten gar nicht so böse sind wie gedacht und dass die befreundeten Aliens vielleicht doch keine Heilsbringer sind... Das Problem: Diese neuen Erkenntnisse darf die Bergungscrew nicht veröffentlichen, stattdessen wird sie mit lächerlichen Quatsch-Missionen ruhig gestellt. Ausgerechnet ein Piraten-Clan, zu dem auch noch die Ex-Frau eines Crewmitglieds gehört, bietet nun ein Teilbündnis an: Man hilft sich gegenseitig, im Gegenzug werden die gewonnenen Daten geteilt – Ein Deal, zu gut um ihn nicht anzunehmen...
Mittlerweile ist der insgesamt achtköpfige Trupp einer geheimen Elite-Einheit beigetreten, welche ebenso um die Machenschaften der Atils genannten Außerirdischen weiß. Als man erfolgreich eine Piraten-Crew festnimmt, welche mit den Atils im Bunde ist, scheint man der Aufdeckung der Alien-Verschwörung einen entscheidenden Schritt näher gekommen zu sein... Doch dann passiert das, was halt wirklich IN! JEDEM! EINZELNEN! BAND! passiert: Alles war nur eine Falle und man ist da direkt reingerannt ;-) Die ProtagonistInnen, welche gerade auf einer Außenmission sind, werden von Piraten-Jägern angegriffen und stürzen auf einen von den ersten KolonistInnen besiedelten und von richtig fiesen Monstern bewohnten Planeten ab. Gleichzeitig proben die Gefangenen auf dem Mutterschiff den Aufstand, und zwar erschreckend erfolgreich, weil sie die halbe Raumschiffbesatzung korrumpiert haben...
Der fünfte und damit vorletzte Band der Reihe begeistert wieder mit den Stärken, die ich bereits in der Einleitung beschrieben habe. Hier gibt es wieder richtig feine und sehr hübsche SciFi-Action zu bewundern :-D Ein erheblicher Vorteil dieser Geschichte ist es zudem, dass die altbekannten ProtagonistInnen zwar nach dem Absturz ihr eigenes kleines Abenteuer erleben (welches zwar erneut recht generisch ist, dafür aber sogar einen richtig guten, unvorhergesehenen Story-Twist enthält), dass die für die Rahmenhandlung relevanten Dinge aber während des Piratenaufstands auf dem Mutterschiff passieren. Zwar bleiben die dort agierenden „neuen“ Gesichter ebenso blass wie die „altbekannten“, was den emotionalen Effekt bei etwaigen Figurentoden verpuffen lässt, aber trotzdem ist das eine schöne Abwechslung. Ich war jedenfalls nicht traurig, dass die Serien-ProtagonistInnen etwas weniger Aufmerksamkeit bekamen, denn auch nach dem fünften Band kann ich mich bereits wenige Minuten nach der Lektüre an niemanden mehr erinnern – Außer vielleicht an das Alien Ag', weil es aus der grauen Menschenmasse hervorsticht :-P
Also im Prinzip alles wie gehabt, und das ist halt gut so ;-) Ich mag „Colony“, trotz seiner Schwächen, weil die Stärken diese stets aufwiegen. Und „Aufstand“ ist, nach dem grandiosen „Der Mutterbaum“ (Link), sogar einer der wenigen Bände der im „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) erschienenen Reihe, bei denen die Schwächen deutlich in den Hintergrund treten, weil die jeweiligen Action-Szenen und das Voranschreiten der Rahmenhandlung sämtliche Logiklücken und das permanente In-die-Falle-laufen fast vergessen lassen :-D Für Fans der Reihe ist der 48 Seiten starke, vorletzte Band also eine deutliche Kaufempfehlung!
Fazit: „Colony #5 Aufstand“ (Link) ist, ausgerechnet weil die ProtagonistInnen diesmal in den Hintergrund treten, einer der besten Bände dieser SciFi-Serie!