Die Geschichte von Dschingis Khan, dem wohl berühmtesten und auch gefürchtetsten mongolischen Herrscher aller Zeiten, ist nach heutiger Quellenlage gar nicht mal mehr so mysteriös, wie man immer glaubt. Nichtsdestotrotz wissen wir heute noch nicht alles, außerdem gibt es in der Populär-Kultur immer mal wieder Halbwahrheiten, Verteufelungen und mystische Erzählungen – Quasi die ideale Grundlage, um eine Fantasy-Geschichte zu erzählen, bei der die Lesenden nicht gleich denken „aber ich weiß das viel besser, das hab ich in der Schule gelernt, das war nämlich ganz anders“ ;-) Und so beginne ich vielleicht mal mit dem wichtigsten Aspekt dieser mit 200 Seiten durchaus massiven Graphic Novel: Das Kreativ-Duo Antoine Ozanam (Autor) und Antoine Carrion (Zeichnungen) erzählt hier keine trockene Biografie, sondern eine esoterische Fantasy-Heldenreise rund um einen magisch begabten Waisenknabe, welcher eigentlich ein heilender Schamane werden will. Doch sein Schicksal verlangt, dass er den blutigen Weg des Eroberers wählt, der die mongolischen Stämme vereint, um den das Volk unterdrückenden Weißen General zu besiegen. Khan ist der Sohn eines Geisterwolfes und einer Verstoßenen, der von dem Schamanen Ozberg aufgezogen und gelehrt wird, da dieser Khans Schicksal in seinen Visionen sah. Im ersten von zwei Kapiteln begleitet man nun das Erwachsenwerden Khans, der mit Ozberg umherreist und sich rasch als fähiger Schamane erweist, da er die Seelen der Verstorbenen zu sammeln und seinem Vorteil nutzen kann. Im Zuge eines Übergangsrituals wird er von seinem Vater attackiert und von einer wunderhübschen, aber auch arg eifersüchtigen Geisterdame gerettet, mit der er sich körperlich vereinigt und die er immer wieder zur Heilung seines Seelenzustandes konsultiert... So wächst er zum erfolgreichen Krieger heran, der im zweiten Kapitel dann die Stämme einigt und gegen den Weißen General aufbegehrt. Und das ist gar nicht so einfach und auch mit Rückschlägen verbunden, denn mit allerlei Zauberei bringt er den Khan immer wieder an den Rand der Niederlage... Geister, Zauberei, Seelen, schamanische Esoterik – Wie schon im vorherigen Abschnitt geschrieben, das hier ist keine trockene Biografie, sondern eigentlich eine Fantasy-Heldenreise mit ein paar Geschichtssprenkeln zwischendrin. Aber tatsächlich geht diese Mischung überraschend gut auf! Das liegt jedoch primär an den wirklich schönen Zeichnungen, die unglaublich atmosphärisch koloriert wurden. Sicherlich braucht man ein wenig, um sich in diese kühl-mystische Färbung einzufinden (beispielsweise haben alle eine eher bläuliche Hautfarbe), aber sie hat doch ihre ganz eigene Faszination. Ebenso einfinden muss man sich erst in die Geschichte, die manchmal ein wenig sprunghaft und ohne Zeitgefühl erzählt wird, sowie in den Protagonisten, der trotz seines „guten Kerns“ doch irgendwie unsympathisch ist – Vermutlich muss man als Mongolenherrscher ein knallharter Typ sein, und der Weiße General als Gegenspieler ist noch viel bösartiger, aber in manch anderer Geschichte würde der Protagonist bereits wunderbar als Antagonist funktionieren ;-) Nichtsdestotrotz, ich habe dieses vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) gewohnt hochwertig produzierte Mammutwerk mit Verzückung gelesen und kann es daher jedem Fantasy-Fan, der einen Hang zu Esoterik hat, vorbehaltlos empfehlen. Fazit: „Dschingis-Khan“ (Link) ist eine beeindruckende Graphic Novel, die mit einer esoterischen Fantasy-Heldenreise und sehr atmosphärischen Zeichnungen auftrumpft.
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