Die dystopische Zukunftsvision von „Golden City“ ist ja nun mittlerweile schon beim dritten deutschen Verlag angekommen. Aber immerhin, „Bunte Dimensionen“ scheint der Serie treu zu bleiben, bringen die Augsburger doch nicht nur die neusten Comics heraus, sondern auch Sammelbände der „alten“ Ausgaben. Spannend war daher für mich diesmal also nicht die Frage, ob mir „Golden City“ gefallen würde (denn der erste Sammelband (Link) war sehr vielversprechend), sondern ob ich ohne die Kenntnisse der Bände #4-9 wieder gut in hineinkommen würde in den nun beginnenden 3. Zyklus.
Vielleicht daher eine kurze Rekapitulation: Auf der Erde ist passiert, was man nach der gestrigen Bundestagswahl erwarten konnte: Die Meeresspiegel steigen und die Schere zwischen armen und reichen Menschen geht immer weiter auseinander. Und damit sie nicht doch noch von einem angeblichen „Linksruck“ belästigt werden, bauen sie die Allerallerallerreichsten auf dem Ozean ihre ganz eigene Traumstadt, nämlich die titelgebende „Golden City“. Deren Bürgermeister ist der Milliardärserbe Harrisson Banks, auf den immer wieder Anschläge verübt werden, da er sich durch allerlei Irrungen und Wirrungen mit ein paar StrandpiratInnen anfreundet und so langsam sein Herz für den Pöbel entdeckt... In den Bänden #4-9, die teilweise nur noch schwer auf dem Comicmarkt erhältlich sind (wobei mit dem nagelneuen 2. Sammelband nun #4-6 abgedeckt sind und „Bunte Dimensionen“ bestimmt auch irgendwann noch den Rest veröffentlicht), wird dann aber jedenfalls ein Anschlag die schwimmende Reichenmetropole verübt, sodass es nun...
10. ...im Start des dritten Zyklus hinauf in den Weltraum geht, denn dort entstand eine neue „Golden City“. Deren Niedrige Erdumlaufbahn (Link) macht sie dann aber gut erreichbar für Protagonist Banks, der sich fünf Jahre lang als Undercover-Freiheitskämpfer in Afrika betätigt hat. Denn noch immer wird ihm nach dem Leben getrachtet, genauso wie seinen Standdieb-FreundInnen, die durch unglückliche Umstände auf alte Feinde treffen.
11. Hoch hinaus und tief hinab geht es weiter, denn Die Flüchtigen (Link) rund um Harrisson Banks müssen sowohl im Weltraum eine skrupellose Wissenschaftlerin finden als auch in den untergegangenen Resten der 1. „Golden City“ nach Geheimnissen suchen.
12. Die Lage auf der Erde spitzt sich immer weiter zu, denn in allen großen Metropolen kommt es zu Aufständen. Nicht nur, dass die Stadtguerilla (Link) gegen die Reichen aufbegehrt, jetzt fordern auch noch terroristische Androide ihre Freiheitsrechte...
13. ...aber friedliche Mittel sind am Ende doch immer wirkungsvoller als der bewaffnete Kampf, sodass Harrisson Banks sich zum Bürgermeister der Weltraumstadt „Golden City“ wählen lässt. Damit hat er die Macht, den zwölfköpfigen Wirtschaftsrat auszutauschen, der im Hintergrund die Geschicke der Erde lenkt. Und das gefällt natürlich nicht allen, sodass ordentlich Schmutz aufgewirbelt wird ;-) Als Banks zur Verhinderung eines Skandals dem illegalen Organhandel einer seiner Firmen Einhalt gebieten will, gerät er ins Visier der russischen Mafia! Aber auch seine Strandpirat-FreundInnen werden mit mächtigen Feinden konfrontiert, welche glauben, die Armen als Schoßhündchen missbrauchen zu können. Und dann ist da noch die Profi-Killerin Amber (Link), die mit Banks ihre ganz eigenen Pläne hat...So meine Recherche korrekt war, wurden viele Handlungsstränge der bisherigen beiden Zyklen im neunten Band zu einem Abschluss gebracht. Und das merkt man hier durchaus, denn obschon mir ja ganze fünf Bände an Wissen fehlten, bin ich doch wieder unglaublich rasch in diese wunderbar durchdachte, stylische SciFi-Welt eingestiegen. Was ich an der Story verpasst hatte, erschloss sich mir in den meisten Fällen durch die aktuelle Handlung, was ich lobend hervorheben möchte. Sicherlich liegt das aber auch an Daniel Pequeuers Erzählweise, die einerseits meistens die Geschichte im jeweiligen Band abschließt (wenn auch mit deutlichem Cliffhanger, denn man soll ja auch den Folgeband kaufen :-P) und die andererseits doch überraschend oft ähnliche bis identische Handlungsmuster bietet (wie oft hier schon jemand in Gefangenschaft geriet und dann mit viel Krawumm wieder rauskam...). Und spannend ist es allemal! Durch diese große Lücke kann ich lediglich eine Sache nicht ganz einschätzen, nämlich wie sehr sich die Figuren weiterentwickelt haben. Klar, das ist primär ein Action-Comic, aber nach nun 13 Bänden beziehungsweise innerhalb der Geschichte mehrerer Jahre sollten die ProtagonistInnen etwas gereift sein. Bis auf ein wenig Teenager-Trotz und die Freiheitskämpfer-Attitüde konnte ich da jedoch kaum Veränderungen feststellen. Was innerhalb der Genre-Konventionen sicherlich kein Beinbruch ist, jedoch (Achtung Spoiler!) wäre so der Tod einer wichtigen Figur und die Misshandlung einer weiteren Figur doch emotional erschütternder gewesen... Apropos Misshandlung, der 13. Band scheint mir tonal ein wenig aus der Reihe zu fallen, da er (gerade gegen Frauen) sowohl inhaltlich als auch zeichnerisch etwas expliziter ist als die sonstigen Bände. Und wo wir bei den Zeichnungen sind, die gefallen mir insgesamt immer noch wirklich gut, denn Nicolas Malfin hat einfach einen ganz eigenen Stil, der die eigentliche Dystopie durch die etwas karrikaturhaft wirkenden Figuren merklich abmildert. Also inhaltlich wie grafisch eine feine Sache, daher verstehe ich vollkommen, warum der kleine Augsburger Verlag „Bunte Dimensionen“ (der mir dankenswerterweise Rezensionsmuster zur Verfügung stellte) sich dieser gebeutelten Reihe angenommen hat. Fazit: Auch die Bände #10-13 von „Golden City“ (Link) konnten mich überzeugen :-D