Eine Anthologie-Comicreihe weist das Merkmal auf, dass jeder Band eine eigene & abgeschlossene Geschichte erzählt. Zwar stehen die allesamt unter einem gemeinsamen Thema (hier eben Kriminalfälle), aber bis auf Camoe-Auftritte gibt es eher wenige Figuren-Überschneidungen. So war es bisher eigentlich auch bei der mit jedem Band immer besser werdenden Krimi-Reihe „7 Detektive“ – Zumindest bis zum famosen 5. Band „Eine Katze im Sack“ (Link), bei der bereits ein die komplette Anthologie-Comicreihe überspannender Handlungsbogen angedeutet wurde. Mit „Eaton in Love“ verabschiedet sich die Reihe nun aber endgültig vom Anthologie-Konzept, denn diesmal handelt es sich eben nicht (oder zumindest nur mit viel gutem Willen) um einen für sich alleinstehenden, abgeschlossenen Kriminalfall, sondern um einen typischen Mittelteil, der die bisherigen Handlungsfäden aufgreift und das kommende Finale „Der Detektiv und der Tod“ zusammenführt!
Der ehemalige Militärarzt John Eaton ist mittlerweile nicht nur ein angesehener Schriftsteller, sondern als ehemaliger Privatdetektiv-Sidekick ein gefragter Kriminologe. In eben jener Funktion hilft er maßgeblich dabei mit, die schwerkriminelle Elizabeth Pumcake (Fans der Reihe als „Das gestiefelte Monster“ (Link) bekannt) in die forensische Psychiatrie zu bringen. Doch so richtig kommen die behandelnden Ärzte dort nicht mit ihr klar, da sie sich scheinbar auf Eaton fixiert hat und nur mit ihm sprechen will. Der willigt schließlich dazu ein, was sich als schwerer Fehler herausstellt...
Diesmal kann ich gar nicht so viel von der Handlung verraten, denn tatsächlich würde das den großen Plot-Twist dieser nunmehr sechsten Krimi-Interpretation verraten. Wobei „Krimi“ schon ziemlich weit hergeholt ist, denn diese Genre-Zuschreibung impliziert ja, dass man hier einen aufklärungsorientierten Spannungsbogen bekommt. Aber das passiert eben genau nicht, denn die offensichtliche und auch bereitwillig gestehende Mörderin wird ja direkt am Anfang hinter Gitter gebracht. Und bei der verbrecherischen Nebenhandlung, die deutlich von den Taten Jack the Rippers inspiriert sind, wird noch nicht mal klar, ob da überhaupt jemand ermittelt ;-) Vielmehr dienen diese dazu, einer der handelnden Figuren mehr Tiefe zu verleihen. Aber so richtig funktioniert das nicht, denn an charakterlicher Tiefe und Vielschichtigkeit mangelt es leider allen Figuren (was für einen Psycho-Thriller, denn diesem Genre kommt die Geschichte noch am nächsten, natürlich problematisch ist...). Und das ist ziemlich schade, denn wenn man schon eine kriminelle Figur so sehr in den Mittelpunkt der Handlung stellt, dann möchte man ja schon wissen, was diese antreibt und wie sie so tickt. Das handelt Herik Hanna, der sich auch hier für die Geschichte verantwortlich zeigt, leider viel zu oberflächlich ab...
Dafür werden Fans von der Atmosphäre, die im Vergleich zu den vorherigen Bänden nochmal ein ganzes Stückchen düsterer daherkommt, begeistert sein. Auch weiß der Psychiatrie-Schauplatz zu gefallen, welcher mit all seinen skurrilen Gefangenen wie die franko-belgische Variante des „Arkham Asylums“ wirkt, inklusive einigen sehr deutlichen Anlehnungen an DC-Schurken. Tatsächlich erinnerte mich die Geschichte an eine „7 Detektive“-Variante der „Harleen“-Story (Link) – Was durchaus reizvoll ist, sodass ich nun unendlich gespannt bin, wie der Autor die rückblickend doch oft unterschiedlichen Einzelgeschichten im finalen Band zu einem schlüssigen Ende führen will. Man darf gespannt sein :-D Fans der Reihe dürfen also bedenkenlos die 16 € zahlen, die der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für das 56 Seiten starke Hardcover verlangt. Neulinge dagegen sollten irgendeinen anderen Band lesen, denn dieser Band ist erstmals nicht mehr für sich alleinstehend verständlich.
Fazit: Als eigenständiger Krimi oder auch Psycho-Thriller taugt „7 Detektive #6 Eaton in Love“ (Link) nur sehr bedingt, als „typischer“ Mittelteil einer Reihe ist er jedoch wirklich gelungen.