Raubkatzen stehen ja, sieht man mal vom Menschen ab, ganz am Ende der Nahrungskette. So auch in der bisher ganz phantastischen Fantasy-Comicreihe „Die 5 Reiche“, in der anthropomorphe Tiere (u.a. Bären, Echsen und eben die im erzählerischen Fokus stehenden Raubkatzen) sich im Wettstreit der Königreiche lieben, hassen und umbringen. Die Verwicklungen nach dem Tod des alten Raubkatzenkönigs von Angleon, die zu noch mehr Toten (nicht nur, aber auch in der Königsfamilie) geführt haben, führten letztlich zum Aufstieg des blutjungen Sprößlings Mederion. Wie der sich so als Neukönig schlägt, erzählt dieser 4. Band...
Die fünf Reiche werden von verschiedenen anthropomorphen Tierarten beherrscht, wobei dem Großkatzenkönigreich Angleon eine besondere Rolle zukommt, da der Inselstaat durch seine zentrale Position relativ problemlos den Welthandel kontrollieren kann. Leider steckt Angleon aber in einer politischen Krise, denn der alte König hat kurz vor seinem Tod noch rasch seine Tochter ermordet und so den Weg frei gemacht für den Hitzkopf Hirus. Dieser muss sich im zweiten Band nun seine Macht sichern – Und zwar nicht nicht gegenüber dem Kronrat und damit gegenüber verschiedener innerstaatlichen Machtgruppen, sondern auch gegenüber der eigenen Familie. Das klappt letztlich nicht wirklich, denn nach einem Familienstreit ist sowohl Hirus als auch sein jüngerer Brüder tot. Nun wäre also der jüngste Familienspross Mederion an der Reihe, doch dieser ist noch zu jung und vor allem zu unerfahren, um über das Königreich zu herrschen. Dies führt zu Unruhen innerhalb der einzelnen Raubkatzen-Clans, was schließlich in einem Staatsstreich der Löwen endet, der blutig niedergeschlagen wird...
Dies ist die Ausgangssituation des vierten Bandes, der unter überraschend hoffnungsvollen Zeichen steht: Denn der aus einer Tiger-Familie abstammende Mederion hat sich auf seine neue Aufgabe gut vorbereitet, etwa indem er einen Löwen zu seiner rechten Hand macht, indem er dem Kronrat allerlei sinnvolle Reformprojekte vorschlägt und indem er politische Gegner einbindet. Also alles gut im Königreich Angleon? Leider nicht, denn schon kündigt sich neues Unheil an: Aufrührerische Studierende wollen das Königreich grundlegend demokratisieren und planen dafür bereits den nächsten Aufstand. Zudem versuchen die BotschafterInnen der anderen Königreiche beziehungsweise eher Geiseln zu fliehen (was einfacher wäre, wenn sie mal ein wenig netter zueinander wären ;-)) und die Entführung der Königstochter Astrelia stößt auf unerwartete Schwierigkeiten... Es geht also wieder gut voran mit dem sehr spannenden, manchmal auch blutigen Intrigen-Politthriller im anthropomorphen Königreich Angleon :-) Mittlerweile kennt man viele der Figuren gut genug, um mit ihnen mitzufiebern, nur um dann plötzlich völlig erschrocken zu sein, wenn sie ihr wahres Gesicht oder wenigstens ihre wahren Absichten offenbaren. Besonders angetan hat es mir dabei der aktuelle König Mederion, der einerseits ein kluger Taktiker ist, dem man andererseits aber noch seine Kindlichkeit anmerkt. Weniger angetan war ich dafür von den Furry-Liebesszenen, aber das ist halt Geschmackssache ;-) Fans der Reihe, und da gehöre ich definitiv dazu, werden auch an diesem 56 Seiten starken und wieder hübsch gezeichneten vierten Band enorm viel Freude haben. Es ist fast schon unmenschlich, dass der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) den fünften Band erst im Dezember veröffentlicht :-(
Fazit: „Die 5 Reiche #4 Dieselbe Kühnheit“ (Link) zeigt keinerlei Ermüdungserscheinungen, die Qualität der gesamten Reihe ist auch mit dem vierten Band weiterhin herausragend!