Erst letzte Woche hab ich mich ja sehr angetan gezeigt von der 2. Edition des minimalistischen Fantasy-Rollenspiels „Tiny Dungeon“ (Link). Dieses wurde ja mittels Crowdfunding eingedeutscht, wobei man beim Geldsammeln so erfolgreich war, dass auch gleich das erste Abenteuer mitfinanzieren konnte. Auf den ersten Blick scheint es mit 24 Seiten auch eher minimalistisch zu sein – Aber ist es auch spannend?
„Aufbruch zur Drachenspitze“ richtet sich ganz ausdrücklich auch an Neulinge: Das merkt man sowohl am einleitenden Erkärtext und generell an der einfachen Abenteuerstruktur, aber vor allem auch am generischen Fantasy-Setting. Denn wo das Grundregelwerk noch teils ziemlich abgedrehte Genre-Unterkategorien herauskramte (man denke nur an Königreiche, die nicht von Menschen, sondern von magischen Waffen regiert werden – wobei man das sicherlich als sozialkritischen Meta-Kommentar interpretieren kann ;-)), bleibt es hier vergleichsweise „Standard“. Was keine Kritik ist, denn als jemand, der schon zahlreiche Nicht-Nerds zum Rollenspiel gebracht hat, weiß ich so eine klischeehafte Einfachheit sehr zu schätzen :-)
Worum geht’s also: Der König hat für die SpielerInnen den Auftrag, dass sie doch bitte mal im abgelegenen Dörfchen Bachental nachschauen sollen, warum die Leute krank werden und die Ernte verfault. Also nix wie los, denn dank vorgefertigter HeldInnen muss man nicht mal die generell sehr zügige Charaktererschaffung abhandeln, und ab ins Abenteuer! Dieses besteht aus sechs Szenen (welche bis zu drei Teilabschnitte enthalten) plus Epilog und führen fast schon im Stile eines Tutorials an die Spielmechaniken heran. Denn das Abenteuer enthält sowohl Sozialspiel-Szenen als auch mehrere Kämpfe und Hindernis-Situationen, die man mit ein wenig Hirnschmalz besser lösen kann, als wenn man stumpfe Würfelproben ablegt. Aufgebaut ist ihre Beschreibung immer nach dem gleichen Schema: Erst eine kurze Übersicht, dann ein Vorlesetext, zuletzt eine längere Erklärung für die Spielleitung, was denn hier nun genau gemacht werden soll. Das alles in rasch lesbaren, einfachen Worten, sodass (wie bei dem Spielsystem generell) auch absolute Neulinge klarkommen sollten. Vielleicht hätte man an der einen oder anderen Stelle noch etwas mehr ins Detail gehen können oder aber noch irgendwo einen dramatischen Story-Twist einbauen, aber für die eigentliche Zielgruppe ist dieses Abenteuer vollkommen in Ordnung.
Fazit: „Aufbruch zur Drachenspitze“ (Link) ist ein nettes kleines Fantasy-Abenteuer, welches mit seinem generischen Setting, seinem einfachen Aufbau und natürlich dem zugrundeliegenden „Tiny Dungeon 2e“-Regelsystem gut für Rollenspiel-Neulinge geeignet ist. Der Preis von 5,90 €, den „Obscurati Publishing“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) für das 24 Seiten starke Heftchen verlangt, macht es damit zu einem guten Mitnahmeartikel, wenn man sich eh das Grundregelwerk holt.