Was bin ich doch nur für ein Naivling, weil ich glaubte, mit der Zerstörung der Schwarzen Scheune wäre die grandiose Horror-Reihe „Gideon Falls“ (Link) bereits abgeschlossen. Aber da hab ich den kreativen Vielschreiber Jeff Lemire wohl unterschätzt, denn das große Finale kommt erst noch! Und „groß“ ist bei diesem 5. Sammelband sicherlich auch das perfekte Stichwort, denn mit der Ausarbeitung des bereits in den vorherigen Bänden eingeführtem Multiversum wird die Geschichte nochmal eine ganzes Stückchen epischer und eben größer :-D Obwohl sich die „Gideon Falls“-Bände enorm rasch durchlesen lassen, da sie öfters mal auf großflächige Panels setzen (was nicht schlecht ist, da die Bildsprache großartig ist), verfügen sie doch über eine überraschend komplexe Horror-Story mit mehreren Zeit- und Raumebenen. Daher komme ich auch in dieser Rezension nicht umhin, die bisherigen Ereignisse kurz zusammenzufassen, auch wenn vermutlich & hoffentlich niemand direkt mit dem 5. Sammelband einsteigen wird: Der vom Weg abgekommene Priester Wilfred, der seine neue Stelle im verschlafenen Kaff Gideon Falls antritt, wird von einer an seinen Vorgänger Pater Chasely erinnernden, geisterhaften Erscheinung mitten in der Nacht auf ein einsames Feld gelockt – Und dort sieht er sie: Die Schwarze Scheune! Eine dämonische Erscheinung, welche Gideon Falls schon seit ewigen Zeiten heimsucht und unter denen, die sie nicht für ein Hirngespinst halten, Angst und Schrecken auslöst... Gleichzeitig versucht der depressive Norton seiner Psychotherapeutin zu erklären, dass er gar nicht verrückt ist, sondern dass es wirklich eine Verschwörung rund um die Schwarzen Scheune gibt. Anfangs glaubt sie ihm nicht, doch dann wird auch sie von ihr heimgesucht. Gemeinsam suchen sie Bruchstücke, um das Scheunentor zusammenzupuzzeln, doch dann eskalieren die Geschehnisse – Denn Pater Burke hat mit seinen Reisen durch Raum und Zeit die Karten neu gemischt... Der 5. Sammelband „Welten des Bösen“, welcher die US-Einzelhefte 22 – 26 enthält, startet mit der vermutlich abgefahrenste Zeitlinie überhaupt: Gideon Falls als dystopischer, neokapitalistischer Überwachungsstaat, in dem Religion verboten ist (außer als Sex-Phantasie) und in dem raketenbewaffnete Zuhälterdrohnen über ihre biomodifizierte Kundschaft wachen. Dann gibt es auch noch Gideon Falls im viktorianischen Zeitalter und als WildWest-Wüstenkaff – Und allen ist gemein, dass durch die Zerstörung der Scheune eben diese nicht zerstört wurde. Nein, sie wurde entfesselt und so wimmelt es alsbald von Kakerlaken spuckenden Zombies... Fuck, das ist einfach ein abgefahrenes Setting und es wird für mich als Rezensent immer schwieriger die Geschehnisse halbwegs spoilerfrei zu beschrieben. Aber vermutlich muss ich das auch nicht, denn wer die Geschichte bisher verfolgt hat, wird sie auch bis zum bitteren Ende durchhalten. Denn Jeff Lemire hält die Lesenden einfach gekonnt bei der Stange mit immer neuen Story-Wendungen. Dazu kommen die großflächigen, kraftvollen, manchmal fast psychedelischen Zeichnungen von Andrea Sorrentino, die richtig viel Atmosphäre transportieren und einfach perfekt zu den abgedrehten Ideen von Lemire passen... Wer also, wie ich, dachte die Geschichte sei mit dem vierten Sammelband zufriedenstellend abgeschlossen: Kauft auch den fünften und damit vorletzten Sammelband, es lohnt sich! Fazit: Wie auch die vorherigen Bände ist „Gideon Falls #5 Welten des Bösen“ (Link) eine hervorragende Fortführung der abgedrehten Horror-Story von Jeff Lemire. Fans der Reihe sollten also unbedingt am Ball bleiben und können die 22 €, die der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) für das 144 Seiten starke Hardcover verlangt, bedenkenlos auf den Tisch des örtlichen Comicladens legen ;-)
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