Das 1x1 des AutorInnen-Daseins: Wenn die Bösen plötzlich die Guten sein sollen, dann pack ihnen einfach eine Gefahr entgegen, die noch viel böser und/oder gefährlicher ist, damit sie glänzen können. Und vielleicht entdecken sie sogar noch ihre moralische oder emotionale Seite, dann steht dem Karrierepfad hin zur protagonistischen Identifikationsfigur nichts mehr im Weg – Das könnte man zumindest, wenn man denn etwas zynisch ist, beim Durchblättern des neuen DC-Horrorcomics „Schurken gegen Zombies“ denken ;-)
Im Vorgängerband (oder doch eher Parallelband?) „Der Zombie-Virus“ schuf Darkseid den titelgebenden Zombie-Virus, der nicht nur dessen Heimatplaneten Apokolips vernichtete, sondern auch die Erde ins Chaos stürzte. Ohne jetzt zu spoilern: Da konnten selbst Batman und Superman nichts gegen ausrichten... Vielleicht gibt es aber noch Hoffnung! Und zwar in Form des selbstheilenden Deathstroke, dessen Immunsystem das Zombie-Virus effektiv bekämpfen kann. Gemeinsam mit seiner Tochter flieht er deshalb auf die einsame Pazifik-Insel des (möglicherweise doch nicht?) unsterblichen Vandal Savage, der ein kleines Grüppchen Superschurken zusammengewürfelt hat, um doch noch irgendwie das Virus in den Griff zu kriegen. Darunter sind beispielsweise so ikonische Bösewichte wie Bane, Cheetah, Deadshot und Captain Cold – Logisch, dass da Reibereien nicht ausbleiben. Doch die sind rasch vergessen, als eine zombifizierte Wonder Woman angreift...
Zeitgleich in Gotham: Tatsächlich sind noch nicht alle HeldInnen des DC-Universum gebissen worden, denn mit Red Hood, Batgirl und James Gordon kämpfen immerhin noch drei ProtagonistInnen ums Überleben. Denen gelingt dann auch tatsächlich die Flucht aus der Metropole, nur damit sie eine halbe Stunde später im nächsten Ort stranden. Denn dort belagern abertausende Zombies ein Waisenhaus – Und als waschechte SuperheldInnen müssen sie die überraschend wehrhaften Kinder dann doch retten, egal wie gefährlich das für sie ist ;-) Alles gut also? Nein, natürlich nicht, aber immerhin kommt es im Verlauf der sehr linearen und an den typischen Genrekonventionen orientierten Geschichte zu einem Zusammenschluss mit den verbliebenen SuperschurkInnen, um auf einem Roadtrip nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen – Ja, das ist jetzt alles nicht sonderlich innovativ, echt nicht. Aber zu meiner eigenen Überraschung macht dieser 140 Seiten starke Horror-Reißer trotzdem richtig viel Spaß :-D Denn einerseits werden die mitunter brachialen Actionszenen werden mit gelungenen Späßchen aufgelocktert. Und andererseits, und das ist noch wesentlich wichtiger, funktioniert die Figurenchemie der gänzlich unterschiedlichen Charaktere überraschend gut. Obschon es nie in die Tiefe geht (der Autor Tom Taylor geht nachvollziehbarerweise davon aus, dass die LeserInnen dieses Bandes die SuperheldInnen/-schurkInnen schon irgendwoher kennen), wirkt das Zusammenraufen der Überlebensgemeinschaft und die gemeinsame Sorge um die Waisenkinder im Rahmen einer solchen Genre-Geschichte glaubwürdig. Also ja, ich wurde tatsächlich gut unterhalten!
Gefallen haben mir zudem die Zeichnungen von Karl Mostert, der es mit der Brutalität nicht übertreibt, sondern der hier genau das richtige Maß findet. Fans der roten Farbe werden aber natürlich trotzdem auf ihre Kosten kommen :-P Der „Panini Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) liefert zudem gewohnt gute Druckqualität, sodass der Preis von 17 € für das Softcover bzw. 25 € für das auf 555 Exemplare limitierte Hardcover (Link) für erwachsene LeserInnen völlig in Ordnung geht.
Fazit: Eigentlich hat sich bei mir nach der gefühlt drölfzigsten Staffel einer sehr bekannten Zombie-TV-Serie und einer ganzen Reihe an mittelprächtigen Comics & Filmen eine gewisse Genre-Müdigkeit breit gemacht. Umso stärker begeistert mich daher „DC-Horror: Schurken gegen Zombies“ (Link), denn dieser eigentlich reichlich genrekonforme SuperschurkInnen-Comic macht einfach richtig viel Spaß. Für Zombie-Fans eine aufrichtige Empfehlung!