Es ist noch nicht einmal zwei Monate her, dass ich dem „Colony“-Auftaktband „Die Schiffbrüchigen des Alls“ (Link) attestierte, dass er zwar ein flott inszenierter Appetitanreger sei, aber dass es ihm an Tiefgang fehlte. Nun also ist bereits die Fortsetzung erschienen und da war ich natürlich unglaublich gespannt, ob der schöne Schein ein wenig Substanz bekommen würde...
Um das Setting kurz zu etablieren: Die Erde hat erfolglos Kolonie-Raumschiffe in das All entsandt. Die haben zwar nix gefunden, dafür wurde die Menschheit aber durch eine mysteriöse Alien-Rasse geupdatet. Nun ist es die Aufgabe von Elite-Bergungstruppen, die verloren geglaubten KolonistInnen aufzuspüren und zurückzuholen – Was sich nicht gerade als einfach herausstellt, weil Schmuggler-Ringe und Piraten-Clans ebenfalls auf der Suche sind. In „Untergang“ haben die ProtagonistInnen des Elite-Bergungstrupps dann tatsächlich mal eine menschliche Kolonie gefunden, welche noch nicht von den Bösewichten geplündert wurde. Nur leider sind die „geretteten“ SiedlerInnen mal so überhaupt nicht erpicht darauf, entdeckt oder gar gerettet zu werden, da sie ein dunkles Geheimnis mit sich herumtragen. Was genau das ist, erzählen sie den frisch gefangenen ProtagonistInnen, welche ihrerseits berichten, wie sie diese weit abgelegene Kolonie durch Zufall aufgespürt haben...
Der „Colony“-Auftaktband erzählte eine sehr vorwärtsdrängende, vor allem aber seichte SciFi-Actionstory, an die ich mich schon nach weniger als zwei Monaten nicht mehr erinnern kann. Genauso wie an die ProtagonistInnen, welche auch in der Fortsetzung unglaublich blass bleiben. Dafür wird mir diesmal die in Rückblenden erzählte Geschichte in Erinnerung bleiben: Nicht, weil sie besonders tiefgründig wäre, sondern vielmehr durch das moralische Dilemma, vor dem die SiedlerInnen auf ihrer Weltraumreise standen. Dieser Handlungsstrang ist ungemein bedrückend und düster, der bleibt definitiv im Gedächtnis, während der Story-Faden um die Elite-Bergungstruppe halt typisches „Wir sind durch Zufall auf nem fremden Planeten und entdecken Krimskrams“ ist – Was keinesfalls schlecht sein muss: Auch der zweite „Colony“-Band ist wieder schön gezeichnete, flott inszenierte SciFi-Action ohne großen Tiefgang. Sozusagen ein netter SciFi-Happen zwischendurch, den man sich mal entspannt in der Mittagspause gönnen kann. Solche Genre-Vertreter haben meiner Meinung nach definitiv ihre Berechtigung und so kann ich völlig verstehen, dass der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) solch eine leichtgängige Alternative zu seinen sonst eher tiefgründigeren, vielleicht auch sperrigeren SciFi-Comics anbietet :-) Da die Geschichte (bis auf eine vernachlässigbare Fortführung des Meta-Plots) als durchaus alleinstehend betrachtet werden kann, würde ich interessierten „Colony“-Neulingen tatsächlich gleich diesen zweiten Band empfehlen. Der bleibt einfach eher im Gedächtnis als der Auftakt und ist mit 15 € für 48 Seiten auch akzeptabel bepreist.
Fazit: Okay, ich habe es verstanden: Komplexer wird es wohl nicht mit der „Colony“-Reihe. Aber hey, „Untergang“ (Link) ist ein angenehm düsterer SciFi-Snack, der mir beim Lesen viel Freude bereitet hat, also finde ich die Konzeption der Reihe völlig in Ordnung :-)