Letztes Wochenende war ja wieder mal das Event des Jahres, welches mir am allermeisten auf die Nerven geht: Halloween. Und weil es mittlerweile scheinbar gelebte Tradition ist, dass da der Rest der Welt gruselige Medien konsumiert, hab ich mich der gefühlten sozialen Norm gefügt und den vierten Band der „Gideon Falls“-Reihe gelesen. Das ist, soviel wisst ihr LeserInnen meines Blogs ja, die vermutlich einzige Horror-Reihe im Comic-Bereich, die mir wirklich ausgesprochen gut gefällt. Also mal schauen, ob es bei „Das Pentoculus“ auch so ein wird... Obwohl sich die „Gideon Falls“-Bände enorm rasch durchlesen lassen, da sie öfters mal auf großflächige Panels setzen (was nicht schlecht ist, da die Bildsprache großartig ist), verfügen sie doch über eine überraschend komplexe Horror-Story mit mehreren Zeit- und Raumebenen. Daher komme ich in dieser Rezension nicht umhin, die bisherigen Ereignisse kurz zusammenzufassen: Der vom Weg abgekommene Priester Wilfred, der seine neue Stelle im verschlafenen Kaff Gideon Falls antritt, wird von einer an seinen Vorgänger Pater Chasely erinnernden, geisterhaften Erscheinung mitten in der Nacht auf ein einsames Feld gelockt – Und dort sieht er sie: Die Schwarze Scheune! Eine dämonische Erscheinung, welche Gideon Falls schon seit ewigen Zeiten heimsucht und unter denen, die sie nicht für ein Hirngespinst halten, Angst und Schrecken auslöst... Gleichzeitig versucht der depressive Norton seiner Psychotherapeutin zu erklären, dass er gar nicht verrückt ist, sondern dass es wirklich eine Verschwörung rund um die Schwarzen Scheune gibt. Anfangs glaubt sie ihm nicht, doch dann wird auch sie von ihr heimgesucht. Gemeinsam suchen sie Bruchstücke, um das Scheunentor zusammenzupuzzeln, doch dann eskalieren die Geschehnisse... Im vorherigen Sammelband reiste Pater Burke durch Zeit und Raum, um letztlich die Karten (daher Figurenkonstellationen) neu zu mischen und damit das große (vorläufige) Finale einzuläuten: Die Konfrontation mit der Schwarzen Scheune steht unmittelbar bevor! In diesem Sammelband, welcher die US-Einzelhefte 17 – 21 umfasst, sind Norton und Clara in dem kleinen Städtchen Gideon Falls gefangen. Gefangen deshalb, weil auch das unsagbar Böse vor Ort ist und eine Schneise aus Tod hinter sich her zieht, indem es in immer neue Personen springt und diese dann Amoklaufen lässt. Dabei ist das Ziel klar: Norton soll sich ihm opfern! Zugleich, auf einer anderen Zeitebene, versuchen Angie und Fred genau das zu verhindern. Dabei erfahren sie immer mehr über die Hintergründe der Schwarzen Scheune... Und dann mischen plötzlich auch noch die Ackermänner mit. Also eine ganze Menge an Ereignissen und vor allem aber neuen Informationen für die LeserInnen dieser, für einen Horror-Comic, überraschend komplexen Serie. Obschon es nur wenige ProtagonistInnen gibt, sind deren Handlungsfäden doch so miteinander verwebt, dass man – gerade weil Ausnahmetalent Jeff Lemire vielfältige Informationen streut, die man beim ersten Mal gern überliest – manchmal das gefühlt hat, als würde die Geschichte in einem Rutsch vorbeirauschen, ohne dass man richtig mitkommt. Das könnte vielleicht aber auch an den mitreißenden Zeichnungen von Andrea Sorrentino liegen, der zwar geringfügige Schwächen hat (z.B. sich ähnelnde Gesichter), der aber unglaublich eindrucksvolle und dynamische Panels zeichnet – Es gibt sehr wenige Geschichten von Jeff Lemire, die (trotz dem gewöhnungsbedürftigen Zeichenstil und der atmosphärisch-deprimierenden Kolorierung) grafisch zu großartig umgesetzt wurden! Großartig ist auch wieder die Druckqualität vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zuir Verfügung stellte), der für 136 Seiten im Hardcover glatte 22 € verlangt. Fazit: Wenn ein Geschichte es schafft, mich für ein Genre zu begeistern, was ich sonst eigentlich gar nicht mag, dann muss es eine wirklich großartige Geschichte sein. „Gideon Falls #4 Das Pentoculus“ (Link) ist eine solch großartige Geschichte! Eine ausdrückliche Empfehlung für die gesamte Horror-Reihe!
Tags