Bekanntermaßen habe ich ja überhaupt keine Probleme damit, mich gegen die einhellige Meinung der gesamten Blogger-Blase zu stellen ;-) So geschehen erst kürzlich mit der Rezension der Adelskrimi-Schmonzette „7 Detektive #1 Miss Crumble: Das gestiefelte Monster“ (Link), bei dem ich gefühlt der einzige Comic-Blogger überhaupt war, der nicht in Lobeshymnen ausbrach. Im Gegenteil, ich war vom Auftakt der Anthologie-Reihe arg enttäuscht – Aber ich will mal nicht so sein und gebe dem zweiten Band, ebenfalls von Herik Hanna geschrieben, eine Chance :-P Kurz zu Einordnung: „7 Detektive“ ist eine Anthologie-Reihe, in der sich der Autor Herik Hanna mit wechselnden ZeichnerInnen an sieben abgeschlossenen Detektivgeschichten ausprobiert. Dabei wechselt er nicht nur die ProtagonistInnen, sondern auch gleich das Genre: Gab es im ersten Band einen klassischen „Whodunit?“-Ratespaß in der idyllischen englischen Provinz kurz nach dem 1. Weltkrieg, spielt diese zweite Geschichte knapp zwei Jahrzehnte später hinter der aufgetakelten Fassade Hollywoods. „Richard Monroe: Who killed the fantastic Mister Leeds?“ ist ein Hardboiled-Krimi über einen abgebrühten Privatdetektiv, der auf die rückblickend eher unkluge Idee kommt, für eine Femme fatale den Bodyguard zu spielen. Diese ist die gefeierte Schauspielerin Ava Lamont, welche nicht nur ihrem Leibwächter Richard Monroe den Kopf verdreht ;-) Als sie während einer Musical-Premiere auf offener Bühne ihren übergriffigen Schauspielkollegen erschießt, muss Richard all seine detektivische Berufserfahrung aufbieten, um Avas Unschuld zu beweisen. Was gar nicht mal so ungefährlich ist... „Richard Monroe: Who killed the fantastic Mister Leeds?“ enthält alle die Zutaten, die Genre-Fans von einem Hardboiled-Krimi erwarten: Mord & Totschlag natürlich, aber eben auch ein ambivalentes Verhältnis zwischen dem ultramaskulinen Protagonisten und dem „blonden Gift“ sowie einen Kriminalfall, der am Ende doch viel größer ist, als man es am Anfang erwartet. Dazu sind die Grenzen von Gut & Böse beziehungsweise Richtig & Falsch stark verwischt, sodass man sich hier in mehrfacher Hinsicht moralisch eher im Graubereich befindet. Die 56 Seiten starke Geschichte teilt sich dabei in zwei etwa gleichgroße Teile auf: In der ersten Hälfte geht es um den eigentlichen Kriminalfall (dessen Plot-Twist mich tatsächlich positiv überrascht hat), in der zweiten Hälfte wird die Handlung in einer Aneinanderreihung von Actionszenen aufgelöst. Der Wechsel von einem ruhigen Detektivplot mit dialoglastigen Verhörszenen hin zu Schießereien, Prügeleien und Verfolgungsjagden war dabei für meinen Geschmack etwas zu abrupt, allerdings war er (zusammen mit dem Plot-Twist) perfekt getimt, sodass ich diesen kleinen Kritikpunkt gern verzeihe :-) Ansonsten gibt es hier eh nicht viel zu kritisieren, denn der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) liefert hier zeichnerisch zwar bodenständige, aber wirklich nett gestaltete, wirklich unterhaltsame Genre-Kost. Fazit: Zum Glück habe ich der „7 Detektive“-Reihe noch eine Chance gegeben, denn „Richard Monroe: Who killed the fantastic Mister Leeds?“ (Link) bietet spannende Genre-Kost :-D Jetzt bin ich tatsächlich gespannt, in welches Genre uns Herik Hanna das nächste Mal führen wird.
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