Die „Dungeon Crawl Classics“-Module gehören zu den ganz, ganz wenigen Fantasy-Abenteuern, die es immer wieder schaffen, bei mir den sense of wonder (Link) zu triggern :-) So nun auch beim offiziellen Abenteuer des „DCC-Tag 1“ (Link), bei dem magische Schnabelmenschenritter auf Krokodilen in die Schlacht reiten! Das ist, wie eigentlich alles bei diesem OSR-Schwergewicht, total drüber – Aber ist es auch spaßig? Spielcharaktere der 1. Stufe wollen eigentlich nur eine kurze Zwischenrast in einem kleinen Hafendörfchen einlegen, als plötzlich die Hölle losbricht: Abscheuliche Schnabelmenschen, manche mit magischen Lanzen auf Krokodilen reitend, starten einen Plünderfeldzug. Was folgt, sind Chaos und Tod – Also die perfekte Gelegenheit, um die frisch zu HeldInnen der 1. Stufe aufgestiegenen Spielercharaktere gleich wieder unter die Erde zu bringen :-P Sollte die Schlacht jedoch überlebt werden, wird es noch viel abgefahrener: Ein bleichgesichtiger Zauberer beschwört einen riesigen Obelisken aus dem Wasser, der sich als Stützpunkt der Schnabelmenschen herausstellt. Was wohl mit den gefangenen DorfbewohnerInnen passiert, die dort hineingebracht werden? Tja, das herauszufinden ist natürlich die Aufgabe der vier bis acht SpielerInnen, welche idealerweise alle Grundklassen abdecken. Denn jede Klassenfähigkeit wird in diesem Abenteuer gebraucht, wobei man idealerweise ein paar fähige KämpferInnen mehr dabei hat ;-) Denn hier geht es ordentlich zur Sache! Schon die Schlacht um das wehrlose Hafendörfchen ist ein wahres Gemetzel (auch wenn die einzelne Schnabelmenschen eher schwächlich sind, aber hier gibt’s Masse statt Klasse! Und die Reitkrokodile sind auch nicht gerade schwächliches Beiwerk :-P), doch die anschließende Erkundung des Obelisken stellt selbst vorsichtige Spielgruppen vor schwierige Herausforderungen. Ein taktischer Rückzug ist daher manchmal genauso eine sinnvolle Option wie das Umschleichen der Gegner oder die friedliche Interaktion mit, auf den ersten Blick feindlichen, Nichtspielercharakteren. Außerdem sollte man so viele Heiltränke wie möglich einpacken und auch ein paar magische Waffen wäre eine feine Sache! Trotzdem dürfte es einige Tode geben, besonders auch deshalb, weil der Glückswurf etwas häufig strapaziert wird... Deswegen kann ich mir dieses Abenteuer eigentlich auch sehr gut als Trichter-Modul vorstellen, denn warum sollte man nicht einfach selbst die angegriffenen Dörfler spielen, die ihre verschleppten Nachbarn retten wollen? Der Obelisken-Dungeon ist mit neun Räumen jetzt nicht übermäßig groß, doch im absoluten Gegensatz zur Anzahl der Schnabelmenschen gilt hier das Motto „Klasse statt Masse“. Nahezu jeder Raum wird den SpielerInnen irgendwie im Gedächtnis bleiben, etwa weil er besonders eklig ist (die Brutkammer), weil er einen besonders interessanten Kampf bietet (der Kriegsherr mit seiner Bestie und besonders auch der coole Endkampf) oder weil er die HeldInnen-Karriere nachhaltig beeinflusst (die Mondteiche). Das Abenteuer ist also ein schöner Startpunkt für angehende HeldInnen-Gruppen, die nach der Plünderung des Dungeons schon etwas besser gerüstet sind für die Gefahren der „Dungeon Crawl Classics“-Spielwelt ;-) Als Promo-Abenteuer, um neue SpielerInnen für dieses OSR-Rollenspiel zu begeistern, macht „Schatten der Schnabelmenschen“ seinen Job jedenfalls sehr gut! Seinen Job ebenfalls sehr gut macht wie immer der „System Matters“-Verlag (welcher mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte). Das Abenteuer liest sich gut und flüssig weg, wodurch selbst Spielleitungsneulinge gut damit zurechtkommen werden. Auch an Layout und Druck gibt es auch nix zu meckern, sodass der Preis von glatten 10 € für ein auf vier Spielstunden ausgerichtetes, 18 Seiten umfassendes Abenteuermodul völlig in Ordnung geht. Fazit: „Dungeon Crawl Classics: Schatten der Schnabelmenschen“ (Link) ist ein sehr tödliches, aber auch sehr spannendes Abenteuer mit einem starken Kampf-Fokus. Seinen Zweck, neue SpielerInnen für dieses OSR-System zu begeistern, erfüllt es bravourös :-)