Die „Conquest“-Anthologiereihe umfasst fünf SciFi-Comics, in denen sich unterschiedliche Kreativteams mit der Eroberung eines fremden Planeten durch die Menschheit befassen. Mit dem dritten Band „Decornum“ haben wir nun sozusagen die Halbzeit erreicht und ich war natürlich gespannt, ob die Geschichte diesmal wieder eher in Richtung des Auftaktbandes gehen würde (Science-Fantasy um zahlreiche Rätsel) oder in Richtung des zweiten Bandes (Familiendrama vor SciFi-Kulisse). Nach den Weltraum-Nazis in „Islandia“ (Link) und den kaum weniger unsympathischen Südeuropäern in „Deluvenn“ (Link) folgen nun die Japaner. Diese haben auf dem Planeten Decornum eigentlich einen idealen Zufluchtsort gefunden. Sogar die größte Gruppe der Ureinwohner, die blauhäutigen Knechte, scheinen den Menschen friedlich gesonnen – Sicherlich auch, weil sie sich Hilfe erhoffen im Kampf gegen die Dominanten, einem brutalen Kriegerstamm, der die Knechte in blutigen Ritualen opfert. Nun sind diese Dominanten eigentlich auch nur unterentwickelte Stammeskrieger, doch eine Art genetische Mutation sorgt dafür, dass sie es problemlos mit den Kampfrobotern der Menschen aufnehmen können... Das muss auch der draufgängerische Keito erkennen, der während einer Aufklärungsmission von den Dominaten entführt wird. Mehr will ich jetzt zur eigentlichen Handlung gar nicht erzählen, denn alles weitere wäre ein Spoiler – Klar, bekanntermaßen finde ich diese Spoiler-Phobie etwas affig, aber in „Decornum“ macht gerade der Story-Twist am Ende einen Großteil des Reizes aus, also lasst Euch überraschen ;-) Unabhängig davon kann man aber problemlos anerkennen, dass dieser Comic alles beinhaltet, was ein guter SciFi-Comic so haben muss: Spannende Action, coole Technik, Wissenschafts-BlaBla und geheimnisvolle Aliens. Dazu kommt ein nihilistischer Protagonist, der dank mehrerer Rückblenden zumindest ein ganz klein wenig an Tiefe gewinnt – Hier hätte es, genauso wie beim gesamten Worldbuilding, ruhig noch ein wenig mehr sein dürfen. Mit 56 Seiten ist „Decornum“ der kürzeste Band der „Conquest“-Reihe und das merkt man auch: Ja, der Comic funktioniert in diesem Umfang ganz gut, aber eigentlich schreit die Geschichte den LeserInnen lautstark entgegen „Mach aus mir eine 10teilige Anime-Serie!!!11einself“ :-) Nichtsdestotrotz können sich SciFi-Fans, gerade auch wenn sie sich für fernöstliche Genre-Vertreter interessieren, bedenkenlos den vom „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellte) mit 16 € bepreisten Comic holen. Fazit: Während sich die beiden Vorgängerbände, die ja europäische ProtagonistInnen hatten, vor allen durch ihren Erzählfokus (Abenteuer vs. Familiendrama) unterschieden, bringt der die japanische Flotte thematisierende „Conquest #3 Decornum“ (Link) tatsächlich eine ganz andere Tonalität und Atmosphäre mit. Das ist bei einer Reihe, deren Ausgangslage stets identisch ist (Menschenflotte besiedelt Planeten), im positivsten Sinne bemerkenswert :-D
Tags