Überraschend lange hat es gedauert, bis der „Splitter Verlag“ seine zwar ziemlich actionreiche, aber leider auch mit ziemlich schwachen Figuren besetzte „Senseï“-Trilogie zum Abschluss führt. In dieser SpinOff-Reihe wollte der Autor Jean-François di Giorgio uns die Prinzessin Yukio vorstellen, die aufgrund persönlicher Schicksalsschläge mit politischem Hintergrund zur gefährlichsten Rônin in Japan aufstieg. Ob ihm das gelungen ist? Prinzession Yukio ist ein echter Nerd, zumindest wenn es um Bücher aller Art und um Schwertkampf geht. Nur für Männer kann sie sich überhaupt nicht begeistern, sodass man auf einen Trick zurückgreifen muss: In diplomatischer Mission soll sie eine alte Schriftrolle in ein benachbartes Reich bringen, um sich dort ganz nebenbei in einen jungen Dichter zu verlieben. Nach allerlei hin und her, das man im zweiten Teil „Der weiße Drache“ (Link) nachlesen kann, ist sie also über alle Ohren verliebt und wird auch noch, Zitat im Comic, „zu einer richtigen Frau“ gemacht – Kleiner Meta-Einschub, aber können wir irgendwann mal gesamtgesellschaftlich das Konzept hinterfragen, dass man bereits ab beziehungsweise erst mit dem Verlust der Jungfräulichkeit automatisch ein richtiger Mann bzw. eine richtige Frau ist??? Okay, also zurück zu „Das Reich der sieben Banner“: Die junge Liebe wird getrübt, als der Prinzensohn Sumita der entsetzten Yukio gestehen muss, dass er sie im Auftrag ihres Vaters belogen hat: Er ist nur ein einfacher Mann, der für die Bespaßung der Prinzessin (aber nicht für den Beischlaf), ausgewählt wurde. Leider fällt ihm dieses Geständnis aber viel zu spät ein, denn da hat der lokale Fürst schon beschlossen, den Skandal mit Sumitas fingierten Selbstmord zu vertuschen... Es kommt, wie es kommen muss, nämlich dass Yukio den Mord an ihrem Liebsten nicht verhindern kann und deswegen total abdreht – Wozu sonst hat sie jahrelang Schwertkampf trainiert? ;-) Als 1-Frau-Armee metzelt sie sich daher durch all die Schuldigen und Mitwisser des Mordkomplotts... Tja, und nun? Die Origin-Story ist vorbei und ich weiß tatsächlich etwas mehr über Yukios Hintergrundgeschichte. Aber um mal ehrlich zu sein, hätte es dafür wirklich eine Trilogie mit jeweils 48 Seiten gebraucht? Hätte der Künstler Vincent „Vax“ Cara nicht so viel Platz für seine wieder sehr ordentlichen, atmosphärischen Zeichnungen verbraucht, dann hätte man die Handlung völlig problemlos auf einen einzigen Band zusammenraffen können :-P Aber ich will jetzt kein Miesepeter sein: Fans der Trilogie können die 16 €, die der „Splitter Verlag“ (der mir dankenswerterweise ein Rezensionsmuster zur Verfügung stellte) für den 48 Seiten starken Hardcover-Abschlussband verlangt, bedenkenlos zahlen. Fazit: „Senseï“ war schon immer eine Fernost-Comicreihe, die man mögen musste. Und die man auch wirklich gern mögen konnte, wenn man dynamische Kämpfe und Asia-Atmosphäre wichtiger fand als eine spannende Geschichte mit tiefgründigen Charakteren. Und so werden Fans von „Das Reich der sieben Banner“ (Link) zweifelsohne sehr angetan sein, während ich auch beim Lesen absolut nichts gespürt habe.
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