Da ich mich gerade in einer kreativen Schaffensphase befinde (ok, besser gesagt hab ich wieder einen angenehmen Nachtdienst ;-) ) will ich heute mal was zum Tabletop "Dropzone Commander" schreiben. Die Starterbox davon besitze ich schon seit einem Jahr, aber nun lag das dt. Hardcover-Regelwerk unterm Weihnachtsbaum und irgendwie schreit der Fluff danach in einer dystopischen SciFi-RPG-Session verwurstet zu werden...
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Aber fangen wir mal mit dem Tabletop an sich an - Worum geht's hier eigentlich?
Vor nunmehr rund 3 Jahren erblickte mit „Hawk Wargames“ eine neue Tabletop-Firma das Licht der Welt, welche in der Szene mit sehr detaillierten 10mm-Figuren und dem Versprechen "mobiler Schlachten" für Aufruhr sorgte. Als dann die dazugehörigen Spielregeln für „Dropzone Commander“ veröffentlicht wurden, wurde der Anreiz zum Kaufen des neuen Systems weiter erhöht – Doch der hohe Preis für die am Anfang noch mit einigen Produktionsfehlern behafteten Miniaturen war vielen Spielern doch etwas zu hoch. Ende des vorletzten Jahres aber ist eine 2-Spieler-Starterbox mit zwei vollständigen Startarmeen, Gelände und Zubehör erschienen zum offiziellen Kampfpreis von knapp 70 €! Die Community erlebte daraufhin einen richtigen Schub, und mit dem seit Herbst erhältlichem deutschsprachigen Hardcover-Regelwerk für 26,99 € hat das System nun auch in Deutschland massiv an Popularität gewonnen.
In „Dropzone Commander“ kämpfen aktuell 4, mit dem neuen Völkerrelease dann 5, Fraktionen um die Besatzung beziehungsweise Rückeroberung unseres Heimatplaneten. Der wurde nämlich vor 150 Jahren von den fiesen Scourge (aggressive Aliens mit dicken Plasmakanonen) erobert und nun machen sich die Menschen von den United Colonies of Mankind (UCM) daran die Besatzer zu vertreiben. Im Kampf um die Erde mischen auch die mächtigen Cyborgs der Posthumane Republic (PHR) und die teleportierenden Hightech-Aliens der Shaltari mit. Jetzt neu dabei ist außerdem der Widerstand, die letzten Reste der Menschheit die sich mit improvisierten Kriegsmaschinen zur Wehr setzen.
OK, und wie funktioniert das Ganze jetzt überhaupt?
Zu Beginn werden natürlich die Einheiten ausgesucht, wobei je nach Anzahl der Punkte eine bestimmte Menge an Einheiten(-typen) Pflicht ist. Beispielsweise muss ab 1.000 Punkte zwingend eine Kommando-Einheit mitfahren. Für den Anfang ist das aber unwichtig: Mit den jeweils 600 Punkten der Startarmeen kann man nur Skirmish-Schlachten schlagen, bei denen man maximal 5 Kampfgruppen ins Feld führen darf welche zwingend Panzer und Infanterie enthalten müssen. Allerdings kann man die Kampfgruppen im geringfügigen Maß auch individualisieren, etwa indem man ihnen Support-Einheiten wie Flak-Panzer anschließt. Hat man also seine Armee beisammen, kann es losgehen.
- In Phase 1 würfeln beide Spieler mit einem W6 die Initiative aus, wobei eine 6 automatisch den Sieg davonträgt und man sich entscheiden kann, welcher Spieler beginnt. Auch Kommandokarten können sich auf diese Phase auswirken. - In Phase 2 werden nacheinander und immer abwechselnd die Kampfgruppen aktiviert. Diese können dann (hier schließt sich gleich Phase 3 an) sowohl eine Bewegungs- als auch eine Schussaktion ausführen, wobei die Reihenfolge egal ist. Es gilt einzig zu beachten, dass manche Waffen nur bis zu einer bestimmten Bewegungsweite abgefeuert werden dürfen, beispielsweise wenn sich die Einheit nur die Hälfte der maximal möglichen Strecke bewegt hat. - Kämpfe laufen dabei recht einfach ab: Erst sagt man das in Reichweite befindliche Ziel an (wobei jede Waffe jedes Fahrzeuges ein eigenes Ziel haben darf), dann würfelt man ob die Schüsse auch treffen (eine supergenaue Railgun trifft auf 2+, hat aber nur 1 Schuss, während eine Gatling-Gun zwar 4 Schüsse würfeln darf, aber nur auf 4+ trifft). Wenn sie denn getroffen haben wird noch gewürfelt, ob ein Projektil denn auch die Panzerung durchschlägt oder nicht. Da die meisten Einheiten zwar stark gepanzert sind, aber dafür nur einen Lebenspunkt haben, wird eine getroffene Einheit sofort vernichtet. - In Phase 4 wird dann überprüft, ob eine Seite das Spiel schon gewonnen hat. Dies passiert meist, indem ein bestimmtes Objekt in Gebäuden gefunden und gesichert wurde. Dies ist die wichtige Aufgabe der Infanterie, die im Kampf auf offenem Gelände sonst eher den Kürzeren zieht. Sind alle Kampfgruppen durchaktiviert und es hat noch niemand gewonnen, geht es wieder von vorn los.Klingt ja fast wie "GW Epic", macht das denn auch Spaß? „Dropzone Commander“ ist ein Massenkampfsystem. Hier kämpfen im Idealfall beziehungsweise bei der durchschnittlichen Turniergröße von 1.500 Punkten (gern auch mal mehr) ein ganzes Dutzend Panzer gegeneinander, liefert sich Infanterie packende Häuserschlachten und versuchen schnelle Aufklärungseinheiten dem Gegner in den Rücken zu fallen. Und über dem ganzen Geschehen kreisen Jäger, Bomber und Landungsschiffe… Ganz so dramatisch, wie sich die Schlacht im Kopf abspielt, ist es dann aber doch nicht. Denn durch die Kampfgruppenbeschränkung fühlt sich eine Schlacht, selbst wenn man gleich mal mit 20 Panzer losrollen lässt, vom Einheitenmanagement eher wie ein Skirmish an. Dies sorgt natürlich dafür, dass man im Endeffekt schneller spielen kann und ist daher wohl unter der Kategorie „Geschmacksfrage“ abzulegen. Ebenso ist es eine Geschmacksfrage, ob man dieses „mobile“ Spiel mit den Transportfliegern mag oder nicht – Denn die Bodeneinheiten bewegen sich quälend langsam und bei einer Szenariozeit von zumeist 6 Runden ist man einfach darauf angewiesen, große Entfernungen schnell mit den Landungsschiffen zu überbrücken um schneller ein Missionsziel zu erreichen oder den Gegner einzukreisen. Auch sollte man sich im Klaren sein, dass selbst dick gepanzerte Einheiten dank geringer Lebenspunkte in gleichwertigen Kämpfen wirklich sehr schnell vom Spielfeld verschwinden. Wen dies nicht stört, der wird hier das passende Spiel mit sehr guten Regeln für sich finden. Und er bekommt 5 gut ausbalancierte Fraktionen mit individuellem Spielstil. SciFi-Massenschlacht-Fans, die früher leidenschaftlich „GW Epic“ gezockt haben, sind hier absolut richtig! Eine ganz aktuelle Alternative möchte ich euch aber nicht vorenthalten: "Planetfall" von Spartan Games. Laut einhelliger Meinung vieler erfahrener Tabletop-Spieler kommt es aber in der aktuellen Fassung nicht an "Dropzone Commander" heran - Hier muss ich mich voll auf das Hören-Sagen verlassen, da ich leider noch nicht die Gelegenheit und das Budget hatte "Planetfall" anzutesten. Was ich aber schon Anhand der Bilder sagen kann ist, dass "Planetfall" etwas größer wirkt als 10mm und die Optik verspielter ist. Wie immer: Geschmackssache! Die deutsche Community ist sehr rege und mittlerweile hat sich sogar schon so etwas wie eine kleine Turnierszene entwickelt. (Link). Dieses Jahr soll es schon eine Hand voll Events geben. Gut, du hast mich überzeugt! Wie war das jetzt mit dieser Starterbox? Öffnet man also die Starterbox, fällt einem erstmal eine ganze Menge Material entgegen, welches man vor dem Spielbeginn erst ordentlich zusammenbauen muss: Der große Bodenplan (18 x 24 Zoll) muss auseinandergefaltet werden, darauf kommen dann die Faltgebäude und schließlich die für beide Fraktionen je rund 600 Punkte starke Armee. Die ist vollständig aus Plastik, wird in insgesamt 7 Gussrahmen geliefert und muss erst noch mit Sekundenkleber und Messer zusammengebaut werden, was bei einem total ungeübten Spieler wir mir rund 3 bis 5 Stunden in Anspruch nehmen sollte. Wer mag, kann die Einheiten dann natürlich noch bemalen, was natürlich noch mehr Zeit in Anspruch nimmt ;-) Die „Dropzone Commander“-Starterbox versucht dem Spieler den Einstieg sehr einfach zu gestalten: Neben dem dicken englischsprachigen Regelbuch sind noch insgesamt 3 robuste Schnellübersichten enthalten: Jeweils eines davon befasst sich mit dem Armeeaufbau und den Einheiten der jeweilige Starterarmee sowie besonders wichtigen Regeln, das letzte Blatt erklärt den Rundenverlauf und das Einsteigerszenario. Dabei wird an kritischen Stellen auch immer auf die entsprechenden Seiten im Grundregelwerk verwiesen. Deutsche Spieler dürfen sich zusätzlich über die beigelegten, sehr gut geschriebenen deutschsprachigen Schnellstartregeln freuen. Das 2-Player-Starter-Set ist mit wirklich ordentlich viel Material gefüllt: Dem Regelbuch in der aktuellen Version 1.1, 2 Bodenpläne 18 × 24 Zoll mit stylischem Poster auf der Rückseite, 10 verschieden große Pappgebäude, 1 Maßband (sowohl Zoll als auch cm, wobei im Spiel mit Zoll gemessen wird), 10 sechsseitige Würfel, verschiedene relativ dünne Schablonen und Marker, deutsche Schnellstartregeln, die 3 Spielhilfe-Handouts und nicht zuletzt eine Bauanleitung. Die 2 Startarmeen bestehen aus je 3 mittleren Landungsschiffen, 3 Kampfpanzern, 3 FlakPanzern, 6 Basen Infanterie mit je 5 Figuren und 3 Transporterpanzern. Die Figuren sind allesamt von sehr guter Qualität, mit zahlreichen Details und ohne einen einzigen Gussfehler. Im Vergleich zu den wesentlich teureren Resin-Modellen müssen sich diese Einheiten aus Plastik nicht verstecken. Lediglich bei der Infanterie erkennt man bei genauerer Betrachtung zwischen den Zinn-Modellen und den Plastikeinheiten der Starterbox schon gewaltige Unterschiede – Aber auf „normaler“ Spielentfernung fällt dies selbst dem geübten Auge nicht auf :-) Die Verpackung ist aus mittelrobustem Karton, welcher dank des Titelbilds und einiger aufgedruckter Einheiten auf den Seiten einen guten Eindruck dessen vermittelt, was einen erwartet. Zusätzlich ist in der Box noch ne ganze Menge Luftpolsterfolie drin, sodass der Inhalt sicher beim Käufer ankommt. Das 2-Player Starter-Set kostet in Deutschland zwischen 70 - 80 €, wobei manche Händler sie auch mal 10 € billiger anbieten. Selbst ohne Rabatt bekommt man hier die – und ich lehne mich weit aus dem Fenster - großartigste Einsteigerbox die es aktuell auf dem Markt gibt. Hier sind 2 gleichstarke, aber trotzdem verschieden spielbare Fraktionen enthalten die mit jeweils 3 Kampfgruppen perfekt für das mitgelieferte Einsteigerszenario ausbalanciert sind. Dazu Maßband, Marker, Schablonen, Würfel, hochwertige Pappgebäude – Was will man mehr? Einsteiger kommen dank der Spielhilfen wirklich leicht ins Spiel und werden sehr lange Spaß damit haben, aber auch erfahrene Spieler können für diesen Preis mal einen Blick riskieren! Gerade für letztere Gruppe bildet das Einsteigerset auch eine gute Grundlage, um eine turnierfähige Armee aufzubauen weil nur wirklich nützliche Einheiten enthalten sind. Mit dem im Verlag Martin Ellermeier erschienene Hardcover-Buch erhält man für 26,99 € dazu passend das hervorragend übersetzte, gut verarbeitete deutsche Regelwerk mit vielen atmosphärischen Bildern. Genug Tabletop, das hier ist ein Rollenspiel-Blog!!! Das dystopische SciFi-Setting von "Dropzone Commander" eignet sich meiner Meinung nach hervorragend für Rollenspiel-Runden. Ein eigenes Rollenspielsystem gibt es zwar nicht, und in diese Richtung ist auch noch nichts angekündigt, aber durch den kriegerischen Fokus scheint es mir gut geeignet beispielsweise für das offene System "Savage Worlds". Das deutsche Regelbuch enthält dabei genug Fluff, dass sich kreative Spieler austoben können: Gut, 10 Seiten Hintergrundgeschichte sind jetzt nicht viel. Hinzu kommen jedoch noch detaillierte Infos zu den Fraktionen mit Hintergrundgeschichte, Fahrzeugen, Ausrüstung, etc. (ca. 90 Seiten). Und mit dem angekündigten Erweiterungsband kommen ja noch eine Fraktion und vor allem mehr Hintergrundinfos hinzu. Spielerisch kann ich mir da einige Sessions gut vorstellen vergleichbar mit dem "Warhammer 40k"-Rollenspielableger "Only War", in welchem die Spieler Mitglied der Imperialen Armee sind. Und bekanntermaßen müssen sie sich dort ebenfalls hoffnungslos unterlegen gegen fiese Aliens zu Wehr setzen... Ich werde den Plan jedenfalls weiterverfolgen und bei erfolgreicher Spielrunde einen Session-Report verfassen.