Was passiert, wenn ein Kult-Kreativer (der Vollzeitnerd/Schauspieler/Regisseur/Autor Kevin Smith) die Möglichkeit bekommt, die Geschichte für eine Kult-Comicfigur (die minderjährige Anti-Heldin Hit-Girl) zu schreiben? Ein Meta-Fest, das Fans abfeiern werden! Der Sammelband „Hit-Girl in Hollywood“ umfasst die ersten vier US-Ausgaben der zweiten „Hit-Girl“-Staffel. Die minderjährige Mindy, von ihrem Vater zur gerechtigkeitsliebenden Massenmörderin-Verbrechensbekämpferin ausgebildet, entdeckt nach einem von ihr brutal vereitelten Amoklauf in der Schulbibliothek eine unautorisierte Biografie ihrer bisherigen Lebensgeschichte. Und nicht nur das, sie muss auch erfahren, dass diese aktuell verfilmt werden soll. Natürlich ohne ihre Zustimmung, was Mindy so gar nicht passt. Also ab nach Hollywood, um den Studiobossen mal die Meinung zu geigen ;-) Doch kam angekommen, überschlagen sich die Ereignisse: Dick-Taker, quasie eine 1:1-Kopie von Hit-Girl, schnetzelt übergriffige Studiobosse. Und weil die Kopie dem Original zum Verwechseln ähnlich sieht, machen jetzt alle Jagd auf Hit-Girl... „Hit-Girl in Hollywood“ einzuordnen fällt mir persönlich ein wenig schwierig. Einerseits ist er nicht nur arg brutal und verstörend (der in zarten Pastelltönen inszenierte Amoklauf zweier Teenager an einer Highschool zu Beginn des Comics), sondern auch ungemein reaktionär und zynisch (Alt-Right-Deppen werden sich auf die Selbstjustizmoral hart einen abkeulen). Andererseits merkt man aber deutlich, welche schreiberische Kompetenz Kevin Smith halt mitbringt: So man sich auf die mit allerlei Meta-Querverweisen gespickte Geschichte einlassen kann, bekommt man einen von der ersten bis zur letzten Seite wirklich spannenden, schön gezeichneten Action-Comic voller schwarzem Humor. Fans können also bedenkenlos die 15 € zahlen, welche „Panini Comics“ (die mir dankenswerterweise ein Rezensionsexemplar zur Verfügung stellten) für das 108 Seiten umfassende Softcover verlangt. Fazit: Moralische Zweifel mal außer Acht gelassen, kann man „Hit-Girl in Hollywood“ (Link) den Fans der Anti-Heldin als durchweg kurzweiligen, schwarzhumorigen Sammelband bedenkenlos empfehlen.
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